22.07.2020
Klabund: DER LETZTE KAISER und BORGIA – Roman einer Familie

Eigentilch Alfred Georg Hermann „Fredi“ Henschke, genannt Klabund , am 4. November 1890 in Crossen an der Oder geboren, gestorben am 14. August in Davos/Schweiz. Heute ist Klabunds Geburtsort, seit Ende des Zweiten Weltkriegs, den die Deutschen begannen, heißt er Krosno Odrzanskie in der polnischen Woidwodschaft Lebus. Die Oder ist heute Friedensgrenze, daran konnte Bundesrepublik auch beim Übernahmevertrag der DDR nichts mehr ändern.

Nach seiner ersten Veröffentlichung im Jahr 1912 von »Celestina « , ein Buch Alt-Crossener Geschichten, wählt er für sich das Pseudonym »Klabund.«. In Anlehnung an seines Vorbild Peter Hille, der gab er ein vagabundierender Poet zu sein. Der Name Klabund geht auf einen geläufigen Familiennamen zurück. Henschke erklärt ihn über die Zusammensetzung von Klabautermann und Vagabund. Ab 1916 gab er dem Namen eine weitere Bedeutung: »Wandlung«. Hat Fredi Henschke zu Beginn den Ersten Weltkrieg noch begrüsst, wandelte sich seine Einstellung zum Krieg. Er benutzte noch weitere Pseudonyme: für die Zeitschrift »Jucundus Fröhlich« und »Pol Patt«, für erotische Gedichte »Carmencita«, »Matanka« und »Mady -Foxtrott«.

Alfred (Fredi) Henschke studierte nach seinem Abitur am Humanistischen Gymnasium in Frankfurt/Oder in München zuerst Chemie Pharmazie, wechselte dann die Fächer, studierte dann in München, Berlin und Lausanne Philosophie, Philologie und Theaterwissenschaft. Bereits in München hatte er Zugang durch den Theaterwissenschaftler Artur Kutscher Zugang zur Bohème und machte die Bekanntschaft mit Frank Wedekind.

Sein erster Gedichtband erscheint 1913 in Berlin unter dem Titel »Morgenrot! Klabund! Die Tage dämmern!« Der erste Klabund Roman hat den Titel »Der Rubin. Roman eines jungen Mannes.« Das Manuskript war im Mai 1914 beendet, das er aus Arosa seinem Mentor Walther Heinrich nach Berlin gesandte. Der Verlag Erich Reiß sollte das Buch veröffentlichen. Der Beginn des Ersten Weltkriegs, auch Klabunds Auseinandersetzungen mit demVerlag verhinderten ein Erscheinen. Erst 1929 wurde der Roman, nun posthum, im Phaidon Verlag in Wien veröffentlicht.

1913 kam es zu einem Kontakt zur Alfred Kerrs Zeitschrift »PAN« wie den Zeitschriften »Jugend « und »Simplicissimus.«. Ab 191 3 ist er Mitarbeiter der Zeitschrift »Die Schaubühne «, später wird sie in »Die Weltbühne« umbenannt. Zum Militär kommt Klabund nicht , diagnostiziert wurde bei ihm, das beide Lungenflügel von Tuberkulose befallen sind. Die Jahren bis zu seinem frühen Tod ist er häufig Patient in Schweizer Lungensanatorien. Er beginnt sich mit fernöstlicher Literatur zu beschäftigen, die er in der Folge häufig übersetzte und bearbeitetet. Gedichte des persischen Dichters Hafis übersetzt Klabund unter dem Titel »Der Feueranbeter« ins deutsche. In Davos 1915 trifft er den jungen österreichischen Dichter Hans Kaltneker. Klabund sagt : »Man müsste einmal eine Literaturgeschichte der Schwindsüchtigen schreiben, diese konstitutionelle Krankheit hat die Eigenschaft, die von ihr Befallenen seelisch zu ändern. Sie tragen das Kainsmal einer nach innen gewandten Leidenschaft.«

In diesen Jahren schließt sich Klabund einem Kreis pazifistischer deutscher Emigranten an, die eng mit dem Monte Verità von Ascona verbunden waren. In der „Villa Neugeboren“ in Monti sopra Locarno, die er mit seiner Geliebten bezog, wohnten oder verkehrten um dieselbe Zeit Ernst Bloch, Hermann Hesse, Emmy Hennings, Else Lasker-Schüler und der Naturprophet Gusto Gräser. 1917 veröffentlichte die »Neue Zürcher Zeitung« Klabunds offenen Brief an Wilhelm II. mit der Aufforderung zur Abdankung. Gegen Klabund wird daraufhin ein Verfahren wegen Vaterlandsverrats und Majestätsbeleidigung eingeleitet. In der Schweiz schreibt er für Rene Schickeles pazifistischen »Weiße Blätter«. Warum Klabund trotz seiner pazifistischen Haltung weiter unbehelligt zwischen der Schweiz und Deutschland hin und her reisen kann, wurde erst im Jahr 2007 bekannt. Von 1917 bis zum Kriegsende 1918 war er als Informant des deutschen Militärnachrichtendienst tätig.

Im 1918 Heirat seiner Geliebten Brunhilde Heberle, sie stirbt noch im selben Jahr bei der Frühgeburt. Vier Monate später stirbt am 17. Februar 1919 auch das Kind. Der Roman »Bracke«, eine Eulenspiegel-Erzählung, sen erfolgreichstes Prosawerk erschien 1918. Am 5.Mai 1925 heiratete Klabund die Schauspielerin Carola Neher. Die Beiden führen eine recht turbulente Ehe. Das ist auch das Jahr in dem die Uraufführung seines Dramas »Der Kreidekreis« in Meißen. Klabund orientierte sich an eine der chinesischen Vorlage der Übersetzung von Anton Eduard Wollheim da Fonseca vom Richter Bao Zheng. Die Berliner Aufführung wird zum großen Erfolg. Alexander von Zemlinsky komponierte auf der Grundlage des Dramas die Oper »Der Kreidekreis« (1933), Bertolt Brecht schreibt 1948 das Theaterstück »Der kaukasische Kreidekreis«.

Regelmäßig schreibt Klabund fürs Kabaret »Schall und Rauch«. Seine volkstümlichen, an den Bänkelgesang angelehnten Gedichte und Lieder erreichten in diesen Jahren ihre größte Popularität. Im Mai 1928 erkrankte er bei einem Italienaufenthalt an einer Lungenentzündung. Die zusammen mit seiner nie ausgeheilten Tuberkulose ist für Klabund lebensbedrohlich, er fährt nach Davos zur Behandlung. Am 14. August 1928 stirbt er im Sanatorium an der Seite seiner Ehefrau Carola Neher. Begraben wird Fredi Henschke genannt Klabund in Crossen, heute Krosno Odrzanskie; die Grabrede hält sein Freund Gottfried Benn.

»Der letzte Kaiser« erschein 1923 als Band 30 der Wandersmann- Bücherei im Verlag Fritz Heyder, Berlin-Zehlendorf, »Für Gräfin und Graf Arco.« Es gab einen Anto Graf von Arco aufValley, der war Österreicher. Am 21. Februar 1919 führt er den Mordanschlag auf Kurt Eismner, dem Ministerpräsidenten des Freistaats Bayern aus, wird von Antidemokarten aus Adel und Antidemokraten. Dieser scheint nicht gemeint zu sein. Auch nicht die Grafen Arco des bayerischen Bier-Adel.s Es ist Klabunds Geschichte des Offenen Briefs an Kaiser Wilhelm II. vom 3. Juni 1917, den die »Neue Zürcher Zeitung« dem preußischen Kriegs-Kaiser zur Kenntnis brachte.

Klabund schrieb: »Seien Sie der erste Fürst, der freiwillig auf seine fiktiven Rechte verzichtet!« - Klabunds »BORGIA – Roman einer Familie« ist ein historischer Roman. Der Autor kennt sich mit den häufig sehr komplizierten historischen Hintergründen in der italienischen Geschichte sehr gut aus. Die Borgias sind eine aus Aragonien stammende Adelsfamilie,
die zwei Päpste stellten. Interessant ist auch die Legende der Abstammung der Borgias, wie sie Klabund beschreibt. Sie werden heiliggesprochen, das im Spannungsfeld von Staat und katholischer Kirche.
Beide Titel empfehlenswert.
khw


Klabund: DER LETZTE KAISER
Elfenbein Verlag, Berlin 2018
16 Seiten - 5,00 EUR
Klabund: BORGIA - Roman einer Familie
Elfenbein Verlag, Berlin 2019
Mit einem Nachwort von Ralf Georg Bogner
174 Seiten – 19,00 EUR