22.07.2020
Jakob Saß: GEWALT, GIER UND GNADE
Der KZ-Kommandant Adolf Haas und sein Weg nach Wewelsburg und Bergen-Belsen

Der Autor Jakob Saß, Jahrgang 1980 in Berlin -Friedrichshain geboren, arbeitet als Doktorand am Leibnitz-Zentrum für Zeithistorische Forschung in Potsdam, hat eine Biografie des KZ-Kommandanten Adolf Haas geschrieben, der Lagerkommandant der KZ Niederhagen/Wewelsburg und Bergen-Belsen war. Haas wurde im Konzentrationslager Sachsenhausen für seine Aufgaben ausgebildet, war danach Kommandant im KZ Wewelsburg, dann in Bergen-Belsen. Von und über Adolf Haas gibt es nur wenige Dokumente, für die entlarvende Lebensgeschichte Haas benutzte Jakob Saß vor allem Berichte von Überlebenden der KZ-Lager Wewelsburg und Bergen-Belsen . Dem Autor gelingt überzeugendes Täterbild von Adolf Haas.

Adolf Haas wurde am 14. November 1893 als Sohn eines Gastwirts in Siegen geboren. Ab 1895 lebt die Familie in Hachenburg (Westerwald). Nach Abschluss der Volksschule erlernt er den Beruf eines Bäckers und Konditors. Am 1. Oktober 1913 muss er zum Militär bereits am 12. Januar 1914 fährt der Soldat der Kriegsmarine mit einem Schiff von Cuxhaven in die kaiserliche Kolonie Tsingtau ins ostasiatischen China. In der Transkription heißt Tsingtau heute Qingdao. Im Ersten Weltkrieg wird Tsingtau zum Schauplatz kriegerischer Auseinandersetzungen. Vom 13. September bis zum 7. November 1914 wird die kaiserliche Kolonie in China gemeinsam von japanischen und britischen Truppen belagert. England hatte bei Kriegsbeginn die Japaner um Hilfe gebeten. Pünktlich zum Geburtstag des japanischen Kaisers unternahmen die Japaner am 31. Oktober einen Generalangriff um Tsingtau zu besetzen. Am 7. Oktober 1914 kapitulieren die kaiserlichen Truppen, die gefangenen Soldaten werden ins Kriegsgefangenenlager Bando in Japan gebracht. Erst im Dezember 1919 können sie nach Deutschland zurückkehren. Haas heiratet 1922 Lina Müller, pachtet am 1. April 1929 die Backstube in der Perlengasse 2 in der Stadt.. Mitglied der NSDAP wird der Bäcker Haas am 1. Dezember 1931, hat die Mitgliedsnummer: 760610, bekommt später den Ehrentitel der NSDAP »Alter Parteigenosse« verliehen. Im 8. April 1932 ist er dann Mitglied der SS, seine Nummer: 28.943. Im Jahr 1933 ist das NSPAP und SS Mitglied in Hachenburg Stadtverordneter der NSDAP. Vom 18. – 27. Juli 1934. Ein Jahr muss der Stadtverordnete wegen »räuberischer Erpressung« des jüdischen Kaufmanns Karl Grünebaum ins Untersuchungsgefängnis in Mainz. Ein Jahr später, Haas ist Hauptamtlicher SS-Führer gibt er die Bäckerei auf. Ab dann liest sich sein Lebenslauf so: Vom 10.10.-10.11.1937 Lehrgang in der SS-Führerschule Dachau für Führer von Sturmbannen und Standarten. Auch beteiligt er sich am Novemberpogrom vom 10. /11. November 1938 an der Zerstörung der Synagogen in Mogendorf und Hachenburg. Vom 1. März bis zum 1. Juni 1940 ist er dann auf einem Lehrgang im KZ Sachsenhausen zur Ausbildung als Schutzhaftlagerführer. Am 17.Juni 1940 ist Haas zuerst Lagerführer dann Kommandant des KZ Niederhagen/Wewelsburg. Die Häftlinge beschreiben den Mann als unberechenbarer und rücksichtsloser Kommandant der sich als »Ich bin der Herrgott von Wewelsburg« bezeichnet. Zu Tode kommen 1.281 Häftlinge. Kommandant des KZ Bergen-Belsen ist Haas vom 7. Mai 1943 bis zum 2. Dezember 1944 , es kommen 1.845 Häftlinge zu Tode.

Angeblich wegen Unfähigkeit und Korruption als Kommandant am 20. Dezember 1944 abgelöst, erfolgt seine Versetzung zum SS-Panzergrenadier-Ersatz-Bataillon 18. Ab jetzt werden die Angaben über Adolf Haas widersprüchlich. Gesichert ist, dass er am 14. April 1945 einer der Beisitzer eines SS- und Polizeigerichts im KZ Neuengamme ist.Wegen »Wehrkraftzersetzung« soll kurz vor dem Untergang des III. Reichs ein Exempel statuiert werden. In dem Schauprozess sind drei SS-Männer angeklagt, nur der SS-Hauptsturmführer Theodor Breuing wird zum Tode verurteilt. Auf Befehl des Lagerkommandanten Max Pauly wird am 24. April 1945 um 13 Uhr das Todesurteil vollstreckt. Das ist auch das letzte Mal das Adolf Haas gesehen wurde, seitdem gilt er als »verschollen«. Am 18. August 1950 erklärt das Amtsgericht Hachenburg Adolf Haas für tot.

Eine Täterbiografie des SS-Mann Adolf Haas, die sein Leben aus unterschiedlichen Perspektiven beleuchtet ohne zu bewerten.
khw


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Der KZ-Kommandant Adolf Haas und sein Weg nach
Wewelsburg und Bergen-Belsen

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