15.08.2019
Marion von Osten u. Grant Watson (Hg.) - bauhaus imaginista - Die globale Rezeption bis heute

Das Staatliche Bauhaus, heute nur Bauhaus genannt, wurde 1919 von Walter Gropius in Weimar als Kunstschule gegründet. Nach Art und Konzeption war es etwas völlig Neues. Das Bauhaus stellte eine Zusammenführung von Kunst und Handwerkwerk dar. Es war die einflussreichste Bildungsstätte im Bereich Architektur, der Kunst und des Designs im 20. Jahrhundert. Es bestand von 1919 bis 1933, gilt heute als Heimstätte der Avantgarde und der Klassischen Moderne, das auf allen Gebieten der freien und angewandten Kunst und Kultur. Das Bauhaus prägt noch immer wesentlich das Bild modernistischer Strömungen.

In Weimar am 13. April 1919 geründet musste es, da bei der Landtagswahl im Februar 1924 sich die Machtverhältnisse änderten, die DVP-Regierung unter Richard Leutheußer kürzte den Etat des Bauhauses um 50 Prozent von Weimar nach Dessau ziehen. Am 4. Dezember 1926 konnte in das von Walter Gropius entworfene Bauhausgebäude umgezogen werden. Am 1. April 1928 trat Gropius als Direktor zurück. Auf Vorschlag von Gropius wurde der Schweizer Architekt Hannes Meyer der neue Direktor. Er verkündete die Devise «Volksbedarf statt Luxusbedarf», aktivierte die Zusammenarbeit mit der Industrie und Konzentration auf Architektur. Hannes Meyer, er vertrat linkssozialistische Positionen, wurde am 1. August 1930 vom Oberbürgermeister von Dessau entlassen. Dann leitet der Architekt Ludwig Mies van der Rohe das Bauhaus bis 1932 es von der NSDAP, die die Gemeindewahl gewonnen hatte, geschlossen wurde. Das Bauhaus ging als private Einrichtung nach Berlin-Lankwitz, wurde 1933 durch Repressalien der NSDAP zur Selbstauflösung gezwungen.

An dem hybriden Charakter der Moderne setzt die Berliner Ausstellung mit «bauhaus imaginista» (v. 15. März - 10 Juni 2019) im Einhundersten Jahr der Bauhaus-Geschichte an. Im Vorwort zum Katalog schreiben die Herausgeber: «Bis heute stellt sich die Frage, wie das Verhältnis von Kunst und Gesellschaft neu gedacht werden kann. Die Notwendigkeit, die Kunst und Gestaltung auf radikale Weise neun u fassen, zieht sich als Teil dieser Frage wie ein roter Faden durch das 20. Jahrhundert. Nimmt man das Bauhaus in den Blick, scheint sofort die Geschichte einer radikalen Bildidee auf. Die Schule wurde 1919 unmittelbar nach dem Ersten Weltkrieg, gegründet und spielte das Ethos einer jungen Generation wider, die sich von der nationalistischen, militaristischen und autoritären Vergangenheit lösen wollte. Sie waren davon überzeugt, dass sich mit der Umgestaltung der materiellen Umwelt durch Reformierung von Kunst, Handwerk, Design und Architektur auch die Gesellschaft neu denken ließe.»

Nur dazu ist es bis heute noch nicht gekommen. Ein lesenswerter Katalog, das auch nach dem Ende der Ausstellung in Berlin.
khw


Marion von Osten u. Grant Watson (Hg.): bauhaus imaginista - Die globale Rezeption bis heute

Verlag Scheidegger & Spiess - 8001 Zürich/Schweiz
312 Seiten - umfangreich farbig illustriert - 58,00 E