16.04.2024
Frank Zöller u. Stefan Weppelmann Hg.: Tübke und Italien
Katalog zur Ausstellung des Museums der bildenden Künste Leipzig
vom 7. März bis 16. Juni 2024

Werner Tübke, Maler und Grafiker, war einer der bedeutendsten Bildendenden Künstler der DDR, gehört mit Bernhard Heisig, Wolfgang Mattheuer und Heinz Zander zur sogenannten Leipziger Schule. Tübke wurde durch seine Italien-Bilder und sein Bauernkriegspanorama aus dem16. Jahrhundert in Bad Frankenhausen populär. Die Deutsche Post der DDR gab parallel zu Eröffnung des Bauernkriegspanoramas einen Briefmarkensatz heraus.

Werner Tübke, am 30. Juli 1929 in Schönebeck/Elbe geboren, gestorben am 27. Mai 2004 in Leipzig, besuchte die Volksschule ab 1939 das Gymnasium in seinem Geburtsort, bekam Unterricht in Zeichnen in Magdeburg beim Maler Karl Friedrich. Tübke erlebte das Ende des III. Reich unspektakulär, kommt 1946 in eine neunmonatige schuldlose Haft durch die sowjetische Militärjustiz. Beginnt danach eine Malerlehre, holt das Abitur nach, studiert an der Hochschule für Grafik und Buchkunst in Leipzig (HGB). Hier ist später Oberassistent im Grundlagenstudium an der HGB. Den Wettbewerb zur Gestaltung der Wandbilder „Fünf Kontinente“ für das Interhotel »Astoria« in Leipzig gewinnt er 1958. Es folgen der erste Studienaufenthalt in der Sowjetunion, Bulgarien reise, gewinnt den Wettbewerb zur Gestaltung des Wandbildes „Arbeiterklasse und Intelligenz“ im Rektorat der Karl-Marx-Universität Leipzig. Seine erste Italienreise ist 1971, wird Professor an der HGB und ist ab 1973 bis 1976 der Rektor der Hochschule. Nimmt teil an der documenta 6 in Kassel, die Königliche Akademie der Künste in Schweden ernennt ihn 1982 zum Mitglied, ein Jahr später wird er Mitglied der Akademie der DDR. Die Ehrendoktorwürde der Universität Leipzig wird ihm 1985 verliehen. Obwohl das Panoramagemälde in Bad Frankenhausen bereits 1987 fertiggestellt ist, erfolgt die Eröffnung erst zwei Jahre später aus Anlass des 500. Geburtstag von Thomas Müntzers am 14. September 1989. Für die DDR nehmen an der Eröffnung der Kulturminister Hans-Joachim Hoffmann, Kurt Hager und Margot Honecker in Vertretung ihres erkrankten Mannes Erich Honecker teil.

Auch nachdem die DDR durch ihren Beitritt zur BRD am 3. Oktober 1990 sich auflöste, malte Werner Tübke weiter, reiste bis ins späte Alter zu den Kanarischen Inseln und Italien.

Über Werner Tübkes Bild die „Frühbürgerliche Revolution“ schreibt der Kunstkritiker der Zeitung des Mainstream „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ Eduard Beaucamp am 28. Mai 2004: „Das thüringische Bauernkriegspanorama (1976 bis 1887)“ ist keine Großillustration, sondern eine historische Parabel menschlicher Irrungen und Irrungen mit Durchblick auf gesellschaftliche Unruhen, Umbrüchen und Glaubenskämpe der Moderne, auf eine Welt nicht in Umbruch, sondern im Taumel einer Spätzeit: Weltgeschichte vollzieht sich als Weltgericht. Weiter schreibt er: In fast allen seinen „Historienbildern“ hat Tübke seine skeptische, ja geschichtspessimistische Anschauung und nicht das Fortschritts-Wunschbild der DDR entfaltet – die Auffassung von einer Wiederkehr des Gleichen, aber was niemals das Gleiche ist. Was so nicht stimmt, in der FAZ gibt Eduard Beaucamp eine bürgerliche Sicht aufs Bild wieder. Das Bild hat die DDR in Auftrag gegeben und bezahlt. Ein ähnliches im Film, hier wurden „Die Kinder von Golzow“ vom Staat DDR als Langzeitbeobachtung in Auftrag gegeben. Von 1961 bis 2007 sind es 18 Menschen der Jahrgänge 1953 bis 1955 die der Dokumentarfilm begleitet, aus dem Filmmaterial ist der Stock für 20 eigenständige Filme im Laufe der Jahre über den 3. Oktober 1990.

Werner Tübkes Bild die „Frühbürgerliche Revolution“, dass die aufständischen Bauern unter Führung von Thomas Müntzer zeigt, das auf dem Schlachtberg steht, hier wurden die Revolutionäre am 15. Mai 1525 von den vereinigten Heeren des Adels geschlagen. Hier wurde Thomas Müntzer gefangengenommen, gefoltert und am 27. Mai 1525 im Feldlager der Fürsten bei Mühlhausen öffentlich hingerichtet.

Werner Tübke reiste siebenmal nach Italien, besuchte Mailand, Florenz, Fiesole, Rom und Venedig wie die Insel Capri, nach Sizilien das erste Mal 1971. Die Werner Tübke Ausstellung in Leipzig hat den Titel „Tübke und Italien“ aus Anlass seines 20. Todestag am 27. Mai 2024, zeigt Arbeiten Gemälde, Grafiken und Zeichnungen aus eigenen Beständen wie von Leihgebern aus dem In- und Ausland. Die Ausstellung zeigt auch seine Haltung zum Manierismus, besonders im Selbstbildnis mit Palette von 1971 wie auch im „Familienbild in sizilianischen Marionettenrüstungen“ von 1977. Mit zwei Arbeiten Teil der Ausstellung, der seine Nähe zur PCI (Kommunistische Partei Italiens) nie verleugnete, ist Renato Guttuso mit dem Titel: „Besetzung des unbebauten Landes in Sizilien“ (1949/50) und die „Bauern -Marseillaise“ von 1947 vertreten. Den Unterschied von Tübke zu Gutuso vermittelt dem Besucher das Foto mit dem Titel „Das ZK der PCI im Atelier von Guttuso“. Anders als Italien bezahlte die DDR das Panoramabild „Frühbürgerliche Revolution“.

Zur Ausstellung ist ein empfehlenswerter Katalog erschienen.
khw


MdbK: Tübke und Italien

Verlag E. A. Seemann, Leipzig 2024
144 Seiten – Fotos sw. u. Farbe – 25,00 EUR