15.08.2019
Christoph Hein / Elmar Faber: Ich habe einen Anschlag auf Sie vor. - Der Briefwechsel

Über siebenunddreißig Jahre korrespondierte der Verleger Elmar Faber mit dem Schriftsteller Christoph Hein. Der Briefwechsel liegt im neuen Verlag Faber und Faber vor. Aufschlussreich zeigt der Schriftwechsel des Schriftstellers mit dem Verleger zwischen Anpassung und Widerstand mit der Planwirtschaft und den Hemmnissen der Zensur. Es ist Geschichte, Literaturgeschichte, die in der Korrespondenz sich dem Leser erschließt.

Der Verleger Elmar Faber starb am 3. Dezember 2017 in seinem Haus in Leipzig. Nach Sichtung seines Nachlasses ist die Korrespondenz mit Christoph Hein der dauerhafteste Schriftwechsel mit einem Autor. Im Frühjahr 1983 übernahm Elmar Faber als Verleger den Aufbau-Verlag in Berlin auch Hein, der einer der Autoren war. So beginnt ihre beruflich wie persönliche Korrespondenz.

Am 4. November 1987 schreibt Faber an Hein über Literatur und Publikum: «Man könnte es sich einfach machen und die erstaunlichen Zahlen hersagen, die häufig zur Charakterisierung unserer Literaturgesellschaft herangezogen werden. Gemeint sind die 6500 Titel, die jährlich die Verlagshäuser in einer Auflage von etwa 140 Millionen Exemplaren verlassen und den Pro-Kopf-Verbrauch der Bevölkerung von ca. 8 ½ Büchern auslösen. Gedacht ist an die bald 120 Millionen Bände, die inzwischen in den Bibliotheken einstehen und an deren Ausleihe durch eine steigende Zahl von Benutzern. Zu notieren wäre die scheinbar unverminderte Leselust, die man vom ersten Schuljahr bis ins hohe Rentenalter wahrnimmt, wenn man in literarischen Angelegenheiten über Land fährt. Man könnte es sich also einfach machen und recht zufrieden sein, wenn man an das Begriffspaar „Literatur und Publikum" denkt, wüsste man nicht auch von steigenden Bestandszahlen in den Lagerhäusern des Großhandels, von Bücherstapeln in den Buchläden, die sich nur schwerfällig absetzen, von sich weiter differenzierendem Käuferinteresse, das längst nicht mehr blindlings ins Regal greift, nur um etwas im Korb zu haben. Damit sind wir bei der Sache mit den Bedürfnissen.»

Neun Jahre, von 1983 bis 1992, war Elmar Faber Verleger des Aufbau Verlages. Am 10. September 1992 scheibt er an Christoph Hein: «Ich werde – wenn die Modalitäten für eine Vertragsauflösung unterschrieben sind – in den nächsten Tagen den Verlag verlassen. Als Grund für das Ausscheiden wird vermutlich in einer entsprechenden Erklärung angeben: nicht überbrückbare Meinungsverschiedenheiten zur Programm- und Geschäftspolitik.»

Bereits 1990 gründet Elmar Faber mit seinem Sohn Michael in Berlin den Verlag Faber & Faber, der ab 1995 von Berlin nach Leipzig übersiedelt. Mit dem Tod Elmar Fabers wird die verlegerische Arbeit einstellt.

Es ist eine lesenswerte Korrespondenz zwischen Elmar Faber und Christoph Hein. Im Buch abgedruckt die Trauerrede auf den Freund Elmar Faber. Auch auf sein standhaftes und treues verhalten gegen über der DDR wie später nach der Wende gegen die Turbulenzen durch die Treuhand.

Der veröffentliche Band ist ein Dokument über Büchermachen gegen Widerstände. Lesenswert, es berichtet über Literaturgeschichte in der DDR.

Mit dem Briefwechsel Christoph Hein / Elmar Faber beginnt auch das neue Kapitel des Verlages Faber & Faber.
khw


Christoph Hein / Elmar Faber: Ich habe einen Anschlag auf Sie vor
Der Briefwechsel

Erster Titel des neuen Faber & Faber Verlag Leipzig 2019
160 Seiten - Hardcover mit Schutzumschlag - 22,00 EUR