19.06.2020
Fang Fang: WUHAN DIARY – Tagebuch aus einer gesperrten Stadt

Fang Fang eine 65jährige Schriftstellerin, geboren am 11. Mai 1955 im chinesischen Nanjing. Im Alter von 2 Jahren zog die Familie nach Wuhan, wo sie heute noch lebt. Nach dem Abitur 1974 arbeitete sie vier Jahre als Verladearbeiterin, begann 1975 mit ersten literarischen Arbeiten. Nach dem Ende der Kulturevolution öffneten auch die Universitäten wieder, begann an der Wuhan-Universität in den Jahren von 1978 - 1982 ein Studium chinesischer Literatur. Nach ihrem Universitätsabschluss wurde sie der Fernsehstation der Provinz Hubei als Redakteurin zugeteilt. Fang Fang schreibt nicht nur Drehbücher, es entsteht im selben Jahr auch ihr erster Roman »Auf dem großen Transportwagen«. Ihr literarischer Durchbruch kam mit der Erzählung »Aussicht«, erhielt 1989 den Preis für den »Nationalen Preis für hervorragende Romane«.

Anfang 2020 stand »Wuhan Diary« im Internet, in der Form eines Tagebuches über die Ereignisse während der Quarantäne in der am härtesten von der COVID-19-Pandemie betroffenen Millionenmetropole Wuhan in der chinesischen Provinz Hubei berichtet. Eintragungen auf ihrem Blog wurden zwar meist innerhalb von etwa einer Stunde durch die Zensur entfernt, trotzdem millionenfach in China und im Ausland gelesen. Bereits vor dem Beginn ihres COVID-19-Tagebuch hatte Fang Fang 3,5 Millionen Follower.

Als der Verlag Harpercollins, ein Tochterunternehmen der Rupert Murdoch News Cooperation in New York und der Hamburger Verlag Hoffmann und Campe die Veröffentlichung des Tagebuchs in englischer und deutscher Buchform ankündigten, wendet sich die Stimmung gegen die Autorin Fang Fang, wurde als »Verräterin« und »Marionette des Westens« beschimpft. Auch 10 chinesische Verlage hatten ihre Angebote für die Veröffentlichung des Tagebuches abgegeben, mit der Antistimmung gegen Fang Fang zogen die Verlage ihr Angebot zurück. War es der innenpolitische Druck der Kommunistischen Partei Chinas?

Hintergrund des Verhaltens der Volksrepublik China sind die Vereinigten Staaten von Nordamerika und der 45. Präsidenten Donald Trump, der kein Intellektueller, dafür aber Golfspieler, mit seinem Anspruch »America first« will er auch China dominieren.

Fang Fang Tagebuch schildert vom 25. Januar bis zum 24. März 2020 die Pandemie in ihrer Stadt Wuhan, eine Kommune mit 9 Millionen Bürgern. Fang Fang: »Beim Ausbruch der Epidemie, von der anfänglichen Ausbreitung bis zur jetzigen Explosion, haben wir die Situation zuerst falsch eingeschätzt, dann verschleppt und schließlich falsch gehandelt. Wir haben versäumt, dem Virus zuvorzukommen, und rennen seither ständig hinter ihm her. Dafür zahlen wir einen enorm hohen Preis.« So im Vorspann vom »WUHAN DIARY«

Empfehlenswert.
khw


Fang Fang: WUHAN DIARY
Tagebuch aus einer gesperrten Stadt
Aus dem Chinesischen von
Michael Kahn-Ackermann

Hoffmann und Campe Verlag, Hamburg 2020
349 Seiten - 25,00 EUR