01.05.2022
Hamburger Korrespondenz im Mai 2022


Am 17. November 2011 wurde wegen Überschuldung für die Sietas-Gruppe der Antrag auf Insolvenz gestellt. Zum Insolvenzverwalter wurde Berthold Brinkmann bestellt, der im Mai 2012 mitteilte, dass fünf Kaufangebote von Unternehmen aus der Schiffbaubranche aus der Bundesrepublik, Europa bis Asien vorliegen. Entschieden wurde vom Gläubigerausschuss, dass die drei Sietas-Unternehmen, Sietas-Werft, Neuenfelder Maschinenfabrik und Norderwerft, getrennt verkauft werden. Die Norderwerft wurde von der Bremer Lürssen-Gruppe übernommen, die Maschinenfabrik kauft ein Unternehmen aus Norwegen. Die Sietas-Werft wurde im März 2014 von der Terralinie GmbH in Hamburg, die zur in St. Petersburg ansässigen Pella Shipyard gehört, übernommen.

Nach einer Vereinbarung muss die Werft acht Jahre weiter betrieben werden. Der Name des Werftunternehmens, die 1635 erstmalig urkundlich erwähnt wurde, damit die älteste bestehende Werft hierzulande ist, wurde in Pella Sietas GmbH geändert. Dieses Unternehmen musste im Juli 2021 erneut Insolvenz anmelden und den Betrieb einstellen. Nun kommen die beweglichen Vermögensgegenstände der Traditionswerft unter den Hammer. Dabei werden die Maschinen und Anlagen online versteigert. Im Angebot sind vom Druckluftschrauber, Werkbänke, drei Schwimmdocks und der Hafenschlepper »Hohewisch«. Rund 4000 Positionen sind aufgelistet. Der Versteigerungserlös fließt in die Insolvenzmasse, aus der die Gläubiger anteilig Geld bekommen werden. Mit der Versteigerung verschwindet der älteste Werftbetrieb in Hamburg.

Auch im Hafen gibt es Probleme. Die Pandemie hat die globalen Warenströme durcheinandergebracht. Nicht nur vor Hamburgs Partnerstadt Shanghai dümpeln die Containerschiffe, auch in der Nordsee warten Dutzende von Schiffen, die in Hamburg ihre Ladung löschen wollen. Es geht um die Mehrarbeit an den Kais der HHLA, die bisher der Betriebsrat noch nicht zugestimmt hat. Aber hier wird sich wohl eine Lösung finden.

Noch keine Lösung ist bisher für den Schlick gefunden, der auch nach der Elbvertiefung noch immer ausgebaggert werden muss. Die Hafenverwaltung Hamburg Port Authority (HPA) hat eine Fläche gefunden, wo der Schlick verkappt werden kann: nahe Scharhörn. Nur das sorgt für Streit. Nach der HPA wäre das ökologisch unbedenklich. Das Gebiet liegt nahe der Vogelschutzinsel Scharhörn, die zu Hamburg gehört, auch außerhalb des Nationalparks Wattenmeer liegt. Nur die Umweltverbände prüfen bereits Klagen gegen Hamburgs Verklappungspläne.

Es ist der Schlick, der den freien Zugang zum Hamburger Hafen gefährdet. Hamburg und der Bund baggern wie nie zuvor im Fluss und bekommen doch nicht die Elbe frei von Sedimenten. Der Schlick verstopft zunehmend die Fahrrinne. Die Elbvertiefung, deren erfolgreicher Abschluss, den der Senat der Stadt im Januar 2022 verkündete, ist gefährdet. Containerschiffe mit einem Tiefgang von 13,50 Meter können seitdem tidenunabhängig den Hafen erreichen. Bei Fahrt mit der Flutwelle sind auch Schiffe mit 14,50 Metern Tiefgang möglich.

Seit 2021 sind die auf über 35 Millionen Kubikmeter angewachsen und die Sedimente sind nicht weniger geworden. Mit jeder Elbvertiefung fließt die Elbe schneller, wodurch der Fluss immer mehr Sedimente mit sich reißt. Und der Schlick muss ausgebaggert werden – ein Teufelskreis.
khw

Die Pella Sietas Werft ist in Insolvenz


Die Pella Sietas Werft stückweise verkauft


Hafengeburtstag 2020


Containerschiffe kommen und gehen