14.12.2019
EUGEN RUGE: METROPOL ‒ Roman

Eugen Ruge - Schriftsteller Regisseur und Übersetzer - wurde am 24. Juni 1954 in Soswa, Oblast Swerdlowsk in der damaligen Sowjetunion geboren. Der Autor ist der Sohn des marxistischen Historikers Wolfgang Ruge, der nach dem Überfall des Deutschen Reiches auf die Sowjetunion zusammen mit seiner zweiten Ehefrau nach Kasachstan deportiert, ein Jahr später von ihr getrennt wurde, als Strafarbeiter in ein Straflager in den Nordural verschickt wurde. Erst 1948 konnte Ruge unter Umgehung der Verbannung an einem Fernstudium in Swerdlowsk teilnehmen. Erst 1956 gelang Wolfgang Ruge mit seiner dritten Ehefrau und dem Sohn Eugen die Ausreise in die DDR.

Eugen Ruge studierte an der Humboldt-Universität Mathematik und wurde wissenschaftlicher Mitarbeiter am Zentralinstitut für Physik der Erde an der Akademie der Wissenschaften der DDR. Seine Tätigkeit als Schriftsteller, Dokumentarfilmer und Drehbuchautor begann 1986, zwei Jahre später siedelte er in die BRD über. Zeitweise hatte er eine Gastprofessur an der «Universität der Künste Berlin» inne. Mit dem Roman «In der Zeit des abnehmenden Lichts» debütierte Ruge, wurde mit dem Deutschen Buchpreis ausgezeichnet.

Nach seinem ersten Roman und zwei weiteren «Cabo de Gata» (2013) und «Follower. Vierzehn Sätze über einen fiktiven Enkel» (2016) greift Eugen Ruge erneut wieder auf seine Familiengeschichte zurück. Es die Geschichte zweier deutscher Kommunisten in der Sowjetunion in den 30er Jahren des letzten Jahrhunderts. Es ist die Geschichte seiner zwei Vorfahren die die Protagonisten des Romans wurden. Mit dem Erfolg seines ersten Romans war er in der Lage, Recherchen in den Moskauer Archiven, der nicht gerade preiswerten Metropole, zu beginnen.

Der Buchtitel «Metropol» ist nach dem 1905 erbauten gleichnamigen Hotel, finanziert durch den Kaufmann Sawwa Mamontow, genannt. Das Hotel nutzte der russische Adel als Festung im Kampf gegen die Bolschewiken 1917. Legendär ist das Zimmer 2 217, hier wurde im April 1918 unter Vorsitz von Jakow Swerdlow die Verfassung der Russischen Sozialistischen Föderativen Sowjetrepublik ausgearbeitet, die im Juli 1918 vom Sowjetkongress beschlossen wurde.

Der Roman konzentriert sich auf die Romanfiguren Charlotte und Wilhelm während der Jahre 1936 bis 1938 und ihre Tätigkeit für die sowjetische Agentenorganisation OMS. Es ist die Abkürzung für «Otdjel meshdunarodnych swjasej» Abteilung für internationale Verbindungen. So nannte sich der Nachrichtendienst der Komintern, der weltweit zur Unterstützung der revolutionären Bewegungen und Parteien tätig war. Der OMS stellte nicht nur Pässe her, er lieferte Waffen und Geld, gab die Anweisungen der Komintern weiter. In den Jahren des Großen Terrors war er der Verbindungsdienst als von Ausländern dominierte Organisation, dass in besonderem Maße den «Säuberungen» des NKDW ausgesetzt. Zum Ende der 1930er Jahre wurde er aufgelöst.

Der Roman «Metropol» ein Panorama des kommunistischen Exils in den Jahren von 1933 bis zum Deutschen Überfall auf die Sowjetunion am 22. Juni 1941.
khw


EUGEN RUGE: METROPOL ‒ Roman

Rowohlt Verlag, Hamburg 2019
431 Seiten - 24.00 EUR