13.03.2020
JILL LEPORE: DIESE WAHRHEITEN – GESCHICHTE DER VEREINIGTEN STAATEN VON AMERIKA

Die Autorin Jill Lepore wurde am 27. April 1966 in West Boylston, Worcester County, Massachusetts, geboren. Die amerikanische Historikerin lehrt an der Harvard University. Seit 2005 schreibt sie für das Magazin «The New Yorker» schreibt zur amerikanischen Geschichte, zu juristischen Themen, Literatur und Politik. «These Thruths: A History oft the United States» (Diese Wahrheiten – Geschichte der Vereinigten Staaten von Amerika) ist ihr 10. Buch. Mit dem Band hat die Historikerin und Publizistin Jill Lepore eine lesenswerte Geschichte der Vereinigten Staaten von den Anfängen, von der Kolonialzeit bis heute geschrieben. Auf 1120 Seiten arbeitet Lepore die US-Geschichte, häufig auch problematisch, auf. In der Einleitung schreibt sie: «Die Vereinigten Staaten sind auf der Basis eines Grundbestandes von Ideen und Vorstellungen gegründet worden, aber die Amerikaner - sind inzwischen so gespalten, dass sie sich nicht mehr darin einig sind, wenn sie es denn jemals waren, welche Ideen und Vorstellungen das sind oder waren.

Ich habe dieses Buch geschrieben, weil eine Gesamtdarstellung der amerikanischen Geschichte von den Anfängen bis heute und über diese Spaltung hinweg schon seit langem nicht mehr unternommen wurde, weil das wichtig ist und weil es einen Versuch wert zu sein schien. Ein Grund, warum es wichtig ist, besteht darin, dass die Betrachtung der Geschichte als einer Form des Prüfens - nicht als etwas Einfaches oder Bequemes, sondern als etwas Forderndes und Anstrengendes - für die Gründung der Nation von zentraler Bedeutung war. Auch das war neu. Die ältesten Erzählungen der westlichen Kultur, die Ilias und die Odyssee, sind Epen und Geschichten von Kriegen und Königen, von Männern und Göttern, die gesungen oder gesprochen werden.

Diese Geschichten waren Denkmäler, und das galt auch für die Geschichtsschreibung der Antike, deren Werke als Monumente gemeint waren. Thukydides schrieb: «Zum dauernden Besitz, nicht als Prunkstück fürs einmalige Hören ist [diese undichterische Darstellung] verfasst.» Herodot war der Ansicht, der Zweck der Geschichtsschreibung bestehe darin, dass «das Andenken an große und wunderbare Taten nicht erlöschen soll». Eine neue Art von Geschichtsschreibung, weniger am Gedenken orientiert und beunruhigender in der Absicht, trat erst im 14. Jahrhundert auf den Plan. Die Geschichtswissenschaft «ist eine Hauptwurzel der Philosophie, würdig und geeignet, zu ihren Wissenszweigen gerechnet zu werden», schrieb der nordafrikanische muslimische Gelehrte Ibn Chaldun 1377 in der Einleitung zu seiner Geschichte der Welt, in der er die Geschichtsschreibung als «genaue Erforschung der Ursachen der geschaffenen Dinge und ihrer Ausgangspunkte definierte.»

Man sollte sich von den über tausend Buchseiten nicht abschrecken lassen, Jill Lepore schreibt anschaulich und lebendig.
khw


JILL LEPORE: DIESE WAHRHEITEN
GESSCHICHTE DER VEREINIGTEN STAATEN VON NORDAMERIKA
Band der Historische Bibliothek der Gerda Henkel Stiftung
Aus dem Englischen Übersetzt von Werner Roller

Verlag C.H. Beck, München 2019
1120 Seiten – 39,95 EUR