01.03.2022
Hamburger Korrespondenz im März 2022


Ein gigantischer Bau, der Elbtower, soll den östlichen Abschluss der Hafen/City bilden, die aus den ehemaligen Kaianlagen der Schuppen an dem nördlichen Elbstrom wertvolles Bauland machte. Von wo einmal die Frachtschiffe in die Lavante fuhren, nach Ägypten, Libanon und Cypern und Waren aller Art brachten und holten, stehen jetzt Wohnhäuser dicht beieinander. Man kann sich sprichwörtlich gegenseitig in die Wohnungen sehen, so wurden die Quadratmeter profitgerecht ausgenutzt. Ihren Reibach machten dabei auch die Immobilienmakler. Nun kommt auf dass sterile Quartier HafenCity noch Größeres zu: Das Erbe von Hamburgs 1. Bürgermeister Olaf Scholz, SPD, der 2018 als neuer Finanzminister der BRD in der Großen Koalition von CDU/CSU und SPD, nun in Berlin sein neues Arbeitsfeld fand.

Vor seinem Weggang als 1. Bürgermeister in seine neuen Weihen aus der Hansestadt an der Elbe hatte er gemeinsam mit dem 1. Baudirektor der Stadt, Jörn Walter, den »Elbtower« an den Norderelbbrücke vorgestellt. Das zweihundert Meter hohe Haus sollte das Entree vom Süden in die Hansestadt Hamburg sein.

Mit einer Teilgenehmigung zum Bauen wurden Schlitzwände gesetzt, sie reichten in die Tiefe bis 55 Meter. Für die Baugrube wurden mehr als 130.000 Kubikmeter Erde ausgehoben. Dann wurden 63 Gründungspfähle gesetzt. Der NDR begleitete die Bauaktivitäten mit seinem Regionalen TV-Programm »Hamburg Journal«.

Mit dem »Elbtower« und seinen 64 Stockwerken und der Höhe von 245 Metern soll das Haus nicht nur das höchste Gebäude der Hansestadt, auch das dritthöchste Haus der BRD werden. Nur mit dem Bau bricht Hamburg mit der Tradition, dass kein Haus höher sein soll als die Hauptkirche St. Michaelis, kurz Michel genannt.

Zweifel gibt es nicht nur am »Elbtower« auch am Investor. Finanziert, damit realisiert werden soll das 700 Millionen Euro teure Hochhaus über die Konstruktion Signa Prime Selection AG einem Unternehmen der Signa Holding des Österreichers René Benko, eines mit allen Wassern gewaschenem Investor. Der in verschiedene Finanzaffären verwickelte Benko wurde hierzulande bekannt als Käufer der Kaufhäuser von Karstadt und Galerie Kaufhof, wobei zahlreiche Arbeitsplätze verloren gingen. »DER SPIEGEL« veröffentlichte im Heft Nr. 5/2022 unter der Überschrift »Die Stadt bin ich« über den Aufsteiger, den Warenhausunternehmer René Benko eine entlarvende Geschichte. Das Hamburg Magazin stellte auch die Frage, woher kommt das Geld. In dem Beitrag schwingt mit, dass das René Benko-Imperium auf tönernen Füßen steht.

Der Hamburger Bürgerschaftsabgeordnete der Partei »Die Linke« Norbert Hackbusch warnt davor, dass der Bau »Elbtower« eine »Investitionsruine werden könnte«. Geld bekommt Benko auch vom HSV-Unterstützer Klaus-Michael Kühne, dem der Logistik Konzern »Kühne und Nagel« gehört, der mit Rot/Weißem Pass in der Schweiz in einem von der Steuer begünstigen Kanton residiert.

Aus dem »Elbtower« könnte wie beim Christdemokraten und ehemaligen Hamburg Bürgermeister Ole von Beust, heute Rechtsanwalt am Neuen Wall, ein ähnlicher Fall werden wie bei der »Elbphilharmonie«. Erinnern wir uns an die Jahre 30. Januar 1933 - bis zum 8. Mai 1945, wie der Architekt Konstanty Gutschow 1939 im Auftrag von Hitler den Generalbebauungsplan von Hamburg umsetzen sollte. Die Hansestadt sollte »Führerstadt« mit NS-Bauten am Elbufer werden. Die Ziegel dafür sollte das Konzentrationslager Hamburg- Neuengamme liefern. Das »Gauhochhaus« sollte einmal 250 Meter hoch werden, beim »Elbtower« sind es 10 Meter weniger an Höhe.

Heute wird bereits gesagt, dass die Musikhalle in der Stadt eine bessere Tonqualität hat als die auf einem Lagerhaus aufgepfropfte »Elbphilharmonie«. Auch ob damit die Hamburger Hafen/City städtebaulich besser bewertet wird ist fraglich.

Noch größere Probleme hat Hamburg mit seinem Verkehr, besonders dort wo die Radfahrergilde mit dem Grünen Verkehrssenator Anjes Tjarks die Fahrradwege bestimmt. Neu im Angebot von Tjarks ist im Radverkehr für bei der Elbchaussee die »Kopenhagener Lösung« vor. Hamburg längste Straße wird derzeit erneuert. Ob man die Lösung für Kopenhagen einfach nach Hamburg übernehmen kann, wird sich zeigen. Immer mehr sind Fußgänger von den kleinen Rollern, die überall auf den Bürgersteigen einfach abgestellt werden, betroffen. Hier eine praktikable Lösung zu finden ist auch eine Aufgabe des Grünen Senator Anjes Tjarks.
khw

DER SPIEGEL - Heft Nr. 6, 2022

KÖNIG DER STÄDTE
René Benkos Milliarden-Monopoly



Elbchaussee - S-Bahn Hochkamp
Baustelle mit rumstehenden E-Rollern