30.08.2020
KRIEG MACHT NATION - Wie das deutsche Kaiserreich entstand

Seit Jahren lautet der Leitspruch des Heeresgeschichtlichen Museums in Wien »Kriege gehören ins Museum« dazu bekennt sich mit seiner neuen Ausstellung auch das Militärhistorische Museum der Bundeswehr in Dresden. Die Ausstellung zum 150. Jahrestag des deutsch-französischen Krieges zeigt den kriegerischen Weg, der zur Gründung des Deutschen Kaiserreiches unter der Führung Preußens führte. Mit einbezogen in die kriegerische Geschichtsaufarbeitung die Kriege Preußens und Österreichs gegen Dänemark 1864, zwei Jahre später der Krieg Preußen gegen Österreich, in der Schlacht bei Königgrätz siegt Preußen, Schleswig-Holstein wird eine preußische Provinz.

Die Ausstellung zeigt den kriegerischen Weg Deutschlands zur Reichsgründung am 18. Januar 1871 im Spiegelsaal des Schlosses Versailles, hier wird der preußische König Wilhelm I. zum Deutschen Kaiser proklamiert. Im Ausstellungskatalog heißt es: »Im Juli vor 150 Jahren begann der Deutsch-Französische Krieg. 2021 kehrt zum 150. Mal der Jahrestag der Kaiserproklamation wieder. Zuvor reihten sich, wenn auch kaum überregional wahrgenommen, 2014 Gedenktermine des zweiten Deutsch-Dänischen Krieges und 2016 des Deutschen Krieges aneinander. Zeugen dieser Epoche sind in vielen Deutschen präsent, doch bleiben sie für die meisten von uns stumm. Das mag selbst für die Berliner Siegessäule oder das gewaltige Hamburger Bismarckdenkmal gelten.« Weiter heißt es: »Zahllose Plätze und Straßen wurden ab 1871 nach Persönlichkeiten wie Kaiser Wilhelm I., Generalfeldmarschall Helmuth von Moltke oder Reichskanzler Otto von Bismarck benannt, nach Siegen wie Metz oder Sedan« und heißen noch immer so. Auch gibt inzwischen große Bedenken gegen Bismarck. War er es nicht die Kongokonferenz über Afrika, von Bismarck vom 15. November 1884 - 26. Februar 1885 nach Berlin einberufen, wo der Kontinent für den Kolonialismus europäischer Staaten aufgeteilt wurde.

Es geht auch um das Preußenbild, das von heute von Alexander v. Humboldt, Karl Friedrich Schinkel und Theodor Fontane geprägt wird. Als Schriftsteller wollte Theodor Fontane über den Deutsch-Französischen Krieg für die Vossische Zeitung berichten. Faziniert von Jeanne d'Arc wurde er beim Besuch ihres Geburtsorts in Domrémy-la-Pucelle am 5. Oktober 1870 als preußischer Spion verhaftet und auf der Insel Ile d'Oléron am Atlantik inhaftiert, erst später freigelassen.

Die Ausstellung beschränkt sich darauf die politischen Folgen des Krieges anzudeuten, der am 19. Juli 1870 mit der Kriegserklärung des französischen Kaiserreichs an Preußen begann. Aus dieser kriegerischen Auseinandersetzung gingen Frankreich und Preußen verwandelt hervor – Frankreich wird Republik, Preußen wird zur Führungsmacht in dem neu gegründeten Kaiserreich.

Knapp wird berichtet über die sozialistische Pariser Kommune von 18. März bis 28. Mai 1871, die nicht nur blutig von Frankreich, auch mit Hilfe der Preußen, niedergeschlagen wird. Am 16. Mai 1871 gab der Befehlshaber der französischen Regierungstruppen Marschall Mac-Mahon einen Tagesbefehl: »Soldaten, soeben ist die Säule auf der Place Vendôme gefallen. Die Ausländer haben sie respektiert. Die Pariser Kommune hat sie gestürzt. Männer, die sich Franzosen nennen, haben es gewagt, unter den Augen der Deutschen dieses Zeugnis des Sieges der Siege Eurer Väter die europäischen Koalitionsheere zu zerstören.«

Ausgeführt hat den Abriss der Vendôme-Säule im Auftrag der Pariser Kommune der Maler Gustave Courbet. An der »Mur des Fédérés« - der Mauer der Föderierten – wurden am 28. Mai 1871 147 Kommunarden erschossen, heute auf dem Friedhof Père Lachaise in Paris – leider fehlt eine Abbildung in dem umfangreichen Katalog.
Nur warum findet diese Ausstellung in einem Militärgeschichtlichen Museum der Bundeswehr statt?
khw


KRIEG MACHT NATION - Wie das deutsche Kaiserreich entstand
Bis zum 31. Januar 2020 Militär Historisches Museum – Dresden
Der umfangreiche Katalog der Ausstellung

432 Seiten – reich illustriert – 48,00 EUR