05.05.2020
Matthias Heine: Das ABC der Menschheit – Eine Weltgeschichte des Alphabets

Der Autor Matthias Heine, 1961 in Kassel geboren, studierte in Braunschweig Germanistik und Geschichte. Seit 1992 arbeitet er als Journalist in Berlin, hat u.a. für die »Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung«, »taz«, »BZ«, »Cicero« »Theater heute« geschrieben und Radiobeiträge für »NDR« und »RBB« produziert. Heute ist er Kulturredakteur der Welt. Im Verlag Hoffmann und Campe 2018 »Letzter Schultag im Kaiser-Wilhelm-Land. Wie der Erste Weltkrieg die deutsche Sprache für immer veränderte.« Der Atlantik Verlag veröffentlichte 2019 »Mit Affenzahn über die Eselsbrücke. Die Tiere in unserer Sprache«.

»Das ABC der Menschheit« von Matthias Heine ist eine Reise zu den Anfängen unseres Alphabets. Er beschreibt dabei auch die Geschichte sämtlicher Buchstabenschriften der Welt. Dabei lässt sich der Ursprung unseres Alphabets historisch genau bestimmen. Vor etwa 4000 Jahren vereinfachten Wanderarbeiter auf dem Sinai die Hieroglyphen der Ägypter zu reinen Lautwerten. Das war ein bahnbrechender Schritt, von hier reisten die Buchstaben in die Welt.

Der einzige Buchstabe, der einen Erfinder hat, ist das »G«. Es war der römische Schreiberlehrer Spurius C. Ruga fand das lateinische C unpraktisch, das es als K und G gelesen werden konnte. Mit einem Zufügen von einem Strich und schrieb so Geschichte.

Der Autor schreibt: »Mit den römischen Legionen verbreitete sich das lateinische Alphabet über Westeuropa, und als das Römische Reich zerfiel, trug die römische Kirche die Schrift dorthin, wo niemals der Fuß eines Legionärs den Boden berührt hatte. Dabei gingen Mission und Alphabet oft krumme Wege. So wurde Deutschland von Mönchen aus Irland und Britannien missioniert; der Heilige Bonifatius, der Apostel der Deutschen, war Angelsachse.

Modifizierte Varianten des lateinischen Alphabets wurden zur Schrift der Germanen, der Kelten außerhalb des Römischen Reiches, der slawischen Tschechen, Slowaken, Polen, Slowenen und Kroaten, der baltischen Litauer und Letten sowie der finnisch-ugrische Idiome sprechenden Finnen, Ungarn und Esten.« Weiter schreibt M. Heine: »Wer hört, wie sich Deutsch heute durch die Anwesenheit keineswegs riesiger Einwandergruppen innerhalb weniger Jahrzehnte verändert hat, kann sich vorstellen wie sehr sich die Varianten des Spätlateins im mündlichen Gebrauch durch germanische Einwanderergruppen wandelten - zumal es damals keine ausgeprägte volkssprachliche Schriftlichkeit, keinen Duden und keine Akademien gab, die sprachkonservierend wirkten.«

Eine unterhaltsame wie kenntnisreiche Beschreibung des weltweiten Siegeszugs des ABC.
Empfehlenswert.
khw


Matthias Heine: Das ABC der Menschheit
Eine Weltgeschichte des Alphabets

Hoffmann und Campe Verlag, Hamburg 2020
254 Seiten - illustriert - 14,99 EUR