13.03.2020
Peter-Michael Diestel: In der DDR war ich glücklich
Trotzdem kämpfe ich für die Einheit - Rückblicke

Der Autor Peter-Michael Diestel wurde am 14. Februar 1952 in Prora, Landkreis Rügen, Land Mecklenburg,
geboren. Von Beruf Rechtsanwalt, war Politiker, im Kabinett von Lothar de Maizière der letzte Minister des Innern der DDR, stammt aus einer NVSA-Offiziersfamilie. Seine Berufsausbildung mit Abitur schloss er 1972 ab. Als Abiturient trat Diestel - seine eigene Aussage - in die ostdeutsche CDU ein und nach wenigen Monaten wieder aus. „Die haben ja noch lauter Hurra gerufen als die SED, und das hat mich maßlos irritiert, dass Christen ihren christlichen Glauben unter das Dogma des Marxismus-Leninismus gestellt haben. Das war für mich nichts. Deswegen bin ich da auch schnell wieder draußen gewesen“, so Peter-Michael Diestel im November 2019 rückblickend. Aber er war immer ein großer «Fan von Franz-Josef Strauß», so Diestel. Strauß hat er stets als sein Vorbild gesehen, sagte er.

In der DDR ist er glücklich gewesen, habe hier eine «fantastische Kindheit gehabt» so Diestel. Mit dem politischen System allerdings sei er nicht glücklich gewesen. Weiter sagte er, die Deutschen hätten gemeinsam den Zweiten Weltkrieg verloren, die Ostdeutschen seien «dafür ins Gefängnis gegangen. Ein stalinistisch-kommunistisches Gefängnis. Und aus diesem Gefängnis haben wir uns über eine friedliche Revolution befreit. Wir haben uns das Gefängnis nicht ausgesucht», das sagt er im letzten Jahr auf Fragen zu seinem Leben in der DDR.

Bis 1994 war Diestel Mitglied des Brandenburgischen Landtags in Potsdam. Seitdem ist er Anwalt, führt Kanzleien in Potsdam, Berlin, Leipzig im mecklenburgischen Güstrow und Zislow, hier wohnt er.

An seinen Vater Hans-Heinrich Diestel schrieb der Sohn 1990: «Lieber Vater, der Weg in die Politik war für mich folgerichtig, aber in gewisser Weise auch ein Ausrutscher. Als unser Volk am 18. März 1990 das erste Mal seit 1933 frei ein Parlament wählen durfte, hat es Deinen Sohn an die zweite Stelle des Staates verschlagen. An die erste Stelle hat man einen ehemaligen Bratscher und exzellenten Juristen gestellt, den ich zuerst für spröde und kauzig hielt. Er hat sich bei den Gesprächen zu der «Allianz für Deutschland» in der Berliner Pücklerstraße gelegentlich beim Kanzler über mich beschwert, weil ich ihn und seine Partei öffentlich infrage gestellt und gelegentlich auch mit deftigen Worten bezeichnet hatte. Später haben wir uns dann wechselseitig die Flanken geleckt. Lothar de Maiziere wurde für mich ein guter Freund. Inhaltlich hatte ich immer die Unterstützung von meinem Vorturner, auch wenn es ihm bisweilen schwerfiel, wie etwa am 13. September 1990, als die DSU gemeinsam mit der SPD gegen mich zu putschen versuchte. Lothar war der Klügste im Kabinett, und ich habe es immer als große Ehre empfunden, wenn ich die Arbeit der Regierung in seiner Abwesenheit als Vizepremier leiten durfte.»

Fürwahr Peter-Michael Diestel ist bis heute geschichtsbewusst, nimmt kein Blatt vor den Mund. Empfehlenswert seine Rückblicke auf die DDR.
khw


Peter-Michael Diesel:
In der DDR war ich glücklich.
Trotzdem kämpfe ich für die Einheit - Rückblicke

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