23.03.2020
Christian Bommarius: DER GUTE DEUTSCHE - Die Ermordung Manga Bells in Kamerun 1914

Der Autor Christian Bommarius wurde am 4. August 1958 in Frankfurt/Main geboren, studierte Germanistik und Rechtswissenschaft, war von 1987 bis 1997 Korrespondent der Deutschen Presse-Agentur, auch beim Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe. Danach 2 Jahre Ressortleiter Politik bei der «Badischen Zeitung» in Freiburg im Breisgau. Ab 1999 bis 2017 ist Bommarius leitender Redakteur der »Berliner Zeitung«. Für sein publizistische Werk wurde er 2018 von der Akademie der Künste mit dem Heinrich-Mann-Preis ausgezeichnet. Die Begründung der Jury: »Christian Bommarius essayistische Energie richtet sich gegen die Verführungskraft einfacher Diagnosen und scheinhafte Grundsatzlösungen sowie gegen jene aggressive Polemik, die den Meinungsstreit bedroht. Seine Kommentare nüchtern mit dem kühlen Blick des juristisch versierten Beobachters hysterische Debatten aus und erheben zugleich Einspruch gegen mangelndes Mitgefühl.« Dann heißt es weiter: »Mit seiner „Biographie“ des Grundgesetzes erinnert Bommarius an die „kopernikanische Wende“, die der erste Verfassungsartikel vollzog, und daran, wie viele Jahre vergingen, bis die deutsche Gesellschaft sich die Bedeutung dieses Grundsatzes zu eigen gemacht hat. Das dunkle Gegenstück zu dieser heilen Geschichte bietet die Rekonstruktion der «Ermordung Manga Beils in Kamerun 1914». Der Fall eines, guten Deutschen, der gegenüber der Kolonialregierung auf die Einhaltung von Verträgen und Gesetzen beharrte und dafür hingerichtet wurde, führt ins finstere Herz des deutschen Kolonialismus. Als Manga Beil seine Intervention verfasste, arbeitete Heinrich Mann am »Untertan«. „Bell“, so bemerkt Bommarius, „gehört zur deutschen Freiheitsgeschichte“. Im Geist dieser Tradition macht Christian Bommarius mit intellektueller Urbanität bewusst, wie unwahrscheinlich und gefährdet die zivile Ordnung ist.«

Die kaiserliche deutsche Kolonialgeschichte ging nach dem Ende des Ersten Weltkriegs ruhmlos zu Ende. Ein Kapitel in Kamerun war wohl eines der finsteren Taten der wilhelminischen Kolonialbeamten und Kaufleute aus Bremen und Hamburg, die nur im Sinn hatten, die Schätze des Landes auszubeuten, die Afrikaner zu unterjochen. Einem Sohn des Häuptlings der Duala wurde es gestattet, ins Deutsche Reich zu reisen, um sich zu bilden. Als Prinz Manga Bell, zurück in Kamerun, von seinen Kenntnissen des deutschen Rechts gebrauch machte, und nicht nur gegen die grausame Kolonialregierung auch wegen Vertragsbruchs klagte, wurde er des Hochverrats angeklagt, in Windeseile verurteilt und am 8. August 1914 um 5 Uhr abends durch den Strang hingerichtet.

Die Geschichte eines infamen Justizmordes ist auch eine Fallstudie zum Kolonialismus, Rassismus und politscher Dummheit, bringt auch wieder die verdrängte, verschüttete Kolonialgeschichte nach heute zurück.
khw


Christian Bommarius: DER GUTE DEUTSCHE
Die Ermordung Manga Bells in Kamerun 1914

Berenberg Verlag, Berlin 2020
175 Seiten - Klappbroschur - 16,00 EUR