10.12.2019
Peter Hoeres: ZEITUNG FÜR DEUTSCHALND ‒ Die Geschichte der FAZ

Die Frankfurter Allgemeine Zeitung prägt seit 70 Jahren parteilich die großen politischen Debatten der Bundesrepublik Deutschland aus Sicht des Kapitals. Wenn es um das politische Erbe der nationalsozialistischen Vergangenheit geht, ist ihre Haltung nicht antifaschistisch. Keinen Streit gibt es im Blatt aus Frankfurt am Main um die Westbindung der Bundesrepublik, dafür muss über Russland wie auch China aufgeklärt werden. Ebenso verhält es sich für die lateinamerikanischen Länder, wo linke Regierungen das Sagen haben, so stets zu Kuba, Venezuela und bis zum Staatsstreich in Bolivien. Die Linie der Frankfurter Allgemeinen wird nicht bestimmt über eine Auseinandersetzung der politischen Linie im Herausgebergremium - ob konservativ, liberal, avantgardistisch bis traditionsbewusst - sie bleibt konservativ. Die Personen, die einmal das Blatt präsentierten, wie Erich Welter, Paul Sethe, Joachim Fest, Marcel Reich-Ranicki oder Frank Schirrmacher ist vorbei. Fest kam über den RIAS und NDR von 1973 bis 1993 als Mitherausgeber zur FAZ. Bei seine Hitler-Biografie wurden die Novemberpogrome und die Nürnberger Rassengesetze vergessen. Die Speer-Biografie ist mehr Dichtung als Wahrheit, somit auch nicht ohne Kritik. Die Veröffentlichung des Beitrags von Ernst Nolte «Die Vergangenheit, die nicht vergehen will» am 6. Juni 1986 in der FAZ, führte zum Historikerstreit. Es war «die letzte große intellektuelle Auseinandersetzung in der Bundesrepublik, die entlang traditioneller Rechts-Links-Schemata ausgefochten wurde.» Hintergrund der Kontroverse waren die geschichtspolitischen Bestrebungen der von der CDU-geführten Bundesregierung, die das Rückgrat der «geistig-moralischen Wende» nach dem Ende des sozial-liberalen Jahrzehnts darstellen sollte. Verantwortlich für die Veröffentlichung der Arbeit des rechten Historiker Nolte war FAZ-Herausgeber Joachim Fest.

Auch zu Marcel Reich-Ranicki gibt es einige Ungereimtheiten. In seinen Londoner Jahren um 1948, schreibt er als Vize-Konsul Gedichte auf Josef Stalin. Martin Walser setzt ihm - wohl als eine Generalabrechnung - mit dem Roman «Tod eines Kritikers» ein bleibendes Denkmal.

Liberal war stets in der Zeitung das Feuilleton, besonders in den Jahren ab 1. Januar 1994, als Frank Schirrmacher der Nachfolger von Joachim Fest als Herausgeber dafür verantwortlich zeichnete. Diese endete plötzlich am 12. Juni 2014 mit dem Tod Frank Schirrmacher in der Redaktion. Seitdem hat die FAZ auch keinen Kulturjournalisten mehr in der spanischen Hauptstadt Madrid, damit auch nicht mehr für das spanisch sprechende Mittel- und Südamerika.

Der Autor Peter Hoeres, am 13. November 1971 in Frankfurt/Mai geboren, ist Historiker, lehrt seit 2013 an der Julius-Maximilians-Universität in Würzburg Neueste Geschichte. Zu seinen Schwerpunkten gehören internationale Geschichte, Kultur- und Mediengeschichte.

Ob die Marke FAZ als Synonym für Qualitätsjournalismus steht, müsste noch hinterfragt werden. Auch ob die FAZ auf Papier, das beim Siegeszug des Smartphones gerade bei der Jugend, die nächste Jahrzehnte erreicht, ist fraglich. Der Autor Peter Hoeres gibt in seiner Geschichte der FAZ vielschichtig über die Zeitung aus Frankfurt am Main Auskunft.
khw


PETER HOERES: ZEITUNG FÜR DEUTSCHLAND
Die Geschichte der FAZ

Benevento Verlag bei Benevento Publishing - München - Salzburg 2019
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597 Seiten - 28,00 EUR