08.02.2020
Javier Marías: Der Gefühlsmensch – Roman

Der Autor ist Spanier, wurde als viertes von fünf Kindern in Madrid geboren. Die Mutter war die Lehrerin Dolores Franco Manera, der Vater der Philosoph Julían Marías Aguilera, der sich zur republikanischen Politik bekannte. Vom Franco-Regime verfolgt, zeitweilig inhaftiert und auch mit Berufsverbot belegt. Der Vater lehrte an verschiedenen Universitäten, darunter Yale und das Wellesley College. Die Familie lebte in diesen Jahren zeitweilig im Haus des spanischen Schriftstellers Jorge Guillen, wo Javier Marias auch die Bekanntschaft mit dem Schriftsteller und Schmetterlingsforscher Vladimir Nabokov machte, der hier ebenfalls Gast war. 1959 kehrten die Eltern mit ihren Kindern nach Madrid zurück. Javier Marías besuchte die liberale Schule Colegio Estudio. Von 1968 bis 1973 studierte er Literaturwissenschaft und Philosophie an der Madrider Universität Complutense. In seinen Studentenjahren war er Mitglied der kommunistischen Gruppierung «Komitee der Revolutionären Aktion», später distanzierte er sich davon, betonte immer seine politische Unabhängigkeit. Engagiert ist er immer noch in der Gruppe «Parlamento Internacional de Escritores». Das erste Geld verdiente er mit Übersetzungen und Kurzauftritten in Filmen seines Onkels, des Regisseurs Jesus Franco. Ab 1974 lebte er in Barcelona und arbeitete für das Verlagshaus Alfaguara, zog 1978 wieder nach Madrid. Im Jahr 1983 unterrichtet Marías in Oxford spanische Literatur, ein Jahr später unterrichtet er wie sein Vater am Wellesley College in Boston. Seit 1987 lebt er wieder in Madrid, unterrichtet an der Universität Complutense Madrid, ist Anhänger des Fußballklubs «Real Madrid».

In einem Nachwort schreibt der Autor: «Der Gefühlsmensch ist eine Liebesgeschichte, in der die Liebe weder sichtbar ist noch lebt, sondern angekündigt und erinnert wird. Ist dies möglich? Kann etwas wie die Liebe, die immer dringend und unaufschiebbar ist, die Gegenwart und Erfüllung oder unmittelbare Zerstörung erfordert, angekündigt werden, bevor sie überhaupt existiert, oder wirklich erinnert werden, wenn sie nicht mehr existiert? Oder verhält es sich so, dass die Ankündigung selbst und die bloße Erinnerung bereits beziehungsweise immer noch einen Teil dieser Liebe bilden? Ich weiß es nicht, wohl aber glaube ich, dass die Liebe weitgehend auf ihrer Vorwegnahme und auf ihrer Erinnerung gründet. Sie ist das Gefühl, das das größte Maß an Vorstellungskraft erfordert, nicht nur, wenn man es erahnt, wenn man es kommen fühlt, und nicht nur, wenn derjenige, der es erfahren und verloren hat, das Bedürfnis empfindet, es sich zu erklären, sondern auch, solange die Liebe selbst sich entwickelt und in voller Blüte steht.»

Nur der gefeierte Operntenor kommt trotz seiner großen Leidenschaft für Natalia, die von einem despotischen Ehemann geschurigelt wird, nicht zum Zuge.
khw


Javier Marías: Der Gefühlsmensch – Roman
Titel der Spanischen Originalausgabe: El hombre sentimental

Genehmigte Lizenzausgabe mit freundlicher Gestattung der S. Fischer Verlag GmbH

Rechte der deutschensprachigen Ausgabe © S. Fischer Verlag GmbH Frankfurt/Main 2016

Mit Illustrationen von Stefhany Y. Lozano
und einem Nachwort des Autors
Aus dem Spanischen von Elke Wehr
Copyright der illustrierten Ausgabe

Faber & Faber Verlag, Leipzig 2019
156 Seiten - illustriert - 36,00 EUR