17.11.2016
Ernst Barlach Haus: GEORGE GROSZ - Der große Zeitvertreib



Die letzte George Grosz Ausstellung in Hamburg fand vom 4. Oktober bis 23. November 1975 im Kunstverein, damals in den eigenen Räumen vor der Kunsthalle, und dem einfachen Titel „Leben und Werk - George Grosz“ statt. Es war eine breit angelegte Retrospektive des CEuvre von George Grosz von Uwe M. Schneede kuratiert, damals noch beseelt von der Vermittlung progressiver Kunst.

Georg Grosz, in den Jahren von 1928 bis 1931 Angeklagter in einem Gotteslästerungsprozess schreibt später:
"Ich habe als Künstler doch eine gewisse Aufgabe. Ich gehöre ja sozusagen auch dem deutschen Volke an, und ich habe da eine bestimmte Mission, die ich ganz deutlich in mir empfinde. Ich bin vielleicht als Zuchtrute eingesetzt, wenn auch nur als graphische, die ja verhältnismäßig harmlos ist. Aber in mir steht dann etwas auf, und wenn ich auch nur Vertreter einer Minderheit bin, so ist es doch etwas ganz Logisches, was sich in der Form der Zeichnung absetzt. Es ist etwas, was für mich nicht wegzuleugnen ist. Es klingt vielleicht etwas merkwürdig, aber es ist so: Bei der Konzipierung dieser Dinge kümmere ich mich nicht darum, ob es Gesetze gibt, sondern ich arbeite aus der Zeit und aus meiner eigenen Persönlichkeit, aus meinem eigenen Künstlertum heraus."
Ansatz der Ausstellung im Ernst Barlach Haus ist ein anderer. Es geht um seine mit spitzer Zeichenfeder kommentierte Zustände vor allem in der Weimarer Republik. In der Ausstellung „DER GROSSE ZEIVERTREIB“ sind Arbeiten versammelt die zwischen 1912 (Kaiser-Reich) und 1930 (Weimarer Republik) in Berlin entstanden. Es sind Klassiker an Bildsatiren der Neuen Sachlichkeit, die ihren politischen Biss bis heute - damit zeitlos - behalten haben.

Am 26. Juli 1893 wird er als Georg Ehrenfried Groß in Berlin geboren. Von 1909 bis 1912 Studium an der Akademie der Künste. Ab 1912 wieder in Berlin, Studium an der Kunstgewerbeschule bei Emil Orlik. Bei Ausbruch des Ersten Weltkriegs meldet er sich freiwillig, aber bereits im Mai 1915 wird er als „dienstunbrauchbar“ aus der Armee des Kaisers entlassen. In diesem Jahr auch seine Bekanntschaft mit den Brüdern Wieland und Helmut Herzfelde, der sich später John Heartfield nennt. Aus Begeisterung für die USA und als Protest gegen die Kaiserliche Anti-England- Propaganda ändert Groß seinen Namen in George Grosz. Erneut wird er 1917 erneut zum Militär einberufen und nach kurzer Krankheit für immer entlassen. Seine erste Mappe entsteht, auch ist er gemeinsam mit Raoul Hausmann und Richard Huelsenbeck bei dadaistischen Programmen dabei. Mit seinem Eintritt in die KPD arbeitet Grosz an politisch satirischen Zeitschriften mit. Im Malik-Verlag erscheint seine antimilitaristische Mappe »Gott mit uns«. Wegen Beleidigung der Reichswehr wird Grosz zu einer Geldstrafe verurteilt.

Mit dem dänischen Schriftsteller Martin Andersen Nexø reist er 1922 durch die Sowjetunion, sie treffen auch Lenin und Trotzki. Seine Mappe Ecce-Homo wird 1923 zum Teil beschlagnahmt, auch tritt er aus der KPD aus. In Mannheim nimmt Grosz 1925 an der Ausstellung »Neue Sachlichkeit« teil. 1928 beginnt der Prozess wegen Gotteslästerung. Anlass ist das Mappenwerk »Hintergrund«, der Prozess endet 1931 mit einem Freispruch. Ein Jahr später ist George Grozs Gastdozent an der Art Students League in New York. Noch einmal kehrt nach Berlin zurück, verlässt nach der Machtübernahme der Nazis Deutschland geht zurück in die Staaten, wird ab 1938 US-Bürger. Da sind bereits seine Arbeiten als »entartet« beschlagnahmt und werden in der NS-Ausstellung »Entartete Kunst« ausgestellt. Im Jahr 1954 besucht er Westdeutschland und Berlin das erste Mal wieder. Endgültig kehrt George Grosz 1959 nach Westberlin zurück, stirbt wenig später am 6. Juli in der Stadt.
khw


Ernst Barlach Haus
Jenischpark - Baron-Voght-Straße 50a
22609 Hamburg
Geöffnet Dienstag - Sonntag 11 - 18 Uhr


Der Katalog GEORG GROSZ – Der große Zeitvertreib

Herausgeber beat Wismer u. Gunda Luyken
Mit Beiträgen u.a. von Bertolt Brecht, Erich Kästner und George Grosz

Wieland Verlag
192 Seiten, 335 farbigen Abbildungen – 34 EUR