16.09.2020
Hannes Bahrmann: Francos langer Schatten – Diktatur und Demokratie in Spanien

Der Diktator Francisco - sein voller Namen ist Francisco Paulino Hermenegildo Teódulo Franco Bahamonde Salgado Pardo - wurde am 4. Dezember 1892 in Ferrol, Galicien geboren. Er war ein spanischer Militär, mit Fortune, der in der Monarchie, dann in der Zweiten Spanischen Republik, später mit dem Bürgerkrieg, eine Karriere macht. Er konnte 1933 eine anarchistische Republik unterbinden und 1934 den Bergarbeiteraufstand in Asturien blutig beenden, ist ab 1935 General Stabschef des Heeres. Nach dem Sieg der Volksfront der Wahlen am 16. Februar 1936, begann am 17. Juli in Spanisch-Marokko eine Militärrevolte gegen die Zweite Spanische Republik - unterstützt von regulären Soldaten, marokkanischen Söldnern und der Spanischen Legion, sie existiert heute noch. Der Aufstand begann nach Plänen von Emilio Mola. Es war Franco, der am 18. Juli 1936 mit einem Funkspruch an die Armee das Signal zum Aufstand gab. Durch den Tod Molas am 3. Juni 1937, bei schlechtem Wetter stürzte sein Flugzeug ab, war Franco nun der einzige Führer des Bürgerkriegs. Am 1. April 1939 erklärte der Caudillo Franco den Bürgerkrieg für beendet, den er mit Hilfe der Rechten Achse Berlin - Rom, Hitler und Mussolini, gewann.

Für Spanien begann eine fast vierzigjährige Leidenszeit, die nicht mit Francos Tod am 20. November 1975 endete. Als seinen Nachfolger hatte der Diktator Juan Carlos bestimmt, der wurde bereits zwei Tage später zum König von Spanien proklamiert. Von den Spaniern wurde der neue König als »Ziehsohn Francos« wahrgenommen.

Das über Spanien immer noch der Schatten Francos liegt, belegt Hannes Bahrmann mit dem Hinweis, dass noch hunderte Gesetze aus den Franco-Jahren noch immer in Kraft sind. Nicht von ungefähr 1976 wird der Generalsekretär der faschistischen Falange, Adolfo Suárez, neuer Regierungschef. Bereits 2014 ist der Name wieder da. Der Ministerpräsident Mariano Rajoy von der Partido Poupular (PP) schlägt mit der Begründung »Suárez habe maßvoll dazu beigetragen, dass in Spanien der Übergang zur Demokratie erfolgreich gewesen sei« den Flughafen Barajas-Madrid in Flughafen Adolfo-Suárez-Barajas-Madrid umzubenennen. So ist es geschehen.

Nur die »transición«, der Wechsel vom Franquismus zur parlamentarischen Monarchie verlief nicht so glatt, auch wenn die Partido Comunista de España wieder zugelassen ist. Der Autor schreibt: »45 Jahre nach dem Tod von Francisco Franco sind die Amnestiegesetze, die alle Verbrechen vor 1975 straffrei stellten, weiterhin in Kraft. Richter Baltasar Garzón, der 2008 feststellte, dass im Bürgerkrieg und in der Diktatur Verbrechen gegen die Menschlichkeit begangen wurden, die nicht amnestiefähig sind, erhielt Berufsverbot.«

Im Jahr 2007 wurde das Gesetz über das historische Gedenken - gemeint ist damit der Bürgerkrieg im Land von 1936 bis 1939 - nur habherzig verfasst, die PP Regierung von Mariana Rajoy verweigerte da für die Mittel und wurde außer Kraft gesetzt. Auch die 2018 von der Minderheitsregierung von Pedro Sánchez von der Partido Socialista Obrero Español (PSOE) in Aussicht gestellte Gründung einer Wahrheitskommission zur Aufklärung der Verbrechen während des Bürgerkriegs und der Franco-Diktatur blieb bis heute eine Ankündigung. Eingelöst hat Sández gegen den Sturm der Katholischen Kirche und der Franco Familie die Exhumierung von Franco aus dem faschistischen Walhalla »Valle de los Caidos« (Tal des Todes). Seit dem 24. Oktober 2019 ruht der Diktator an der Seite seine Frau auf dem Friedhof El Pardo-Mingorrubio am Nordrand von Madrid. Was aus der ehemaligen Franco-Weihestätte in der Sierra de Guadarrama wird ist offen. - Trotz der Umbettung des Diktators wirft er heute immer noch seinen Schatten über das Land zwischen Atlantik und Mittelmeer.
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khw


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