16.04.2024
Revolução dos Cravos 1974


Am 25. April 1974 beendete der Militärputsch, angeführt von der linksgerichteten Armeegruppe Movimento das Forças Armadas, die autoritäre Diktatur des Estado Novo. Es war António de Oliveira Salazar, der am 5. Juli 1932 zum Premierminister ernannt, gab 1933 für Portugal eine neue Verfassung, auf deren Grundlage Salazar ein Einparteiensystem errichtet, verkündet den Estado Novo (Neuen Staat), eine autoritäre Diktatur mit ihm als Führer. Die 1926 eingeführte Pressezensur beendete die freie Meinungsäußerung. Das Streikverbot, die Einschränkung der Versammlungsfreiheit, das Verbot von Parteien verhindert jede Opposition in Portugal. Überwacht wurden die Portugiesen durch die Geheimpolizei PIDE (Polícia Internacional e de Defesa do Estado – Interstaatschutz-Polizei). In der Portugiesischen Kolonie den Kapverdischen Inseln gab es von 1936 bis 1954 das Konzentrationslager „Campo do Tarrafal“ auf Santiago. In Portugal war es die Festung aus dem 17. Jahrhundert in Peniche vom tosenden Atlantik umgeben, wo mindestens 2510 politische Häftlinge von 1926 bis zur Nelkenrevolution einsaßen.

Am 24. April 1974 um 22 Uhr 55 spielte der Werberundfunk das unpolitische Liebeslied „E Depois do Adeus“ (Und nach dem Abschied) von Paulo de Carvalho. Das Lied ist Portugals Beitrag zum Eurovison Song Contest 1974, es ist auch das erste verabredete Signal an die aufständischen Militärs für den Beginn des Staatsstreiches. Gegen 00 Uhr 20 am 25. April verlas der Sprecher des katholischen Senders Radio Renascença die ersten zwei Zeilen des Liedes: „Grândola, Vila Morena“ (Grândola, braungebrannte Stadt, Heimat der Brüderlichkeit. Das Volk ist, wer am meisten bestimmt in Dir, o Stadt). Dann erklang das Lied zweimal, gesungen von Zeca Alfonso, der ist Texter, Komponist und Mitglied der verbotenen Partido Comunista Português. Das Abspielen des Liedes war das verabredete zweite Geheimzeichen für das Movimento das Forças Armadas (Bewegung der Streitkräfte) kurz des MFA. Diese rückten mit Militärfahrzeugen nach Lissabon aus, besetzte Ministerien, Rundfunk und Fernsehen und den Flughafen. Weitere Aktionen liefen verteilt im Land ab.

Die Mehrheit der Regierungstruppen lief zur MFA über. Die Kavallerieschule von Santarém besetzte den Torreiro do Paço. Gegen 12 Uhr wurde von einem Teil der Soldaten die Kaserne der Guarda National Republicana (GNR) am Largo do Carmo besetzt. In diese Kaserne hatte sich Marcelo Caetano, der nach dem Schlaganfall von Salazar ab 27. September 1968 sein Nachfolger als Diktator war, zurückgezogen. Nach einer mehrstündigen Belagerung erklärte Caetano sich zur Abdankung bereit. Seine Forderung: Die Macht an General António de Spínola zu übergeben, damit diese nicht an die Straße fällt. Der General war kein Mitglied des MFA. Die MFA-Führer um Otelo Savaira de Carvalho akzeptierten den Vorschlag wegen der unblutigen Übergabe der Kaserne. Der vom Militär zur Aufgabe gezwungene Caetano verließ unter Beschimpfungen der Demonstranten die Kaserne der GNR, wurde zum Militärflugplatz Lissabon gefahren, von wo er auf die Insel Madeira flog.

Nur bei der Erstürmung der Geheimpolizei PIDE in Lissabon in der „Rua António Maria Cardoso“ um 20 Uhr 30 fielen Schüsse, vier Menschen starben. Erst in den Morgenstunden des 26. April ergaben sich die Geheimpolizisten. Überall in Portugal wurden zahlreiche PIDE-Agenten und Informanten in Schulen, Universitäten aufgespürt und entfernt. Auch der letzte PIDE Major Silva Pais wurde verhaftet.

In der Nacht zum 27. April wurden die politischen Gefangenen aus dem PIDE-Gefängnis in Caxias und aus dem KZ Peniche befreit.

Noch vor dem 1. Mai kehrten Verbannte und politisch Verfolgte nach Portugal zurück. Auch der Vorsitzende der PCP Ávaro Cunhal, der 13 Jahre bis ihm 1960 die Flucht als Häftling aus dem KZ Peniche gelangen. Auch Mário Soares von der Sozialisten-Partei, sie wurde 1973 mit Hilfe der SPD am 19. April 1973 in Bad Münstereifel gegründet.

Der 1. Mai 1974 wurde im Lissabonner Sportstadion umbenannt in „Estádio 1° de Maio“ sprachen nach den Gewerkschaftern Álvaro Chunhal und Mário Soares. An diesem Tag wurde auch ein Amnestiegesetz erlassen, das Ende des Kolonialkriegs eingeleitet kam aber später. Ebenso wurden aus den portugiesischen Kolonien eigenständige Länder.

Die Träume und Hoffnungen, die es am 25. April 1974 gab, haben sich nicht erfüllt. Erschreckend ist das Ergebnis der Wahl zur Assembleia da República am 10. März 2024. Drittstärke Partei wurde keine Linkspartei, sondern die „CHEGA!“ – übersetzt „Es reicht!“ – eine konservative pro faschistische Partei, ähnlich im Programm wie ab 1932 der „Estado Novo“ des António de Oliveira Salazar, was eigentlich durch die Nelken-Revolution beendet sein sollte.

Warum Nelken-Revolution: Den revolutionären Soldaten wurden rote Nelken in die Gewehrläufe gesteckt.
khw

Denkmal in Grândola für das Lied: „Grândola, Vila Morena“, mit einem Schützenpanzerwagen
des Revolutionären Militärs der FMA


Nelken-Revolution


Nelken-Revolution


1. Mai 1974