26.04.2025
Hamburger Korrespondenz im Mai 2025


Der Elbtower war ein Bauprojekt der mittlerweile insolventen Signa Prime Selection AG des österreichischen Bauunternehmers René Benko, der inzwischen in der Justizanstalt Wien-Josefstadt wegen Verdunklungsgefahr und dringendem Tatverdacht seit dem 24. Januar 2025 sich in Untersuchungshaft befindet.

Der Elbtower sollte mit einer Höhe von 245 Metern und 60 Stockwerken das dritthöchste Gebäude der Bundesrepublik werden. Heute ist es nur ein unvollständiges Hochhaus im Osten der HafenCity. Geplant von David Chipperfield Architects in London, sollte es nach damaligen Planungen 950 Millionen Euro kosten. Bis zum Baustopp am 30. Oktober 2023 verbaute Signa rund 400 Millionen Euro. Der Rohbau hatte bis dahin von geplanten 120 Metern Höhe erst 100 Meter erreicht, genannt nach dem ehemaligen 1. Bürgermeister der Hansestadt Hamburg Olaf Scholz »der kurze Olaf«.

Nach der Signa-Pleite gab es Verhandlungen mit zahlreichen Investoren. Im Dezember 2024 gab der Insolvenzverwalter des Elbtower Torsten Martin bekannt, dass ab sofort Verhandlungen nur mit dem Becken-Konsortium geführt werden. Mitglied der Investorengruppe ist der Hamburger Immobilienunternehmer Dieter Becken und auch der Milliardär Klaus-Michael Kühne, ein HSV-Fan. Anfang April 2025 wird bekannt, dass der Elbtower durch Mitnahmesetzungen am Bahnhof Hamburg Elbbrücken, einem Knotenpunkt der U-Bahn und der S-Bahn im Brückenzentrum, gravierende Schäden verursacht. Unter Mitnahmesetzung versteht man im Bauwesen eine langsame Senkung eines Bauwerks durch die allmähliche Verdichtung des Untergrundes. So wurde ein Bauverbot für den Elbtower bis mindestens bis März 2026 ausgesprochen. Damit ist der sofort geplante Weiterbau nicht möglich, auch muss der Bauträger für die Schadenbeseitigung aufkommen.

Bereits Ende März 2025 hatte Investor Kühne große Zweifel am Weiterbau des Hochhauses. Er glaubte nicht daran, dass sich der Bau realisierten lässt. Es ist nicht nur die Finanzierung, es fehlen Mieter. Als Investor wolle sich Kühne mit höchstens 100 Millionen Euro beteiligen.

Eine Warnung, die jetzt zum Baustopp führte, gab es bereits 2021. In einem Brief der Deutschen Bahn am 12. Mai 1921 an Hamburg teilt sie mit, das Bauvorhaben Elbtower werde nicht unerhebliche Auswirkungen auf das Bahngelände haben. Bei ihrer Stellungnahme der Teilbaugenehmigung am 18. August 2021 wiederholte die DB die Bedenken: Die Standsicherheit der Bahnanlagen sowie ein sicherer und störungsfreier Betrieb sei gefährdet.
Gelassenheit demonstriert Immobilienunternehmer Dieter Becken, der den Elbtower fertigstellen will. Er schreibt: »Es ist der Deutschen Bahn und dem Bauherrn des Elbtower seit Beginn der Planungen bekannt, dass das Bauwerk setzungsempfindlich ist.« Entsprechende Kompensationen erfolgten 2024. Was noch dazu kommen wird, werde derzeit ermittelt. Als neuer Mieter könnte das geplante neue Naturkundemuseum werden, die Stadt prüft, ob das wirtschaftlich ist.
khw

Der Elbtower sollte mit einer Höhe von 245 Metern und 60 Stockwerken das dritthöchste Gebäude der Bundesrepublik werden.