27.05.2021
Andreas Altmann: GEBRAUSANWEISUNG für HEIMAT

Die Berliner Morgenpost nennt den Autor: »Ein begnadeter Reporter.« Andreas Altmann wurde am 3. Oktober 1949 im bayerischen Marien-Wallfahrtsort Altötting als Sohn eines Rosenkranzhändlers geboren, der in den Jahren der Nazis Mitglied der SA wie der SS war. Seine Kindheit verarbeitet er in dem 2011 veröffentlichten Buch »Das Scheißleben meines Vaters, das Scheißleben meiner Mutter und meine eigene Scheißjugend«. Als Theaterstück wurde es im Deutschen Theater in Berlin aufgeführt. Nach seinem Abitur trampte er erst einmal durch Europa, arbeitete vom Spüler bis zum Postsortierer. War auch im indischen Ashram, kehrte nach einem achtmonatigen Aufenthalt in einem japanischen Zen-Kloster in Kyoto in die Bundesrepublik zurück. Altmann beginnt ein Jurastudium, wechselt zur Psychologie, bricht ab, wechselt zum Schauspielstudium nach Wien, ist später in München und Wien Schauspieler. Ende der 1980er Jahre schreibt Altmann Reisereportagen vom Stern bis zum Playboy, seit 1996 sind es Bücher. Bisher sind neunzehn Titel erschienen, davon sieben SPIEGEL-Bestseller, ausgezeichnet mit dem Egon-Erwin-Kisch-Preis.

Andreas Altmann schreibt: »Mein Hauptwohnsitz ist die deutsche Sprache, nebenbei wohne ich in Paris.« Der Autor hat bereits von New York bis Kyoto die unterschiedlichsten Orte als Heimat erlebt. Dem Begriff nähert er sich auf 220 Seiten ehrlich radikal und mit Poesie. Er sagt in dem Buch wo ihm auf seinen Reisen Heimatfreude, Herzenswärme und Fremdheit begegnete. Erzählt auch von den unterschiedlichsten Heimaten, die er erlebte, aber auch von Heimat die er verließ.

Andreas Altmann schreibt im Vorwort: »Ein unendliches Buch müsste man schreiben, um alles zu ernennen, was heimatliche Empfindungen auslösen könnte. Mir reicht keine Stadt, kein Land, ich suche überall auf dem Globus nach etwas, an das ich den Sticker »Heimat« kleben kann. Jeder Fund beruhigt mich in einem Universum, durch das wir mit 107 000 Kilometern pro Stunde rasen. Eher ziellos, eher verloren und da ich an eine himmlische Heimstatt mit einem Himmelsherrscher mittendrin nicht glaube, mir diese ultimative Heimat stets als Hirngespinst erschien, bleibt mir nichts als die Erde und ihre Bewohner. Hier muss ich heimisch werden. Gelingt mir das, bin ich das geworden, was mir als Traum seit meiner Jugend durch den Kopf schwirrt: ein Weltbürger. Das wäre einer, der in der Welt zu Hause ist.«
Ein lesenswertes Buch.
khw


ANDREAS ALTMANN: GEBRAUCHSANWEISUNG für HEIMAT

Piper Verlag, München 2021
220 Seiten – 15,00 EUR