15.04.2024
Georg Heym: Die Sektion

Sein vollständiger Name ist Georg Theodor Franz Artur Heym wurde am 30. Oktober 1887 im schlesischen Hirschberg geboren, starb am 16. Januar 1912 in Gatow, heute ein südlicher Stadtbezirk von Berlin, ist einer der wichtigsten Lyriker des frühen literarischen Expressionismus. Heym war der Sohn eines Staats- und späteren Reichsmilitärstaatsanwalts, so war sein Verhältnis zum bürgerlich-konservativen Elternhaus problematisch. Der Bruder, seines besten Freundes Ernst, hielt das in einem Brief fest: „Vater Heym war sehr schwermütig, stark religiös eingestellt, aktiv in der Inneren Mission tätig. Die Mutter trat nie besonders hervor, seine Schwester Gertrud war ebenfalls sehr kirchlich und religiös eingestellt und allen weltlichen Dingen und Freuden ablehnend.“

Sein Schulbesuch ist durch den häufigen Ortswechsel geprägt. Endlich kann er in Neuruppin im März 1907 sein Abitur ablegen und beginnt 2 Monate später in Würzburg ein Jurastudium. Erst ein begeisterter Corpsstudent wird für ihn bald „furchtbar geisttötend, lächerlich und stumpfsinnig.“ Im November 1908 wechselt er an die Friedrich-Wilhelms-Universität Berlin, zwei Jahre später ist er an der Universität Jena, geht doch wieder zurück nach Berlin, legt hier im September die Erste Juristischen Staatsprüfung über „Die Reform der Städteordnung durch den Freiherrn von Stein 1809“ ab. Georg Heym hasst die Rechtswissenschaft, durch die er sich vom Vater genötigt sieht. Im Januar 1911 besteht er die Erste Staatsprüfung und kommt zum Vorbereitungsdienst ans Amtsgericht Lichterfelde. Keine vier Monate später ist er wegen Unzuverlässigkeit entlassen. Auch ein zweiter Anlauf scheitert, Heym will nun Offizier werden, das Infanterie-Regiment Nr. 98 in Metz nimmt ihn, die Zusage tritt in Berlin ein, da ist er bereits tot.

Ende November 1911 hat Heym mit dem Verleger Ernst Rowohlt einen Vertrag über das Prosawerk, das in einem Novellenband veröffentlicht werden soll. Noch vor der Veröffentlichung stirbt Georg Heym einen tragischen Tod. Am 16. Januar 1912 traf sich Heym mit seinem Freund Ernst Balcke zum Schlittschuhlaufen auf der Havel. Balcke geriet in ein Loch im Eis, das für Wasservögel ins Eis geschlagen war. Heym eilt seinen Freund zur Hilfe und bricht auch ins Eis ein. Kann sich zunächst festhalten, auf sein Schreien kommt keine Hilfe. Heyms Leiche wird erst 4 Tage später gefunden, am 24. Januar findet auf dem Friedhof am Fürstenbrunner Weg in Berlin Charlottenburg die Beisetzung statt. Posthum veröffentlicht Ernst Rowohlt, der durch ein Gedicht von Georg Heym 1911 in der Zeitschrift „Der Demokrat“ veröffentlicht aufmerksam wurde, die Prosatexte. Vom Aufstand der hungernden Pariser Bevölkerung gegen das Königpaar während der Französischen Revolution bis zum fiktiven Tagebuch Antarktisforscher Shackleton spannt sich der Bogen seiner Kurzgeschichten.

Sieben davon sind unter dem Titel Georg Heym „Die Sektion“ im Verlag Steidl Nocturnes 2023 erschienen.
khw


Georg Heym: Die Sektion
Erzählende Prosa
Herausgeben von Andreas Nohl

Steidl Nocturnes, Göttingen 2023
128 Seiten – 18,00 EUR