15.03.2021
MICHAEL KRASKE: Tatworte – Denn AfD & Co. meinen, was sie sagen

Der Autor Michael Kraske, Jahrgang 1972, ist Journalist und Autor von Sachbüchern und Romanen, schreibt u.a. für Spiegel Online, Die Zeit, Tagesspiegel und MDR.

Eine Sammlung von AfD Tatworten, die von Alexander Gauland, Alice Weigel, Björn Höcke, Andreas Kalbitz und den Vorsitzenden Partei Jörg Meuthen und Tino Chrupalla, die von Michael Kraske auf 150 Seiten zusammengetragen wurden. Es ist nicht alles Parteimitglieder der Altennative für Deutschland, mit dabei ideologische Überzeugungstäter von Pegida, Querdenkern und Verschwörungstheoretikern. In diesem Umfeld schwimmt immer noch Thilo Sarrazin mit, der wurde am 31. Juli 2020 von der SPD Bundesschiedskommission wirksam aus der Partei ausgeschlossen.

In 9 Kapiteln, das von »Von Worten und Taten« über »Die Revision deutscher Geschichte« bis »Nehmt sie beim Wort!« hat der Autor die kalkulierten Tabuausbrüche der Rechten die im Bundestag und in Versammlungen gesagt wurden, zusammengetragen. Michael Kraske: »Mittlerweile hat sich die Gesellschaft angesichts einer systematischen sprachlichen Hemmungslosigkeit der radikalen Rechten daran gewöhnt, dass Politiker wie Alexander Gauland (AfD) den Nationalsozialismus als »Vogelschiss« verharmlosen oder kündigen an, den politischen Gegner »jagen« zu wollen. Diese Normalisierung des vormals Unsagbaren hat einen gefährlichen Effekt: Die Gesellschaft stumpft ab. Generell wird öffentlich geäußerte Sprache als Träger von Ideologie und Orientierungshilfe für unser Handeln permanent unterschätzt.«

Noch nicht allen ist bekannt, dass der Paragraf 86 des Strafgesetzbuchs nicht nur den Hitlergruß oder das Hakenkreuz wegen Verwendung von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen unter Strafe stellt. Auch Parolen wie »Heil Hitler« oder die SS-Losung »Meine Ehre heißt Treue« sind verboten. Auch die Verwendung der SA-Parole »Alles für Deutschland!« ist verboten und damit strafbar. Nur die AfD hält sich nicht daran.

Erschreckend wenn der Mitvorsitzende der AfD Tino Chrupalla im ZDF- Interview erklärt: »…ich halte den Begriff Umvolkung nicht für rechtsextrem.« Was ist er denn sonst?

Auch der ehemalige Bundesverfassungsschutzpräsident Hans-Georg Maaßen, politische Beamter, sagte auf einer CDU-Veranstaltung in Weinheim im Juni 2019: »Ich bin vor dreißig Jahren nicht der CDU beigetreten, damit heute 1,8 Millionen Araber nach Deutschland kommen.« Nicht menschenverachtend?

Falsch verstandene Fairness und Ausgewogenheit von Journalisten, auch vom öffentlich/rechtlichen Rundfunk und Fernsehen führt gegenüber der AfD regelmäßig zu absurden Ergebnissen. Gegenüber Rassismus, Rechtsextremismus und autoritären Fantasien dürfen sich Journalisten von Printmedien, Hörfunk und Fernsehen nicht neutral verhalten. Ebenso bei den zahlreichen Trittbrettfahrern – eine klare Kante ist hier angebracht.
Empfehlenswert.
khw


Michael Kraske – Tatworte
Denn AfD & Co. meinen, was sie sagen

Ullstein Taschenbuch, Berlin 2021
156 Seiten – 14,00 EUR