13.03.2020
GUNNAR DECKER: ERNST BARLACH – DER SCHWEBENDE - EINE BIOGAPHIE

Der Autor Gunnar Decker wurde 1965 in Kühlungsborn (damals DDR) geboren wurde 1994 an der Humboldt-Universität Berlin mit einer Dissertation über den pietistischen Theologen Gottfried Arnold promoviert. Seit 1995 arbeitet er als freiberuflicher Film- und Theaterkritiker, seit 1997 als Buchautor. Seit 2008 schreibt er als Redeakteur für die Zeitschrift «Theater der Zeit». Im Jahr 2016 wurde Decker mit dem «Heinrich-Mann-Preis» ausgezeichnet, schrieb biografische Bücher zu Ernst Jünger, Hermann Hesse und Gottfried Benn. Die Biographie «Ernst Barlach» ist seine jüngste Arbeit.

Gunnar Decker schildert dem Leser packend einen unbekannten Ernst Barlach und beleuchtet Barlachs persönliche Situation. Der Bildhauer und Schriftsteller ist ein menschenscheuer Einzelgänger, obwohl er in Güstrow lebt, hast er die Kleinstadt wie auch Berlin. Er führt um das Erziehungsrecht seines einzigen Sohn Klaus einen langwierigen Prozess, den er gewinnt.

Ausführlich beschreibt Decker wie Barlach in kulturpolitische Auseinandersetzungen innerhalb der NSDAP hineingerät, in der widerlichen Propagandaschau die «Entartete Kunst», die am 19. Juli 1937 in München eröffnet, mit zwei Werken vertreten war. Etwa 400 Arbeiten von Barlach werden von einem sogenannten «Säuberungskommando» aus Museen und öffentlichen Sammlungen danach entfernt, der Künstler bekommt von den Nazis «Ausstellungsverbot».

Dabei hatte der Propagandaminister Joseph Goebbels noch versucht, den Künstler aus Güstrow in den Nationalsozialismus einzugemeinden. Dass sich Barlach den Nazis versagte, dafür wurde er besonders bestraft. Seine großen öffentlichen Werke wurden vernichtet, in Güstrow der «Der Engel», in Kiel ist der «Geistkämpfer» und in Magdeburg das Mahnmal für die Toten des Ersten Weltkrieges.

Am 2. Januar 1870 wird Ernst Barlach im holsteinischen Wedel vor den Toren Hamburgs als ältester Sohn des Landarztes Dr. Georg Barlach und seiner Ehefrau Luise Barlach geboren. 1872 zieht die Familie nach Schönberg (Mecklenburg), 5 Jahre später nach Ratzeburg. Nach dem Tod des Vaters 1884 Umzug zurück nach Schönberg. Hier besucht Barlach die Realschule, ab 1888 besucht er bis 1891die Gewerbeschule in Hamburg. Im Anschluss Studium an der Dresdner Kunstakademie, 1892 Meisterschüler des Bildhauers Robert Diez mit seiner Abschlussarbeit «Die Krautpflückerin». Wechselnde Aufenthalte in Paris, Berlin, Wedel, ab 1904 Lehrer an der Fachschule für Keramik in Röhr im Westerwald. 1906 wird am 20. August sein Sohn Nikolaus - genannt aber Klaus - geboren. Mit der Mutter Rosa Limona Schwab beginnt ein jahrelanger Rechtsstreit um das Sorgerecht, den Barlach gewinnt. Es folgen seine Reise nach Russland, ein Aufenthalt in der Villa Romana in Florenz, der Umzug nach Güstrow. Hier entstehen seine Arbeiten als Bildhauer und seine Dramen. Durch den Galeristen Paul Cassirer ist Barlach finanziell abgesichert. Zum sechzigsten Geburtstag 1930 zeigt die Preußische Akademie der Künste in Berlin eine Ehrenausstellung. Im Februar 1933 wird Ernst Barlach «Ritter der Friedensklasse des Ordens Pour le Mérite» - dann folgt die Ausgrenzung durch die Nationalsozialisten. Am 24. Oktober 1938 stirbt er im Krankenhaus in Rostock.
Eine empfehlenswerte Biographie über Ernst Barlach.
khw


GUNNAR DECKER: ERNST BARLACH
DER SCHWEBENDE - EINE BIOGRAPHIE

Siedler Verlag in der Verlagsgruppe Random House, München 2019
431 Seiten - zahlreiche sw-Fotos - 28,00 EUR