13.03.2020
Marcus Andrew Hurttig / Alfred Weidinger: IMPRESSIONISMUS IN LEIPZIG
Liebermann, Slevogt, Corinth

Im Vorwort des Katalogs zur Ausstellung schreiben die Kustoren: «Mit der Ausstellung «Impressionismus in Leipzig 1900-1914: Liebermann, Slevogt, Corinth» führt das Museum der bildenden Künste Leipzig erstmals in seiner Geschichte das «Dreigestirn des deutschen Impressionismus» in einer Ausstellungstriologie zusammen. Dies könnte man als formalen Anlass bezeichnen, sich erstmals systematisch mit der eigenen Geschichte auseinanderzusetzen. Handelt es sich doch um die Rekonstruktionen der ersten Einzelausstellungen der drei Künstler im Museum der bildenden Künste, die der Leipziger Kunstverein zwischen 1904 und 1911 ausrichtete. Diese Daten belegen, dass Leipzig schon früh ein wichtiger Vermittlungsort impressionistischer Kunst war. Zumindest aus Sicht der führenden Galerien im deutschen Kaiserreich: Ernst Arnold in Dresden und Paul Cassirer in Berlin. Sie zogen auf Einladung des Leipziger Kunstvereins in die heiligen Hallen des Museums ein, um Verkaufsausstellungen durchzuführen. Diese Verquickung von Kunstmarkt und Institution mag im Rückblick äußerst befremdlich wirken, doch fand dies in einer Offenheit und medialen Transparenz statt, die man sich heute angesichts sublimer Marktmechanismen im zeitgenössischen Ausstellungsbetrieb sehr wünschen würde.» Weiter heißt es: «Inwieweit Liebermann, Slevogt oder Corinth nun impressionistische Maler oder gar Wegbereiter der Moderne waren, wie es in jüngster Zeit in Ausstellungen behauptet wurde, ist jedoch nicht Thema der Leipziger Ausstellung. Hier sei nur abschließend kritisch angemerkt, dass bereits spätestens mit der Veröffentlichung der Slevogt-Monografie von Hans-Jürgen Imiela vor mehr als fünf Jahrzehnten dieser Diskurs begann und seitdem noch nicht endgültig abgeschlossen ist. Vielmehr soll die Ausstellung «Impressionismus in Leipzig» den Aufbruch Leipzigs zu einer modernen Großstadt vor Ausbruch des Ersten Weltkriegs nachzeichnen. Ausgehend von den rekonstruierten Ausstellungen sollen Nachrichten aus dem Leipziger Alltag eingeblendet werden, deren Spannweite Ereignisse aus den Bereichen Politik, Wirtschaft, Sport, Kriminalität bis hin zur Wetterprognose umfasst.
Eine Ahnung von der urbanen Reizüberflutung zu Beginn des 20. Jahrhunderts soll vermittelt werden. Was heute angesichts der tiefgreifenden gesellschaftlichen Veränderungen durch die digitalen Möglichkeiten schnell vergessen wird: Leipzig hatte im Vergleich zu heute definitiv mehr Tageszeitungen, Verlagshäuser und Großunternehmer, zweifellos ein größeres Theater-, Varieté-, Tanz- und Konzertangebot, mindestens genauso so viele Gaststätten, Caféhäuser und Hotels.»

Zur Ausstellung ist im Leipziger Verlag E.A. Seemann der gleichnamige Katalog zur Ausstellung erschienen, mit Abbildungen der Werke von Max Liebermann, Max Slevogt und Lovis Corinth der Ausstellungen im Leipziger Kunstverein von 1903 bis 1911. Neben den farbigen Abbildungen der Arbeiten der Künstler zeigen sw-fotos Leipzig in diesen Jahren.

Ausstellung bis zum 1. Juni 2020, Museum für bildende Künste Leipzig.
khw


IMPRESSIONISMUS IN LEIPZIG - Liebermann, Slevogt, Corinth
Herausgegeben von Marcus Andrew Hurttig u. Alfred Weidinger
für die Stadt Leipzig

Verlag E.A. Seemann Henschel GmbH & Co. KG, Leipzig 2019
192 Seiten - Schwarzweis- und Farbfotos - 30,00 EUR