01.12.2020
Hamburger Korrespondenz im Dezember 2020


Am 11.März 2004 sagte der damalige BRD-Verteidigungsminister Peter Struck, SPD: »Die Verteidigung Deutschlands findet am Hindukusch statt.« Wie Donald Trump verkündet, verlassen bis zum 20. Januar 2021, dann endet seine Amtszeit als 45. US-Präsident, die ersten US-Soldaten aus Afghanistan heimwärts in die Staaten. Auch die Bundeswehr packt ihre Koffer, zieht sich aus Kundus zurück und verkleinert ihren Aktionsradius am Hindukusch. Wie das Einsatzführungskommando in Geltow bei Potsdam angab, sollen deutsche Berater der afghanischen Streitkräfte nicht länger fest im nordafghanischen Kundus stationiert sein. Es hieß zugleich auch, die Entscheidung, die Berater aus Kundus abzuziehen, habe nichts mit den überraschenden Abzugsabsichten der Amerikaner zu tun, die die Regierung Trump vergangene Woche verkündet hatte. Kundus ist die Provinzstadt im Nordosten Afghanistans, in der der Einsatz der Bundeswehr im Oktober 2003 begann. Damals bezogen deutsche Truppen zunächst ein Lager mitten in der Stadt; später errichteten sie ein neues Feldlager am Flugplatz auf einer Anhöhe außerhalb. Der Schwerpunkt der deutschen Aktivitäten in Afghanistan verlagerte sich nach Mazar-i-Sharif, nachdem die Bundeswehr die Führung des Isaf-Einsatzes für den ganzen Norden Afghanistans übernommen hatte. Im Feldlager am dortigen Flughafen ist bis heute das größte deutsche Kontingent beheimatet.

Das Feldlager in Kundus wurde 2013 von der Bundeswehr geräumt; der gesamte Afghanistan-Einsatz änderte damals seinen Charakter. Die Unterstützungs- und Stabilisierungsmission wurde in eine Aus- bildungs- und Beratungsmission umgewandelt. Nachdem Kundus in den Jahren darauf wiederholt Angriffen der Taliban ausgesetzt war und einmal auch kurzzeitig von ihnen besetzt werden konnte, erkannte die Bundeswehr die Notwendigkeit, auch im äußeren Nordosten wieder mehr Engagement bei der Beratung und Ausbildung der afghanischen Kommandeure und Offiziere aufzubieten. So entstand im Camp Pamir, dem Hauptquartier des 217. Korps der afghanischen Armee, ein eigener, besonders gesicherter Abschnitt mit eigener Küche und eigener Sanitätsstation für die deutschen Berater und ihren militärischen Schutz. Im Sommer gab die Bundeswehr noch an, dieses Camp im Camp solle ausgebaut werden und künftig auch Büro- und Arbeitsmöglichkeiten für bis zu 130 Personen bieten. Diese Pläne wurden nun endgültig aufgegeben. Den Anstoß für eine Verringerung der gesamten Nato-Truppenpräsenz gab im April der Abschluss eines Abkommens zwischen den Taliban und den Vereinigten Staaten. Darin waren Schritte zu einem Abzug der ausländischen Truppen vereinbart, allerdings wurde der vollständige Abzug von Fortschritten im innerafghanischen Friedensprozess abhängig gemacht. Zu einer geänderten Lagebeurteilung führte überdies auch der Verlauf der Corona-Pandemie, die schon im vergangenen Sommer die Arbeit der deutschen Militärberater stark eingeschränkt hat. Da die Amerikaner abziehen, folgt nun auch das treue und folgsame Hündchen - die Equipe von Frau Kamp-Karrenbauer, der Noch-CDU-Vorsitzenden und Verteidigungsministerin von der Saar.

Auch die Pandemie hat die große Koalition bis heute nicht im Griff. Ostasien macht es besser als das EU-Europa. Zurück zur Normalität ist ein schwieriger Weg, zumal die Bundesrepublik ein föderativer Staat ist, wo die Gesundheit wie Bildung den 16 Bundesländern obliegt. Beispiel Taiwan: Hier sind seit Beginn der Pandemie 7 Menschen an Covid-19 gestorben, seit über 200 Tagen gibt keine Neuansteckungen. In Südkorea gibt es täglich 100 Neuinfektionen. In beiden Asienländern war kein Lockdown mehr nötig. Und hier wird mit dem Lockdown experimentiert.

Verunsichert werden hierzulande die Bürger von der Truppe der Corona-Leugner. Wie das NDR-Magazin »PANORAMA« jüngst berichtet, gehören der Formation auch etliche Ex-DDR- Bürgerrechtler an. Das ist der neue Weg - »Vom DDR-Gegner zum EU-Bürger zum Corona-Leugner«. Mitglieder dieser neunen Kampftruppe sind Angelika Barbe, Vera Lengsfeld und Siegmar Faust, der im Cottbus Stasiknast einmal einsaß. Alle „3“ wurden von der BRD freigekauft - heute demonstrieren sie ohne Maske als »Querdenker« gegen den verordneten Lockdown gegen Corona - das einzige was hilft, wenn noch keine Vakzine vorhanden sind.

Nur wer wird zuerst geimpft? Inzwischen gibt es eine Liste, die Alter wie Vorerkrankungen berücksichtigt. Auch das medizinische Personal soll bevorzugt behandelt werden. Noch ist hier im Lande kein Impfstoff vorhanden.

Die Schweiz hat bereits errechnet, was dem 4-sprachligen Land die Pandemie kostet: 138 Milliarden Franken. Diese Summe verkündete am 30 November die »Neue Zürcher Zeitung« in ihrem Wirtschaftsteil. Seit ihr Schweizer nun arm?

De «Alternative für Deutschland», die vom 29.-30. November in den baulichen Resten des nicht fertiggebauten Schnellen Brüter in Kalkar am Niederrhein tagte, zerriss beinahe die Diskussion über die Äußerungen des Mitvorsitzeden Jörg Meuthen, der Herr kommt aus Baden-Württemberg, das liegt im Westen, den Parteitag. Der Ost-Mann der Partei AfD, der auch anders denkt als Meuthen heißt Tino Chrupalla kommt aus Sachsen. Meuthen hat keine Sympathie, dass die AfD gemeinsam mit der NPD und weiteren Rechten im Bündnis Deutschtümelnden gegen die Berliner Corona-Auflagen demonstrieren. Das hätte beinahe vorzeitig den AfD-Parteitag beendet, der in voller Länge vom TV-Kanal PHÖENIX die Wohnzimmer an diesem Wochenende in der BRD erreicht. Auch wird dieser Sender von den verächtlichen »Lügenjournalisten betreut, wie die Corona-Leugner sie nennen.

Und noch ein letztes von der Hamburger Korrespondenz für Hamburg: Ohne Einhaltung der Verkehrsregeln wird auf Hamburgs Straßen Fahrrad gefahren. Ab und zu kontrolliert wohl die Polizei, verteilt bei zu großer Auffälligkeit den Radfahrer Geldbußen. Wie wäre es, den Fahrradfahrenden zu den neuen Tugenden in der Stadtgesellschaft gehört einmal nachzudenken, ob hier nicht hilfreich Nummernschildern die Verkehrsdisziplin befördern kann? Angebracht wäre auch eine Versicherungspflicht der Radlerer.
khw

Bundeswehr rüstet sich zum Abzug aus Afghanistan


Die Asiaten machten es bisher besser


Die Deutschen demonstrieren nur ...


... ohne Schutzmasken, ohne Abstand, ohne Gehirn!