19.06.2020
MICHAEL KRASKE: DER RISS – Wie die Radikalisierung im Osten unser Zusammenleben zerstört

Der Autor Michael Kraske, Jahrgang 1972, geboren in Iserlohn/Nordrhein Westfalen, studierte in Leipzig Politikwissenschaft, Journalistik und Geschichte. Der Absolvent der Henri-Nannen-Journalistenschule arbeitet heute aus der Stadt an der Pleiße als Journalist und Autor von Sachbüchern und Romanen, für DIE ZEIT, dem MDR und weiteren Rundfunkanstalten der ARD.

Michael Kraske hält es mit klaren Worten. Das gesellschaftliche Klima hat sich massiv verschärft und ist deutlich an den Wahlergebnissen ablesbar. Im Osten der Republik hat ein Viertel der Wähler eine rechtsradikale, völkische, nationalistische, fremdenfeindliche Partei - die »Alternative für Deutschland« (AdF) - gewählt. Seit Jahren dokumentiert Kraske in der sächsischen Provinz, die seit Wiedergründung des »Freistaat Sachsen« mit Sorbischen Einsprengsel von den Christdemokraten gewählt. Nacheinander hatten das Kommando: Kurt Biedenkopf, Georg Milbrandt, Stanislaw Tillich - heute Michael Kretschmar.

Der erste Ministerpräsident von Sachsen war der Jurist und Hochschullehrer Kurt Biedenkopf aus der Bonner Republik. Nachfolger wurde Georg Milbradt, ein Westdeutscher, kam aus dem größten Bundesland Nordrhein-Westfalen, trat am 27. Mai 2008 zurück. Ihm folgte der Sorbe Stanislaw Tillich, Ministerpräsident in Sachsen bis zum 9. Dezember 2017. Der 4. Ministerpräsident ist seit dem 13. Dezember 2017 Michael Kretschmer. Das Wahlergebnis der 7. Landtagswahl vom 1. September 2019 beförderte die AfD mit 38 Abgeordneten auf den 2. Platz. Die CDU 45, Linke 14, Grün 12 und die SPD 10 Abgeordnete. In Sachsen regiert seitdem eine Kenia-Koalition aus CDU, Grünen und SPD.

In Sachsen gehört der Alltagrassismus dazu, wird nicht bekämpft noch verfolgt. Für Kraske sind seit 1990 im von der CDU dauerregierten Sachsen die demokratischen Grundpfeiler ins Wanken geraten. Obwohl die Wende in der Deutschen Demokratischen Republik mit Christenhilfe in Leipzig 1989 den Anfang nahm, hat der Antifaschismus im Lande nicht zu einem ausgeglichenen Nebeneinander beigetragen. Ein Nährboden für Fremdenfeindlichkeit war die in Dresden gestartete rechtsradikale Bewegung der Pegida.

Heute geht ein »Riss« nicht nur durch die ostdeutschen Bundesländer, sondern inzwischen in der gesamten Republik. Die Corona-Pandemie verstärkt das noch. Rechter Protest kommt durch den sozialen Abbau, der Begann im Osten mit der Arbeit der Treuhand. Allein hundertausend an Hochschulen der DDR ausgebildete Menschen wurden über Nacht in Arbeitslosigkeit - die für immer entlassen. Das ist so, wenn man ohne Nachdenken die »Soziale Marktwirtschaft« einführt.
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khw


MICHAEL KRASKE: DER RISS
Wie die Radikalisierung im Osten unser Zusammenleben zerstört

Ullstein Verlag, Berlin 2020
352 Seiten - 19,99 EUR