23.05.2017
Galerie Herold: Ernst Eitner – zum 150. Geburtstag
Anlass der Ausstellung ist der 150 Geburtstag von Ernst Eitner - geboren am 30. August 1877

Der Maler des Impressionismus begann nach seinem Schulbesuch 1882 eine Lithographenlehre. Sein großer Wunsch war an einer Kunstakademie zu studieren, es fehlten die Mittel. Mit der Hilfe von Molly und Helene Cramer, zwei kunstsinnigen Schwestern, konnte er ab 1896 das Studium an der Akademie beginnen, wurde Meisterschüler von Gustav Schönleber, der die Freilichtmalerei seiner Studenten förderte.

Das Fischerdorf Gothmund bei Lübeck, von Malern aus Karlsruhe und Weimar entdeckt, wird von Eitner aufgesucht. Über die Motive hier schreibt er in seinen Erinnerungen: «Die Fischer in ihren schweren Kleidern und hohen Seestiefeln, die Häuser mit Innenräumen unter Strohdach, die Dielen mit den Lohkesseln für Segel und neue große und kleinere Netze, die alten Leute beim Netzflicken.» An der Ostsee entstehen seine Frühwerke. Noch sind die Farben zurückhaltend, mehr auf einen gesamten Ton abgestimmt. Dazu gehören auch großformatige Aquarelle von hohem künstlerischen Reiz.

Alfred Lichtwark, seit 1886 Direktor der Hamburger Kunsthalle, fördert den jungen Eitner. Nach der mittelalterlichen und der romantischen Kunst setzt sich Lichtwark für zeitgenössische Kunst ein, beginnt eine Sammlung mit Bildern aus Hamburg.

Im September 1897 kommt es in der Stadt zur Gründung des «Hamburger Künstlerclub». Die Gründungsmitglieder sind neben Ernst Eitner, Arthur Illies, Julius von Ehren, Thomas Herbst, Paul Kayser, Alfred Mohrbutter, Friedrich Schaper, Arthur Siebelist und Julius Wohlers. Es ist auch das Jahr, indem Lichtwark von Eitner die Arbeit «Das Alstertal bei Wellingsbüttel» für die Kunsthalle ankauft.

Ab 1907 werden die Schüler von Arthur Siebelist - Friedrich Ahlers-Hestermann, Franz Nölken, Fritz Friedrich, Walter Alfred Rosam und Walter Voltmer – Mitglied im Künstlerclub. Es ist auch das letzte Jahr wo in den Räumen des Hamburger Kunstvereins am Neuen Wall eine Ausstellung des Künstlerclub stattfindet. Das Aus kommt zwei Jahre später, stürzt Ernst Eitner in eine tiefe Krise. Es kommt zu einer Neuorientierung seiner Bildthemen. Abgegrast ist als Motiv das Alstertal, seine neuen Motive sind nun der Bau der U-Bahn, Fabriken, die Sanierung eines Abbruchviertels. Auch das Treiben in der City, der Jungfernstieg werden Bildthemen. Anregungen findet er auch auf Sylt, hier sind es sind die Dünenlandschaften und Meeresstudien. An seinem 50. Geburtstag ernennt ihn der Hamburger Senat zum Ehren-Professor. Kunstfreunde sammeln 6500 Mark, um der Kunsthalle ein Bild von Ernst Eitner zu schenken. Der Nachfolger von Lichtwark, Gustav Pauli wählt die großformatige Arbeit mit dem Titel «Dem Herrn zu Füßen» aus.

Große Differenzen hat Eitner auch mit der Kunstkritik. Betroffen ist er auch davon, dass seine ehemaligen Schülerinnen Gretchen Wohlwill, Alma del Banco, Gerda Koppel und Clara Telge nach ihrem impressionistischen Beginn sich dem Kubismus oder dem Expressionismus zuwenden.

Wie seine Künstlerkollegen begrüßt auch Ernst Eitner die Machtübernahme von Adolf Hitler, dem sehr schnell die große Enttäuschung folgt. Von den Nazis wird der «Reichsverband der bildenden Künstler» der Weimarer Republik im November 1933 in ein «Reichskartell» überführt. Seine Tagebucheintragung: «Das Kartell gibt uns keinen Ersatz. So wissen die Künstler nichts über die Kunst in Deutschland. Auch die Verhältnisse der Kunst in Hamburg sind bedrohlich. Was ist die deutsche Kunst?»

In diesen Jahren findet Ernst Eitner kaum noch Käufer für seine Arbeiten. Das Haus mit Atelier in Hamburg-Hummelsbüttel ist vermietet, mit seiner Frau zieht er nach Lüneburg. Die Hamburger Kunsthalle und die Galerie Commeter nehmen seinen 70. Geburtstag 1937 als Anlass, den Künstler mit zwei Ausstellungen zu würdigen.

Nach 1945 beginnt der Siegeszug der abstrakten Kunst. Es scheint, dass die Maler des Künstlerclubs, auch das Wirken von Alfred Lichtwark, vergessen sind. Am 28. August 1955 stirbt Ernst Eitner mit 88 Jahren in Hamburg. Noch immer haben seine Arbeiten in Sammlerkreisen einen hohen Wert.
khw

Galerie Herold: Ernst Eitner - zum 150. Geburtag
Bis zum 7. Jul 2017
Colonnaden 5 – 20354
Di - Fr 11 – 18 UHR