28.01.2021
Katharina Rudolph: REBELL IM MASSANZUG – LEONHARD FRANK – Die Biographie

Die vorliegende Leonhard Frank Biografie basiert auf der Dissertation von Katharina Rudolf, die sie im Jahr 2019 am Fachbereich Philosophie und Geschichtswissenschaften der Johann-Wolfgang-Goethe-Universität in Frankfurt am Main unter dem Titel »In den Stürmen der Geschichte. Leben und Werk des Schriftstellers Leonhard Frank zwischen Kaiserreich und geteiltem Deutschland 1882 -1961« eingereicht hat. Für die Buchausgabe des Aufbau Verlags Berlin wurde der Text der Dissertation leicht gekürzt.
Die Autorin Katharina Rudolph, 1984 in Hamburg geboren, studierte Germanistik, Geschichte und Kunstgeschichte. Da sie als freie Journalistin für das Feuilleton der Frankfurter Allgemeinen Zeitung schreibt, merkt man wie sie die Deutsche Geschichte aufarbeitet.
Leonhard Frank - am 4. September 1882 in Würzburg geboren, am 18. August 1961 in München gestorben – war einer der bedeutendsten sozialkritischen und pazifistischen Erzähler der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Sein Stil ist sparsam und sachlich, damit gelingt es ihm, die gesellschaftlichen wie psychischen Abhängigkeiten seiner Romanfiguren darzustellen. Seine gesamten Romane, von »Die Räuberbande« aus 1914 bis zum autobiografischen Roman von 1952 »Links, wo das Herz ist« sind geprägt von seiner politischen Vorstellung eines solidarischen und humanen Zusammenlebens der Menschen.
Frank wächst in ärmlichen Verhältnissen auf, besucht die evangelische Konfessionsschule in der Mainstadt, Schlosserlehre, Labordiener am Julius-Spital verlässt 1904 Würzburg um in München Kunstmaler zu werden. Gehört in München-Schwabing zur Bohème-Szene, lernt auch den späteren DDR-Kulturminister Johannes R. Becher kennen. 1910 Umzug nach Berlin, heiratet 1915 Lisa Ertel. Mit seinem Roman »Die Räuberbande« der erste Erfolg in Deutschland, bekommt auch den mit 1000 Reichsmark dotierten »Fontane-Preis«, emigriert in die Schweiz, beendet hier die Novelle »Der Mensch ist gut«. Da im Reich die Novelle verboten muss es illegal eingeführt werden. Im November 1918 wird Frank von Heinrich Mann der »Kleist-Preis« zugesprochen. Auch beteiligt er sich 1919 an der Münchner Räterepublik als Anhänger von Kurt Eisner und Gustav Landauer. Er engagiert sich auch bei der Internationalen Arbeiterhilfe (IAH) von Willi Münzenberg des oppositionellen Schriftstellerzirkel »Gruppe 1925«, Mitglieder sind Becher, Döblin und Brecht.

Mit Beginn der Nazi-Diktatur emigriert Frank über Zürich, London nach Paris. Von Marseille geht es 1940 weiter in Exil in die USA. Obwohl hier ständig von der Einwanderungsbehörde und dem FBI überwacht, kann er auf Vermittlung von Ernst Lubitsch und William Dieterle als Drehbuchautor für die Major-Company »Warner Brothers« arbeiten. Im Jahr 1950 kehrt Leonhard Frank wieder zurück nach Deutschland.

1952 bekommt Frank die Silberne Medaille von Würzburg, 1953 folgt Nürnberg mit dem Kulturpreis, das Verdienstkreuz der Bundesrepublik, die DDR verleiht ihm 1955 für das Gesamtwerk den Nationalpreis I. Klasse, gefolgt von der Humboldt-Universität Berlin/DDR die Ehrendoktorwürde. Die UdSSR ehrt den Schriftsteller 1960 mit der Tolstoi-Medaille.

Fünf Tage vor seinem Tod am 18. August 1961 kam die Nachricht vom Bau der Berliner Mauer. Leonhard Frank frohlockte: »Na endlich! Nur so kann die DDR eine Ausbeutung durch den Western verhindern.«

Mein Wunsch ist eine engagierte Biografie - keine, wie die vorgelegte distanzierte Biografie.
khw


Katharina Rudolph:
REBELL IM MASSANZUG – LEONHARD FRANK – Die Biographie

Aufbau Verlag, Berlin 20020
496 Seiten - zahlreiche Fotos - 28,00 EUR