13.03.2020
Richard C. Schneider: Alltag im Ausnahmezustand – Mein Blick auf Israel

Der Autor Richard Chaim Schneider ist der Sohn ungarischer Schoah-Überlebender, wurde am 6. Januar 1957 in München geboren, studierte Germanistik, Theaterwissenschaft, Kunstgeschichte und Philosophie. Nach seinem Studium war er mehrere Jahre als Regieassistent, Dramaturg und Regisseur an Stadt- und Staatstheatern in Amsterdam, Bonn und Wien tätig. Nach einem längeren Forschungsauftrag in Jerusalem begann Schneider als freier Journalist für Printmedien zu schreiben. Ab 1989 arbeitete er für die ARD, berichtet regelmäßig aus dem Nahen Osten. Von September 2006 bis Februar 2016 leitete Schneider das ARD-Fernsehstudio in Tel Aviv, das aus Israel, Palästina und Zypern berichtete. Im März übernahm er das ARD-Fernsehstudio in Rom, kehrte aber im Frühjahr 2017 nach Tel Aviv zurück und berichtet weiter für von hier die ARD.

In seinem Blick auf Israel schreibt Richard C. Schneider im Vorwort: «Als ich das Manuskript zu diesem Buch zu schreiben begann, war ich nach einem kurzen Intermezzo in Italien gerade wieder dabei, in den Nahen Osten zurückzukehren. Nach über zehn Jahren, die ich als Korrespondent und als Studioleiter der ARD in Tel Aviv verbrachte, waren meine knapp anderthalb Jahre in Rom, neben meiner Arbeit dort, auch eine Zeit der Reflexion über den Nahen Osten, aber fast mehr noch über Europa. Als Europäer so lange außerhalb des eigenen Kontinents zu leben, war gerade in diesen Zeiten eine interessante Erfahrung. Besonders in der israelischen Mittelmeermetropole. Tel Aviv ist nach dem Silicon Valley der zweitwichtigste Hightech-Hub der Welt. Hier wird die Zukunft programmiert und gestaltet. Und die Welt kommt nach Israel, um Geschäfte zu machen: nicht nur Europa
und die USA, sondern auch China, Indien, Afrika. Schnell hat man den Eindruck, dass Europa drauf und dran ist, den Anschluss an die Entwicklungen zu verlieren, die mit unglaublicher Geschwindigkeit überall stattfinden, nur eben kaum in Europa. Dieser Eindruck verstärkt sich besonders, wenn man in Italien lebt, diesem Sehnsuchtsland der Deutschen, das aber nicht in der Lage ist, sich fundamental zu reformieren, um wirtschaftlich überleben zu können. Und man begreift erst außerhalb Europas, dass der europäische Ethnozentrismus nicht mehr funktioniert, um mit der Welt von heute und morgen umzugehen, dass Tradition und Kultur, alte Kultur, kaum noch ausreichen, um die Zukunft zu gestalten. - Aus der Ferne wirkt Europa mitunter wie ein Museum. Ein wunderschönes, eines, das ich über alles liebe, immer lieben werde, zu dem ich gehöre, von dem ich ein Teil bin und sein möchte und immer bleiben möchte.»

Gerade nach der 3. Wahl zur Knesset in einem Jahr, wieder siegt Netanjahu mit seinem Likud nicht, liefert «Alltag im Ausnahmezustand» erklärt den Staat Israel. Bereits 2018 bezeichnete Schneider die Zusammenarbeit des israelitischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu mit rechtspolitischen Regierungschefs wie Victor Orbán und Jaroslaw Kaczynski als einen „Faustschen Pakt“ (Teufelspakt).
khw


Richard C. Schneider: Alltag im Ausnahmezustand
Mein Blick auf Israel

Deutsche Verlags-Anstalt
in der Verlagsgruppe Random House, München 2018
294 Seiten - 20,00 EUR