18.07.2019
Wolfgang Engler / Jana Hensel: WER WIR SIND – Die Erfahrung, ostdeutsch zu sein

Mit dem Mauerfall am 9. November 1999 begann für die DDR-Bürger nicht die große Freiheit. Am 9. November verlas am Abend das Mitglied des Zentralkomitees des SED-Politbüros Günther Schabowski, verantwortlicher Sekretär fürs Informationswesen, im Internationalen Pressezentrum DDR in der Mohrenstraße 36/37 eine die Welt bewegende Nachricht. O-Ton Schabowski: «Privatreisen nach dem Ausland können ohne Vorliegen von Voraussetzungen (Reiseanlässe und Verwandtschaftsverhältnisse) beantragt werden. Die Genehmigungen werden kurzfristig erteilt.» Auf die Frage eines BILD-Journalisten: «Wann tritt das in Kraft?» antwortet Schabowski: «Das tritt nach meiner Kenntnis …ist das sofort, unverzüglich.» Als erste Nachrichtenagentur verbreitete Reuter die Reisemeldung, dann folgten ADN um 19:04 Uhr, gleichzeitig mit der dpa. Die US-Associated Press sprach bereits von «Grenzöffnung» und das ZDF brachte in «heute»-Sendung Ausschnitte von Schabowskis Pressekonferenz. Das zum besseren Verständnis, für die Leser der Buchbesprechung, wie sich das Leben nach dem Fall der Mauer – im Sprachgebrauch der DDR hieß sie «Antifaschistischer Schutzwall» – das Leben der DDR-Bürger schlagartig veränderte.

Das Buch: «WER WIR SIND» sind Gespräche zwischen den Ex-DDR-Bürgern Jana Hensel und Wolfgang Engler zu 10 Themenkomplexen von «Eine Begrüßung» bis «Wie wir wurden, wer wir sind».

Jana Hensel, am 3. Juli 1976 in Borna bei Leipzig geboren, studierte an der «Karl-Marx-Universität Leipzig» Romanistik und Neuere Deutsche Literatur, ebenso in Marseille, Paris und Berlin. Für einige Jahre war sie die Herausgeberin der Literaturzeitschrift «Edit» in Leipzig für junge, deutschsprachige Prosa, Lyrik, Essayistik wie Kritik. Im Jahr 2002 veröffentlichte sie ihren Erinnerungsband «Zonenkinder». Eine kurze Zeit bei der Wochenzeitung «der Freitag» arbeitet heute Autorin für «Zeit online».

Co-Autor Wolfgang Engler wurde 1952 in Dresden geboren, ist Hochschullehrer für Kultursoziologie, Ästhetik und Publizistik. Von 2005 bis 2017 war er Rektor der «Hochschule für Schauspielkunst Ernst Busch» in Berlin. Auch nach seiner Emeritierung im September 2017 blieb Engler weiter Dozent für Regie an der Hochschule. Als Publizist schreibt er für »Die Zeit«, »taz«, »Berliner Zeitung«, »Süddeutsche Zeitung« und »Blätter für deutsche und internationale Politik«. Der Band bringt dem Leser, wenn er sich auf diese Form einlässt, ein Mehr an Erfahrung an «ostdeutsch» – sprich DDR.
khw


Wolfgang Engler / Jana Hensel: WER WIR SIND
Die Erfahrung, ostdeutsch zu sein

Aufbau Verlag, Berlin 2018
288 Seiten – 20.00 EUR