22.05.2017
BUCERIUS KUNST FORUM: Max Pechstein – Künstler der Moderne

Zum ersten Mal zeigt das Bucerius Kunst Forum die erste Einzelausstellung von Pechstein, obwohl seit Jahren die expressionistische Malerei im Lande Hochkonjunktur hat. Damit wird das vielschichtige Werk vor dem Hintergrund seiner biografischen Daten gewürdigt. Im Katalog heißt schreibt Franz Wilhelm Kaiser, Direktor des Bucerius Kunstforums: «Erstaunlicherweise ist die Ausstellung Max Pechstein. Künstler der Moderne die erste Retrospektive des herausragenden Expressionisten in Hamburg – mehr als ein halbes Jahrhundert nach seinem Tod. Frei von jedem Anspruch auf Vollständigkeit ist sie eine Retrospektive in dem Sinne, dass Pechsteins Gesamtwerk thematisiert wird und nicht nur als Protagonist des Expressionismus.»

Es sind exemplarische Werkgruppen – Gemälde, Aquarelle, Zeichnungen, Holzschnitte und Druckgrafiken - von Pechsteins Arbeiten zwischen den Jahren 1906 und 1932 ausgewählt wurden. Am 31. Dezember 1881 wird Hermann Max Pechstein als Kind einer Arbeiterfamilie im sächsischen Zwickau geboren. Nach seiner Lehre als Dekorationsmaler beginnt von 1900 bis 1903 ein Studium an der Dresdner Kunstgewerbeschule die er mit Auszeichnung abschließt. Ab 1903 Meisterschüler bei Otto Gußmann an der Königlichen Kunstakademie in Dresden mit einem eigenen Atelier. Erich Heckel lernt er 1906 kennen, wird im Mai als einziger akademisch ausgebildeter Künstler Mitglied der Künstlergruppe «Brücke». Nach Abschluss seines Studiums 1907 in Dresden erhält er für seine Wettbewerbsarbeit den mit 1000 Mark dotierten «Rompreis». So kann Pechstein sich eine Reise nach Italien und Paris finanzieren. Der Parisaufenthalt an der Seine zwischen 1907 und 1908 prägt den jungen Künstler. Hier Bekanntschaft mit dem Fauvismus, wandelt diesen in einen eigenständigen expressionistischen Stil, ist auch an dem Stil der «Brücke-Künstler» beteiligt. Aus Paris schreibt er diese Zeilen: «Mit kommt es vor, als sei ich jetzt erst sehend geworden.»

Die Ausstellung zeigt in fünf Kapitel Beispiele aus Paris, Dresden und Berlin, Nidden und Monterosso al Mare, Palau und Leba und Rowe. Das erste Malerparadies findet er in dem Fischerort Nidden auf der Kurischen Nehrung. Ab 1909 verbringt er sechs Sommer hier. Seine Reise 1914 nach Palau, verkauft 1899 von den Spaniern nach ihrer Niederlage im Spanisch-Amerikanischen Krieg ans Deutsche Reich, wird nicht zum Traum. Am 15. August 1914 erklären die Japaner dem Deutschen Reich den Krieg, besetzen die Insel, Pechstein ist nun Kriegsgefangener. Die Rückreise nach Deutschland wird zum Alptraum. Kriegsteilnehmer an Westfront, nahe dem französischen Lille.

Über die Veränderungen durch die Novemberrevolution 1918, das Deutschland verändert, keine Angaben in der Ausstellung wie im Katalog. Gesichert ist, das Max Pechstein für die Arbeiter Partei greift, gründet mit Cécar Klein, Georg Tappert und Moritz Melzer am 3. Dezember 1918 die Künstlervereinigung „Novembergruppe“, auch gehörte er dem Arbeiterrat für Kunst an.

Da nach dem Ersten Weltkrieg, Nidden gehört zu Litauen, findet er 1921 als Ersatz in Hinterpommern den Küstenort Leba. Von den Nationalsozialisten 1933 aus seiner Professur entlassen, als „entarteter“ Künstler diffamiert, über 300 seiner Werke aus Sammlungen entfernt, zieht er sich, um der NS-Herrschaft zu entkommen, neben Leba in das 20 Kilometer entfernte Fischerdörfchen Rowe zurück. Auch in der diffamierenden NS-Ausstellung «Entarte Kunst» 1937 werden Pechsteins Arbeiten präsentiert. Bombenangriffe auf Berlin im Zweiten Weltkrieg wird seine Wohnung und das Atelier zerstört.

Nach der Befreiung wir Max Pechstein als Professor an die neugegründete Hochschule für bildende Künste in Berlin berufen. Seine künstlerische Arbeit wird mit mehreren Ausstellungen gewürdigt. Am 29. Juni 1955 stirbt Max Pechstein in Berlin.
Fürwahr eine repräsentative Ausstellung im Bucerius Kunst Forum.
khw

Max Pechstein - Künstler der Moderne
Bucerius Kunst Forum
Rathausmarkt 2, 20095 Hamburg
bis 3. September 2017
Täglich 11-19 Uhr, donnerstags 12 Uhr

Der Katalog zur Ausstellung
196 Seiten – mit farbigen Abbildungen
aller ausgestellten Werke 29,00 EUR