22.07.2020
Karl Lagerfeld - FOTOGRAFIE

Karl Lagerfeld sagte stets über sich, er habe drei Berufe: Modedesigner, Fotograf und Verleger. Es scheint so, die Fotografie war ihm besonders wichtig, da sie ihn auch beflügelte bei seinen Leidenschaften Mode und als Verleger. Er verfügte über Mittel und ein breites Netzwerk, so konnte Lagerfeld jedes Projekt umsetzen. Zu seinen Freunden zählten Modelle und Freundinnen, Kolleginnen und Kollegen, die ihm halfen, die Ideen die ihm vorschwebten, ins Reale umzusetzen. So gab es immer wieder opulente Modenschauen, heute bereits legendär, die er im Pariser »Grand Palais« zeigte.

Der deutsche Modeschöpfer, Designer, Fotograf und Kostümbildner Karl Otto Lagerfeld wurde am 10. September 1933 in Hamburg geboren, starb am 19.Februar 2019 in Neuilly-sur-Seine. Der seit Mitte der 50er Jahre in Paris lebende Lagerfeld begann seine Laufbahn in der französischen Modewelt in Paris, wo er von Bal main, Patou, Chloé und anderen Modefirmen beschäftigt wurde. Seit 1965 war er als Damenmode-Designer bei Fendi in Rom unter Vertrag. Mode unter seinem eigenen Namen Lagerfeld kreierte er für Damen und Herren seit 1974. Ab 1983 ist er Kreativdirektor und Chefdesigner bei dem französischen Modehaus Chanel. Er schafft in den 1980er Jahren den Aufstieg von Chanel zu einem internationalen Milliardenkonzern. Auch wird er bekannt für zahlreiche Kooperationsprojekte in den Bereichen Mode, Werbung, Design, Fotografie und Kunst. Während seines über 60 Jahre stilbildenden Einflusses auf die internationale Modewelt nennen Journalisten Lagerfeld »Kaiser Karl«, bezeichnen ihn als »Modezar«. Karl Lagerfelds Markenzeichen über Jahre: »ein weiß gepuderter Zopf, ein hochstehender Vatermörder sowie dunkle Sonnenbrillen«. Auch gehörte über Jahre zu seinem Outfit der »Handfächer«.

Karl Lagerfelds »Fotografie« zeigt das Kunstmuseum Moritzburg Halle/Saale. Thomas Bauer-Friedrich, Kurator und seit 2014 Direktor des Kunstmuseums Moritzburg: »Das Sammeln und Ausstellen von künstlerischer Fotografie hat im Kunstmuseum Moritzburg Halle (Saale) eine mehr als 100-jährige Geschichte. Schon in den frühen Jahren des 1885 gegründeten Museums für Kunst und Kunstgewerbe beschäftigt man sich – alles andere als eine Selbstverständlichkeit zum damaligen Zeitpunkt – mit aktuellen Positionen der zeitgenössischen Fotokunst.«

Der Kunsthistoriker Hubertus Gaßner, bis 2016 Direktor der Hamburger Kunsthalle schreibt: »Die vielen Selbstportraits in denen der Fotograf sich spiegelt, lassen ein weiteres Mal erkennen, inwieweit Kultur und Lebensstil des Dixhuitième für Lagerfeld weit mehr waren als eine Kostümfundus, aus dem sich der Modeschöpfer Anregungen für seine Entwürfe holte. Er war nicht der Einzige in der Modewelt, der sich in den 1980 Jahren vom Stil des originären Rokokos oder des Neo-Rokokos des 19. Jahrhunderts inspirieren ließ. Anleihen an dem Vorbild machten in diesen Jahren auch andere Modeschöpfer seiner Generation. Unter anderem Givenchy, Valentino, Yves Saint Laurent, die im Zeichen der postmodernen Zitierwut erneut Gefallen am aristokratischen »Raffinement des 18. Jahrhunderts fanden.«

In seinem Betrag »Drucken für Karl Lagerfeld« schreibt der Verleger und Drucker Gerhard Steidl: »Es lohnt sich, die analogen Methoden, die Lagerfeld so liebte, zu studieren. Alle Arbeiten in dieser Ausstellung wurden in folgenden Techniken realisiert: Acryldruck, Algrafie, Daguerreotypie, Fresson Print, Kontaktbogen (Prof), Platinotypie, Polaroid transfer, Siebdruck und Silbergelantine-Print.« Abschließend schreibt Gerhard Steidl: »Ein neuer Papierabzug war dann die Vorlage für eine aufwändige Handkolorierung – er übermalte die Fotos derart intensiv, bis praktisch nichts mehr vom ursprünglichen Foto sichtbar blieb. Dieses Blatt wurde erneut gescannt und im Algrafie-Verfahren auf Büttenpapier gedruckt. Das Ergebnis ist ein seriell hergestelltes »Original« und im besten Sinne ein »Multiple«.
khw


Karl Lagerfeld - FOTOGRAFIE
Mit Beiträgen von Thomas Bauer-Friedrich, Hubert Gaßner
und Gerhard Steidl

Steidl Verlag Göttingen, 2020
224 Seiten - Schwarz-Weiß- u. Farbfotos - 28,00 EUR

Die Ausstellung im Kunstmuseum Moritzburg
Friedemann-Bach-Platz 5
06108 Halle
bis zum 6. Januar 2021