01.04.2023
Hamburger Korrespondenz im April 2023


Im September 2022 beauftragte der NDR-Intendant Joachim Knuth den Theologen Stephan Reimers, die Unternehmenskultur des NDR umfassend zu untersuchen. Reimers engagierte sich sehr früh in der CDU, war von 1970 bis 1978 Mitglied der Hamburger Bürgerschaft, gehörte auch vier Jahre dem Deutschen Bundestag an. Nach Auseinandersetzungen mit dem Hamburger CDU-Vorsitzenden Jürgen Echternach trat Reimers 1993 aus der CDU aus. Als Leiter des Diakonischen Werkes initiierte er die Gründung des Hamburger Straßenmagazins „Hinz & Kunzt“. - Ende März legte Reimers seinen 99-seitigen Bericht vor. Er und sein Team führten 620 Gespräche zwischen November 2022 und Januar 2023 mit 1055 freien und festangestellten Mitarbeitern des NDR. Der Abschlussbericht basiert auf handschriftlichen Notizen, aufgezeichnet wurden die Gespräche nicht. Die Antworten fallen krasser aus als gedacht. In dem Bericht heißt es u. a. „Es gibt Tendenzen der Folgsamkeit, der gefühlten Unmündigkeit bis hin zu Grundformen der Angst bei den Mitarbeitern.“

Für den Intendanten des NDR Joachim Knuth und seine Direktoren dürfte der Bericht nicht der erhoffte Befreiungsschlag sein. Das „Klimabericht“ genannte Dokument enthält reichlich Kritik an der Führungskultur der obersten Sendermanager des NDR. Ein Mitarbeiter im Bericht wird mit den Worten zitiert: „Ich traue es dieser Führungsriege nicht zu, dass sie das hier in den Griff kriegen.“

Der NDR fasste den „Klimabericht“ von Reimers in einer Pressemitteilung knapp zusammen. Das Dokument gehe „tief in unsere bestehenden Strukturen“, zitiert der Sender seinen Intendanten Knuth. „Da wird einem der Spiegel vorgehalten und es gibt Ansichten, die nicht schön sind“ und kündigt erneut einen „Kulturwandel“ beim NDR an.

Noch immer ist der Cosco Einstieg bei der HHLA ungewiss. Auch nachdem die Bundesregierung strenge Auflagen für den Einstieg der chinesischen Staatsreederei Cosco im HHLA Container Terminal Tollerort gemacht hat, gibt es vom grünen Wirtschaftsminister Robert Habeck kein „Grünes Licht“. Ursprünglich wollten sich die Chinesen mit 35 Prozent am Containerterminal Tollerort beteiligen. Dagegen gab es heftigen Widerstand, vor allem aus dem von den Grünen geführten Bundeswirtschaftsministerium. Hamburgs 1. Bürgermeister Dr. Peter Tschentscher (SPD) und Kanzler Olaf Scholz (SPD) sprachen sich dagegen für den Einstieg des chinesischen Schifffahrtskonzerns aus. Es kam zum Kompromiss: Der Anteil von Cosco müsse unter 25 Prozent liegen. Vom gesamten Warenaustausch im Hamburger Hafen macht das Geschäft mit China etwa ein Drittel aus. Die HHLA erklärte bereits im September 2022, mit einer Beteiligung der Cosco erhalte man Planungssicherheit, um die Auslastung zu sichern. Derzeit weiter Ungewissheit beim HHLA Cosco Deal. Für HHLA-Chefin Angela Titzrath ist die Sache eindeutig. Das Geschäft mit dem chinesischen Staatskonzern hätte längst abgeschlossen sein können. Die Auflagen sind seit Monaten erfüllt, was fehlt, ist die Genehmigung des Wirtschaftsministeriums. Aus Sicht der HHLA ist das Cosco-Geschäft wichtig, es sichert in Hamburg Arbeitsplätze. So wird weiter auf das o.k. aus Berlin gewartet.
khw

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