07.09.2017
Das Kapital – eine Ausstellung im Museum der Arbeit

Es ist wohl das weltweit bekannteste Buch «DAS KAPITAL» von Karl Marx, dessen erster Band 1867 im Verlag Otto Meissner in Hamburg erschien.

Es dauerte vier Jahre bis die erste Auflage des Bandes, 1000 Exemplare, verkauft waren. Heute zählt sein Werk, neben der Bibel, zu den Auflagen stärksten Buchtiteln der Welt. Und es hat noch großen Einfluss auf die Gesellschaften, auch auf Staaten. Somit ist es noch immer Gegenstand in Diskussionen, diese nicht nur an Universitäten. Auch heute ist «Das Kapital» es nicht mehr wegzudenken.

Anlass der Ausstellung im Museum der Arbeit im ehemaligen Arbeiterstadtteil Barmbek, ist das Jubiläum der Erstveröffentlichung des ersten Bandes «Das Kapital». Das vor 150 Jahren erschienene Buch aus dem Hamburger Verlag Otto Meissner wurde in Leipzig gedruckt bei Otto Wigand. Nun ist «Das Kapital» in der Ausstellung Anlass einer kontroversen Aussendersetzung mit unserer Geschichte, wie auch der Wirkung von Karl Marx heute. Zitat aus dem Pressetext: «Aus unterschiedlichen Perspektiven widmet sich die Ausstellung in fünf Kapiteln einem Werk, das als erstes den Anspruch erhob, den Kapitalismus umfassend zu analysieren, und bis heute die Grundlage einer kritischen Debatte über die Vor- und Nachteile kapitalistisch organisierter Gesellschaften bildet.» Heute diskutieren über Karl Marx Jesuiten wie Börsianer, nur ausgeblendet haben sich die von Hartz VI Abhängigen.

Es sind die Themenbereiche von „SCHREIBEN", „PUBLIZIEREN", „LESEN", „BEGREIFEN" und „DISKUTIEREN", die in die Hamburger Ausstellung einführen, so zur Industrialisierung, der Arbeiterbewegung des 19. Jahrhunderts. Auch über die widersprüchliche Rezeption des Werks im 20. Jahrhundert bis zu den heutigen Fragen über Arbeit und Lohn, Produktion, Verteilung und Gewinn. Auch geht es um die Frage in welcher Gesellschaft wir leben wollen, wird heute noch die kapitalistische Ökonomie verstanden, gibt es zum neokapitalistischen Wirtschaftssystem überhaupt eine Alternative.

Christin Lahr, Professorin für Medienkunst in Leipzig, übt mit ihrer Arbeit «MACHT GESCHENKE: DAS KAPITAL – Kritik der politische Ökonomie» mit einer Geldüberweisung. Seit 2009 transferiert Christin Lahr täglich den Mindestbetrag von einem Cent an das Bundesfinanzministerium in Berlin. Dabei benutz sie die 108 Zeichen des Verwendungszwecks dafür, den ersten Band vom «DAS KAPITAL» abzuschreiben. Diese Geschenkaktion, die sich als immaterielles Mahnmal ins kulturelle Gedächtnis als gespeicherte Datenmenge auf die Server der Bundesbank für das Bundesfinanzministerium festschreibt. So versteht Christin Lahr eine zeitgemäße Kritik an der politischen Ökonomie.

Ob nun Helmut Schmidt oder gar Rudi Dutschke zur Ausstellung gehören, ist für mich fraglich. Wäre es nicht angebracht gewesen Karl Liebknecht, er rief am 9. November 1918 vom Berliner Schloss die «freie sozialistische Republik» aus, was Kurt Eisner bereits einen Tag früher tat zu erwähnen? Gab es nach 1945 nicht noch einen weiteren Versuch, der durch die Übernahme beendet wurde.

Es gibt mehrere Sichten heute auf Karl Marx, auch die Kritik am Kapital ist geblieben. Aber ohne breites geschichtliches Wissen hat man keinen Zugang zur Ausstellung.
khw


DAS KAPITAL - KARL MARX
Bis zum 4. März 2018

Museum für Arbeit
Wiesendamm 3 – 22305 Hamburg
Mo. 13-21 Uhr, Di. – Sa. 10 - 17 Uhr
So. + Feiertage 10 – 18 Uhr