05.04.2019
Gesine Bahr u. Halina Kirschner: Das ist das Bauhaus! – 50 Fragen – 50 Antworten

Ein Buch, das auf seinen Seiten – ohne Seitenzahlen – auf Fragen dem Leser antwortet. In der Einleitung scheiben die Autorinnen: »Alle Wege führen nach Rom«, heißt es im Allgemeinen. Die Gründungsphase des Bauhauses erinnert an dieses Sprichwort, hier wird der Architektur - metaphorisch ausgedrückt-enorme Gravitations- und Zentrifugalkraft zugesprochen: »Das Endziel aller bildnerischen Tätigkeit ist der Bau!« Mit diesem Statement beginnt das Bauhaus- Manifest, die erste, auf einer Seite im Querformat gedruckte, öffentliche Selbstdarstellung, mit der Gropius 1919 das Staatliche Bauhaus in Weimar für eröffnet erklärte. Das Titelblatt schmückt ein Holzschnitt geschnitzt von Lyonel Feininger, einem der ersten Bauhausmeister. Das Bauhaus-Manifest proklamierte-reich an Beschwörungsformeln-das Programm der neuen Schule. Es rief den »neuen Bau der Zukunft«2, »der aus Millionen Händen der Handwerker einst gen Himmel steigen wird als kristallenes Sinnbild eines neuen kommenden Glaubens« aus. Die Königsdisziplin in der Bauhausausbildung war also die Architektur.»

Auf die Frage: «Inwiefern hat das Bauhaus es geschafft die Gesellschaft zu verändern?» antwortet Gesine Bahr: «Schwer zu sagen. Zuerst einmal muss dafür die Frage beantwortet werden, ob Gestaltung überhaupt Gesellschaft verändern kann? Und Gesellschaft sich nicht sowieso immer von alleine verändert - Gestaltung hin oder her?

Abgesehen von den pädagogischen Errungenschaften hat das Bauhaus auf jeden Fall einigen Ideen der Moderne eine Form gegeben - ob diese Form immer hundertprozentig gelungen ist, ist dabei vielleicht erstmal zweitrangig. Das Bauhaus hat mitnichten alles richtig, gut und schön gemacht. Aber es war wichtig, dass über gutes Wohnen oder schöne Dinge für alle nachgedacht wird. Allein schon, dass man an sich den Anspruch stellt, gleichberechtigt, demokratisch und sozial zu gestalten, ist ein veränderndes Statement. Dass man, wie Hannes Meyer, den Menschen zum Maß aller Dinge macht. Es kommt nicht nur, aber auch, auf die Haltung an. Insofern war das Bauhaus ein Katalysator der Moderne. Es hat die Menschen bewegt: ans Bauhaus zu kommen, mitzudenken an der neuen, besseren Welt - auch wenn es sie nicht unbedingt geschaffen hat. Und es bewegt die Menschen auch heute noch dazu, über das Bauhaus nachzudenken-und sie so auf eine Frage hinzulenken: In was für einer Welt wollen wir eigentlich leben?»

Ein empfehlenswertes Buch von Gesine Bahr und Halina Kirschner zu «100 Jahre Bauhaus».
khw


Gesine Bahr u. Halina Kirschner: Das ist das Bauhaus!
50 Fragen – 50 pointierte Antworten

Verlag E. A. Seemann Verlag
in der E. A. Seemann Henschel GmbH & Co KG Leipzig 2019
19,95 EUR