13.03.2020
ALEXANDER OSANG: Die Leben der Elena Silber

Der Autor Alexander Osang, Jahrgang 1962, wurde in Berlin/DDR geboren, absolvierte eine Berufsausbildung mit Abitur, studierte aber nicht Umwelttechnik, nahm nach einem Volontariat bei der der «Berliner Zeitung» (Zeitung der SED) studierte dann in der Sektion Journalistik der «Karl-Marx-Universität» in Leipzig. Auch wurde er Kandidat der SED. Nach seinem Abschluss arbeitete er wieder - über die Wende - für die «Berliner Zeitung» auf verschiedenen Positionen. Im Jahr 1999 wechselte Osang von der «Berliner Zeitung» zum Hamburger Magazin «DER SPIEGEL» und ging als Reporter für das Blatt auf Jahre nach New York. Seit Frühjahr 2018 ist Osang der Korrespondent des Magazins aus Hamburg in Tel Aviv. Für seine Reportagen wurde er mehrmals mit dem «Egon Erwin Kisch Preis» ausgezeichnet, dieser benannt nach dem bekannten kommunistischen Journalisten der 30er und 40er Jahre des letzten Jahrhunderts, der auch für die Arbeiter Illustrierte Zeitung (AIZ) schrieb.

«Die Leben der Elena Silber» ist Osang fünfter Roman, eine Familiengeschichte als Weltgeschichte im Kleinen. Der Roman beginnt im Jahre 1905 in der kleinen Stadt Gorbatow an der Oka, einem Nebenfluss der Wolga. Eine Horde aufgeputschter Kleinbürger erschlägt den Revolutionär Viktor Kasnow. Damit der Ehefrau und den Kindern Pawel und Jelena nicht ein gleiches passiert, flieht die Mutter mit ihren Kindern nach Nischni Nowgorod. 1918, Jelena ist nun 18 Jahre alt, kehrt sie nach Gorbatow zurück. Die junge Sowjetmacht führt einen Schauprozess gegen die Mörder des Vaters, nur ihre Strafe ist im Vergleich mit dem Verbrechen gering.

In den Jahren der Neuen Ökonomischen Politik (NÖP) kommt Robert Silber in die Sowjetunion, um mit seinen Fachkenntnissen in der Textilfabrik von Rescheticha effizientere Produktionsabläufe einzuführen. Die hier arbeitende Jelena Kasnow wird Silber als Assistentin an die Seite gestellt. Beide werden bald ein Liebespaar, die Hochzeit folgt. Aus der Ehe gehen fünf Kinder, alles Mädchen, hervor. Vier von ihnen überleben die schweren Jahre, die Familie zieht in den dreißiger Jahren über Berlin wieder in die schlesische Heimat von Robert Silber, nach Sorau. Die Familie ihres Mannes duldet die Zugereisten in Sorau nur. Jelena wird nun offiziell Elena genannt, wo auch immer sie hinkommt, bleibt sie eine Fremde. Eine Flucht folgt der anderen Flucht. Der Vormarsch der Roten Armee vertreibt die Familie ins sächsische Pirna, landet später in den Demokratischen Sektor von Berlin, im Westen immer Ost-Berlin genannt. Elena Silber muss in den Wirren nach Kriegsende ohne den verschwundenen Ehemann und Vater auskommen. Zwanzig Jahre nach Lenas Tod macht sich ihr Enkel 2017 auf dem Weg nach, Russland um die Familiengeschichte zu recherchieren.
Empfehlenswert.
khw


ALEXANDER OSANG: Die Leben der Elena Silber - Roman

S. Fischer Verlag, Frankfurt Main 2019
617 Seiten – 24,00 EUR