13.03.2020
Magret Greiner: „ICH WILL UNSTERBLICH WERDEN“ – FRIEDERIKE BEER-MONTI UND IHRE MALER

Die Autorin studierte Germanistik und Geschichte an den Universitäten Freibrug/Brsg. und München. Viele Jahre Unterrichtstätigkeit in den Fächern Deutsch, Geschichte, Theater und Ethik an deutschen Schulen, am Schmidt's Girls College in Jerusalem und an der Renmin Universität in Beijing. Der Roman über Friederike Beer-Monti ist ihr achter Roman über Frauen.

Friederike Maria Beer wurde 1891 in Wien als Tochter des jüdischen Kaufmanns Emil Beer (1861-1908) und seiner Frau Isabella (1866-1959), geb. Geissler geboren, war eine Nichte des Salzburgischen Erzbischofs Franz Albert Eder. Der Vater starb früh und die Mutter musste als Wirtin die „Kaiserbar“ in der Krugerstraße 3 in Wien übernehmen. Das war in den 20er Jahren ein Treffpunkt der Wiener «Jeunesse dorée». Heute befindet hier, zum Teil noch mit dem originalen Mobilar «Kruger's American Bar».

Nach ihrer Schulzeit nahm Friederike - wurde „Fritzi“ genannt - Schauspielunterricht, war auch Modell für die Kleider der Wiener Werkstätte. Seit ihrer Kindheit war sie mit dem Industriellensohn und Maler Hans Böhler befreundet, der malte die Siebzehnjährige 1908 als «Stehender weiblicher Akt», wurde auch in der Wiener Secession ausgestellt. Die Familien waren gegen eine Liaison, Friederike wurde 1911 in ein Internat der Ursulinen in Belgien geschickt, Hans Böhler musste nach Peking. Nach ihrer Rückkehr 1912 nach Wien nahmen die beiden ihre Beziehung wieder auf. Hans Böhler miete für seine Freundin eine Wohnung in der Laimgrubengasse 4 an . Im Jahr 1913 unternahmen sie zusammen mit Hans Böhlers Bruder Richard eine einjährige Reise nach Mittel- und Südamerika und nach New York.

Böhlers Geliebte Friederike Beer verkehrte mit vielen Künstlern der Wiener Secession. Egon Schiele malte von ihr 1914 ein Porträt. Nach Friederike Beers Aussage hatte Hans Böhler ihr im Jahr 1915 ein besonderes Geschenk versprochen, eine Perlenkette. Nun wünschte sie sich stattdessen ein Porträt von Gustav Klimt. Der sträubte sich zunächst, nahm dann doch den Auftrag an. Anfange 1916 war das Arbeit an dem Porträt beendet, Böhler kostete das Bild 20.000 Kronen. Wegen des Ersten Weltkriegs kommt es nicht zu einem Porträt von Oskar Kokoschka. Ende 1918 trennten sich Friederike und Hans, blieben aber ein lebenslang in Freundschaft verbunden. In der Galerie Gustav Nebehay in Wien war Friederike Beer damit betraut, den Nachgelass an Zeichnungen von Gustav Klimts zu ordnen.

Mitte der 20er Jahre heiratete Friederike Beer den italienischen Kapitän Emanuele Monti, lebte mit ihm auf der Insel Procida im Golf von Neapel. Belegt ist nicht, dass sie in Capri das Künstlercafé «Zum Kater Hiddigeigi» geführt hat. Nach vier Jahren wurde die Ehe geschieden, Friederike Monti-Beer kehrte nach Wien zurück. In der „Kaiserbar“ lernte sie 1932 den amerikanischen Studenten der Kunstgeschichte Hugh Stix kennen. Entweder 1935 oder 1936 emigrierten sie zusammen in die USA. Hier leitete Federica Beer-Monti, wie sie sich jetzt nannte, die von Stix 1936 gegründete «Artists’ Gallery», eine Organisation ähnlich der «Wiener Secession», die Künstler in den USA entdeckte und förderte. Darunter die Künstler Willem de Kooning, Louise Nevelson und Ad Reinhardt. Die Galeristin Beer-Monti half auch österreichischen Künstlern, auf der Flucht vor den Nazis in die USA emigrierten. Bis 1962 leitete sie die Galerie, betreut nach Hans Böhlers Tod 1961 seinen Nachlass. 1970 zog sie nach Hawaii in ein Altenheim. Am 12. Juli 1980 nimmt sie sich das Leben.

Mit einem feinen Gespür, reich an Details schildert Magret Greiner die Geschichte von Friederike Beer-Monti.
khw


MARGRET GREINER: „ICH WILL UNSTERBLICH WERDEN!“
FRIEDERIKE BEER-MONTI UND IHRE KÜNSTLER

Verlag Kremayr & Scheriau, Wien 2019
304 Seiten - zahlreiche Foto SW und Farbe - 24,00 EUR