08.05.2019
Günter Grass: Die Artur-Knoff-Geschichten

In der Anmerkung des Bandes heißt es:

In der Schriftenreihe des Literarischen Colloquiums Berlin, LCB-Editionen, erschien 1968 ein schmaler Band eines jungen Autors mit Namen Artur Knoff. Der Band blieb seinerzeit ein Ladenhüter und der Schriftsteller Knoff fand wenig Beachtung, obwohl diese besonderen Erzählungen bereits vor surrealer Fabulierlust sprühten. Dem Klappentext war zu entnehmen: »Die Geschichten von Artur Knoff, 1937 in Hirschberg, Schlesien geboren, sind seine ersten Veröffentlichungen.« - Und auch ein Autorenbild war als Titel zu sehen. Doch das Foto zeigte nicht Artur Knoff, sondern Günter Grass’ erste Ehefrau Anna - als Mann verkleidet, mit Brille, Mütze und angeklebtem Schnurrbart. Öffentlichkeit und Kritik bemerkten nichts von diesem literarischen Versteckspiel, bis »Artur Knoff« als Pseudonym von Günter Grass 1980 erstmals enthüllt wurde.

Es sind besondere Texte, die in dem Band stehen. Zum einen sind die Texte wunderbar komisch und nachdenklich, sie beweisen, dass der Romancier und bildende Künstler Günter Grass auch ein Meister der kleinen Form ist.

Einen Bezug zur deutschen Geschichte hat der Text «Einer unserer Mitbürger: Prinz Karneval». Hier geht es um die verdrängte Nazijahre. Ein ehemaliges Mitglied der SA wird Karnevalsprinz werden. Kraft seines Amtes verweigerte der Bürgermeister einer rheinischen Kleinstadt dem Karnevalprinzen die Würde einer «Tollität». So bekommt die Kleinstadt ihre «Prinzenaffäre». Schnell findet sich im Besitzer des Möbelhauses am Ort der neue Karnevalsprinz.

Die zwölf Grass Texte sind für neu veröffentlicht. Dafür sei dem Verleger Gerhard Steidl gedankt.
khw


Günter Grass: Die Artur-Knoff-Geschichten

Steidl Verlag, Göttingen 2018
64 Seiten – 12,80 EUR