06.09.2019
Carsten Brosda: DIE ZERSTÖRUNG
WARUM WIR FÜR DEN GESELLSCHAFTLICHEN ZUSAMMENHALT STREITEN MÜSSEN

Der Autor Dr. Carsten Brosda ist seit Februar 2017 in Hamburg der Senator der Behörde für Kultur und Medien. Mit einer Arbeit über «Diskursiven Journalismus» promovierte er. Der Anlass seines Buches ist das 54 Minuten lange Rezo-Video «Die Zerstörung der CDU». Im Vorwort schreibt der Autor: «Die aufgeregten Diskussionen rund um Rezo und seinen Versuch der »Zerstörung der CDU« lassen sich ohne weiteres als stellvertretend für eine Entfremdung zwischen Politik und Teilen der Gesellschaft auffassen, die auch anderweitig zu beobachten ist. Ähnliche Debatten gab es kurz zuvor schon über die Rechte der Schülerinnen und Schüler auf den #/fridaysforfuture-Demonstrationen oder über die vehement vorgetragene Kritik an der europäischen Urheberrechtsrichtlinie. In allen Fällen ist es augenscheinlich nicht gelungen, eine inhaltlich ernsthafte Debatte seitens der Politik zu führen. Vielmehr gab es die üblichen Reflexe auf der kommunikativen Metaebene, die zum inhaltlichen Kern der offensichtlichen Wut der zivilgesellschaftlichen Kritik nicht vorzudringen vermochten, sondern die Zerstörung eher als Störung des politisch-kommunikativen Routinemodus betrachteten.»

Und zur CDU heißt es: «Diese strategielosen Reflexe gipfelten in einer bemerkenswerten Sentenz der CDU-Vorsitzenden Annegret Kramp-Karrenbauer, die in einer Pressekonferenz begann, über neue Regeln zur Beschränkung der Meinungsfreiheit im Netz zu sinnieren. »Was wäre eigentlich in diesem Lande los, wenn eine Reihe von, sagen wir, 70 Zeitungsredaktionen zwei Tage vor der Wahl erklärt hätten, wir machen einen gemeinsamen Aufruf: Wählt bitte nicht CDU und SPD. Das wäre klare Meinungsmache vor der Wahl gewesen«, sagte Kramp-Karrenbauer kurz nach der Europawahl. »Und die Frage stellt sich schon mit Blick auf das Thema Meinungs- mache. was sind eigentlich Regeln aus dem analogen Bereich und welche Regeln gelten eigentlich für den digitalen Bereich, ja oder nein.« Dies sei eine fundamentale Frage, »über die wir uns unterhalten werden, und zwar nicht wir in der CDU, mit der CDU, sondern, ich bin mir ganz sicher, in der gesamten medienpolitischen und auch demokratietheoretischen Diskussion der nächsten Zeit wird das eine Rolle spielen«.

In der Tat braucht es eine Diskussion - allerdings weniger darüber, wie man eine hergebrachte Vorstellung massenmedialer Öffentlichkeit sichert, sondern darüber, wie demokratische Kommunikation unter veränderten digitalen Bedingungen aussehen kann.

Mit seinem Video am 18. Mai 2019 hat der Youtuber Rezo eine Lawine losgelöst. Nun ist seit 18 Uhr am 1. September eine zweite Lawine auf die Sozialdemokratie hinzugekommen - die Landtagswahlen in Sachsen und Brandenburg. Und nach dem Rückzug von Andrea Nahles als Vorsitzende der SPD am 2. Juni 2019 beginnt in den nächsten Wochen auf 23 Regionalkonferenzen die Suche nach der neuen Doppelspitze der Partei. Da liefert der Brosdas Band auch Hintergrund für eine Diskussion.
khw


Carsten Brosda: DIE ZERSTÖRUNG
WARUM WIR FÜR DEN GESELLASCHAFTLICHEN
ZUSAMMENHALT STREITEN MÜSSEN


Hoffman und Campe Verlag, Hamburg 2019
174 Seiten - 18,00 EUR