11.08.2018
Museum für Hamburgische Geschichte: Revolution! Revolution? – Hamburg 1918/19

Vom 25. April 2018 – 25. Februar 2019
Vorgezogen wurde die Eröffnung der Ausstellung bereits im April über die Hamburger Revolution vom November 2018 im Museum für Hamburgische Geschichte. Das wohl aus Angst, dass bei einer Eröffnung im November 2018 die Besucher ausbleiben. Erfolge werden wie beim TV so auch bei Ausstellungen gemessen, wie der Zulauf von Besuchern war.

In der Ausstellung ist wohl eine «Rote Fahne» und ein echtes «Maschinengewehr» zu sehen, sonst ist es eine Text- und Flugblättershow. Zur Ausstellung ist ein opulenter Katalog erschienen mit einem Grußwort der Senatorin für Stadtentwicklung und Wohnen Dr. Dorothee Stapelfeldt – in den 70er Jahren des letzten Jahrhunderts Mitglied des ASTA der Universität Hamburg, verantwortlich für die Pressearbeit. Frau Stapelfeldt: «Das Wissen um den Prozess der Demokratiewerdung und des Demokratieerhalts sind deshalb gleichermaßen Inhalt und Ziel der Ausstellung. Ich bin überzeugt: Der Blick zurück lohnt sich.»

Der Direktor des Museums für Hamburgische Geschichte, Prof. Dr. Hans-Jörg Czech in seinem Vorwort im Ausstellungskatalog: «Ausstellung und Begleitband können aufzeigen, dass in Hamburg in den Jahren 1819 und 1919 tatsächlich ein von weiten Teilen der Bevölkerung getragener Prozess des Umbruchs in eine neue demokratische Ordnung stattfand, dessen Errungenschaften bis in die Gegenwart nachwirken.»

Für mich eine sehr gute Beschreibung der Revolution von 1918 ist das Buch von Dr. jur. John Ulrich Schroeder «Im Morgenlichte der deutschen Revolution». Im April 1921 schreibt der Autor- von Beruf Richter - in Hamburg: «Die Geburtsstunde der deutschen Revolution, die bisher nur den Sturz der Monarchie bewirkt hat, wird gewöhnlich auf den November 1918 angesetzt, wo die Marine an der Ost- und Nordseeküste das Joch des Militarismus zerbrach und dem Volke das Signal zu seiner Befreiung gab. Dabei wird übersehen, daß schon geraume Zeit vorher Mannschaften der Marine den Versuch unternahmen, die ihnen unerträglich gewordene Gewaltherrschaft abzuschütteln, ohne dass freilich der erste Anlauf zum Erfolge führte. Schon im August 1917 begann die Erhebung, deren erster Akt, die Zeit bis zur Wahl der Nationalversammlung umfassend, heute als ein abgeschlossener historischer Vorgang angesehen und gewertet werden kann. Besatzungen der Hochseeflotte, entschlossen, den Krieg von sich aus zu beendigen, verließen - nicht, wie vielfach behauptet und geglaubt wird, unter dem Einfluss unabhängiger Reichstagsabgeordneter, sondern spontan aus ihrer Masse heraus in Wilhelmshaven kooperativ ihre Schiffe, und suchten in Versammlungen durch ihr Beispiel die noch zögernden Elemente mit sich zu reißen. Es waren an Bord der Schiffe Listen in Umlauf gesetzt worden, die sich diejenigen Mannschaften einzutragen hatten, die ihre Bereitschaft zur Beendigung des Krieges durch Dienstverweigerung mit ihrer Person zu vertrete gewillt waren. Darüber, wie das Ziel angesichts des Feindes erreicht werden sollte, fehlte es zwar noch an Klarheit. So ganz aussichtslos schien aber der Versuch bei dem Solidaritätsgefühl der proletarischen Klassen aller Länder nicht. Getragen von der Hoffnung, die überall gleich kriegsmüden Massen würden sich über die Fronten hinweg die Hand zum Frieden reichen, glaubte das Proletariat in der blauen Jacke, dass es nur seines Bekenntnisses zu der Gemeinschaft der Völker bedürfe, um die allenthalben unter der Oberfläche glimmende Idee der Kriegssabotage zur lodernden Flamme zu entfachen. Wer mag heute darüber urteilen, wie sich die Dinge entwickelt hätten, wenn es gelungen wäre, die deutschen Fronten durch den Ruf nach Verbrüderung der Heere niederzulegen. Dass über ein Jahr später der Aufstand in Deutschland nicht die von der ersten Marinebewegung erhoffte Wirkung gehabt hat, beweist fast nichts. Denn die Novemberempörung fiel in jene Zeit, wo die Feinde durch das Waffenstillstandsgesuch eine so bedeutende Überlegenheit erlangt hatten, dass sie ihren Völkern das Ende des auch sie zermalmenden Krieges ohnehin in Nahe Aussicht stellen konnte.»
khw


Der Katalog zur Ausstellung 352 Seiten, zahlreiche Abbildungen
im Museum 29,80 EUR

Museum für Hamburgische Geschichte Holstenwall 24
Geöffnet Montag, Mittwoch bis Freitag 10-17 Uhr
Sonnabend u. Sonntag 10-18 Uhr