18.07.2019
Anne Applebaum: ROTER HUNGER – Stalins Krieg gegen die Ukraine

Die Autorin Anne Applebaum, am 25. Juli 1964 in Washington, D.C. geboren, ist eine US-amerikanische Historikerin und Journalistin mit polnisch-jüdischer Herkunft. Ihre Beiträge und Bücher zur jüngeren Geschichte Osteuropas wurden mehrfach ausgezeichnet. Sie besuchte die «Sidwell Friends School» in Bethesda, Maryland und begann nach ihrem Schulabschluss 1982 ein Studium der Geschichte an der «Yale University», dass sie mit «summa cum laude» abschloss. Mit einem Marshall-Stipendium, vergeben vom «Foreign and Commenwealth Office», ging sie nach London und studierte an der «London School of Economics» Internationale Beziehungen. Ihre journalistische Tätigkeit begann sie als Korrespondentin des Economist in Warschau. Von 2002 bis 2006 war Applebaum Mitglied des Redaktionsausschusses der «Washington Post». Zudem schrieb sie für ein Dutzend Zeitungen, vom «The Wallstreet Journal» aus New York bis zu «Cicero» aus Berlin.

Nach Anne Applebaum Meinung ist Russland unter Wladimir Putin eine raffinierte Diktatur; der Krieg in der Ukraine sei zynisch. Auch kritisiert sie 2016 Donald Trump – er ist rückwärts orientiert, hat ein imaginäres Bild von den Nordamerikanischen Staaten und pflegt eine autoritäre Sprache, untergräbt das Justizsystem und die Pressefreiheit. Ihr jüngstes Buch «Red Famine» (Roter Hunger) wurde mit dem britischen Literaturpreis «Duff Cooper Prize» wie dem kanadischen «Lionel Gelbe Prize» ausgezeichnet.

Auch bei diesem Buch stützt sich Anne Applebaum bei ihrer politischen Analyse auf historische Betrachtungen. In ihrem Buch «Roter Hunger» geht es um die Revolution von 1917, der früheren Jahre der sozialistischen Ukraine, auch als Teilstaat der Sowjetunion.

Außer Acht lässt die Autorin die deutsch/österreichische Intervention, auch die Auseinandersetzungen mit Polen. Der Hintergrund zur Hungersnot von 1932/33 ist, die Bauern weigerten sich in Kolchosen zu arbeiten, wollten selbstständig bleiben. Es war nicht die Sowjetisierung allein. Am 22. Juni 1941 überfiel das Deutsche Reich die Sowjetunion. Bereits in den ersten Stunden der Besetzung der Ukraine durch Nazitruppen kam es zu den ersten Pogromen gegen die jüdische Bevölkerung, angeleitet von der SS, ausgeführt durch ukrainische und polnische Bewohner. Fanden die deutschen Besatzer am Anfang etliche Ukrainer gegen die Sowjetunion, änderte sich das. Während der Zeit der Besetzung stand das Land als «Reichskommissariat Ukraine» unter deutscher Zivilverwaltung. Die Ukraine und Ostpolen waren die Gebiete, wo die meisten Menschen dem Holocaust – Juden, Sinti und Roma – zum Opfer fielen. Erinnert sei an das Massaker von «Babi Jar» bei Kiew am 29. und 30. September 1941. Mehr als 33.000 Kiewer wurden ermordet, auch wurden alle Mitglieder der KPdSU erschossen, denen man Habhaft werden konnte. Der Nazi-Kollaborateur Stepan Andrijowytsch Bandera wird heute noch immer von zahlreichen Ukrainern als nationaler Held gesehen, was er nie war. Die Ukrainer, die ab 1941 für SS und Gestapo arbeiten, sind wohl eine Erklärung zu 1931 und 1932. Nicht alles, was falsch gelaufen ist, muss man heute Josef Stalin in die Schuhe schieben.
khw


ANNE APPLEBAUM: ROTER HUNGER – Stalins Krieg gegen die Ukraine

Siedler Verlag in der Verlagsgruppe Random House – München 2019
542 Seiten – zahlreiche Fotos – 36,00 EUR