06.06.2019
Bartholomäus Grill: Wir Herrenmenschen
Unser rassistisches Erbe: Eine Reise in die deutsche Kolonialgeschichte

Der Autor Bartholomäus Grill – am 24. August 1954 in Oberaudorf am Inn geboren – arbeitet derzeit von Kapstadt aus als Afrika-Korrespondent für das bundesdeutsche Nachrichten-Magazin «Der Spiegel» in Hamburg.

Nach seinem Abitur studierte Grill Philosophie, Soziologie und Kunstgeschichte. Seine Laufbahn als Journalist begann er als Kulturjournalist bei der «Mittelbayerischen Zeitung» in Regensburg, dann wechselte er nach Berlin-West zur «taz». 1984 folgte das «Allgemeine Sonntagsblatt», wo er als Kulturredakteur arbeitete, um 1987 ins Politikressort der Wochenzeitung «Die Zeit» zu wechseln. 1993 wurde Gill Afrika-Korrespondent «Die Zeit» mit Sitz in Johannesburg/Südafrika. Grill schrieb Beiträge und Reportagen für «Die Weltwoche» (damals noch nicht reaktionär), «Profil» in Wien und das Magazin «GEO» aus dem Haus Gruner+Jahr. Von 2005 bis 2009 gehörte Grill zum Afrika-Beraterkreis von Bundespräsident Horst Köhler. Im August 2009 kehrte Grill als Korrespondent nach Südafrika zurück. Ende 2012 verlässt er nach 25 Jahren «Die Zeit» und ist ab dem 1. Februar 2013 der Afrikakorrespondent des Nachrichtenmagazins «Der Spiegel».

Ausgehend von seiner eigenen Biographie stellt Bartholomäus Grill, langjähriger Afrika-Korrespondent und Experte in Sachen deutscher Kolonialgeschichte, die Frage nach dem rassistischen Erbe dieser Epoche. Auf seinen Reisen in die Vergangenheit zeichnet er akribisch die Spuren deutscher Fremdherrschaft in Afrika, China und der Südsee nach. Und er ist überzeugt: Wir Deutschen sehen die außereuropäische Welt nach wie vor mit dem imperialen Auge und behandeln ihre Bewohner nicht viel besser als in der Kolonialzeit. Das Herrenmenschentum prägt nach wie vor unser Denken, die Klischees von den „bedrohlichen Afrikanern“ oder „hilflosen Entwicklungsländern“ wirken fort, gerade in den Zeiten verstärkter Flucht und Migration.

Bartholomäus Grill legt mit seinem neuen Buch somit nicht nur eine packende historische Reportage vor, sondern zugleich auch ein Debattenbuch von höchster Aktualität. Es soll auch zum Verständnis dafür beitragen, warum heute so viele Afrikaner ihren Kontinent verlassen wollen. Zugleich stellt Grill die Frage nach Deutschlands Verantwortung und warnt: „Wir leben in einer Zeit, in der die moralischen und ethischen Grundregeln unseres demokratischen Gemeinwesens bedroht sind.“

«Heia Safari!» ist die große Mär vom deutschen Kolonialidyll. Auch Carl Hagenbecks Völkerschauen mit Indianern, Asiaten und Afrikanern, die er in seinem Tierpark in Hamburg Stellingen durchführte, gehörten zur deutschen Kolonialismus-Bewunderung. Exponate geklaut für Völkerkundemuseen hierzulande haben auch deutsche Kolonialherren, Reeder und Kaufleute, von den Woermanns und den Godeffroys.

Verdrängte deutsche Geschichte die Bartholomäus Grill den Lesern mitteilt.
Empfehlenswert.
khw


Bartholomäus Grill: Wir Herrenmenschen
Unser rassistisches Erbe: Eine Reise in die deutsche Kolonialgeschichte

Siedler Verlag, München 2019
286 Seiten - zahlreich sw-Fotos - 24,00 EUR