07.01.2019
Peter Voigt: FILMARBEIT - Skizzen, Kritiken, Essays, Interviews

Nicht häufig wird ein Buch der Arbeit eines Dokumentarfilmers gewidmet. Der Berliner Verlag «Neues Leben» hat aus der Reihe der DDR Filmdokumentarfilmer dafür Peter Voigt gewählt, der ohne den Besuch der Babelsberger Filmhochschule ein Dokumentarfilmregisseur wird.

Peter Voigt - geboren am 26. Mai 1933 in Dessau, gestorben an 12. März 2015 - war zu Beginn Regieassistent am Berliner Ensemble, danach im DEFA-Studio für Trickfilme in Dresden tätig. Als Dokumentarfilmregisseur hat er in zahlreichen seiner Dokumentarfilme nachdrücklich und voller Empathie das Schicksal deutscher Jugendlicher befragt. Sein Thema war stets, wie habt ihr Krieg, Kriegsende und Nachkrieg erlebt?

Im Allgemeinen besteht die Schwierigkeit des Filmdokumentaristen, von seiner Beobachtung zur Verallgemeinerung zu kommen, um das in den schöpferischen Prozess seiner Subjektivität einzubringen. Noch immer nimmt man den Dokumentarfilm als wichtige Information zur Kenntnis. Voigts Filme überraschen durch eine handwerkliche Sicherheit, große Sorgfalt und der konsequenten Vermittlung der Gedanken. Dabei zeigt er auch seine eigene und unverwechselbare filmische Gestaltung des Themas. Im Filmbetrieb der DDR war Peter Voigt zeitlebens ein Außenseiter, da er nicht wie seine Kollegen die Filmhochschule besuchte. Sein Lebenslauf: Von April 1954 bis 1958 war Peter Voigt am Berliner Ensemble als Regie- und Dramaturgie-Assistent engagiert. Hier wurde er gefördert von Bertolt Brecht, auch von Ruth Berlau, dem Regisseur Benno Besson und dem Chefdramaturgen Peter Palitzsch. In den Sommermonaten wurde er von Helene Weigel und Brecht eingeladen, seine Ferien in ihrem Haus in Buckow in der Märkischen Schweiz zu verbringen.

Ab1959 bis 1961 arbeite Voigt im DEFA-Studio für Trickfilme in Dresden als Colorist, Phasenzeichner und Regisseur. Nach den Dresdner Jahren war er über Jahre in Berlin freiberuflicher Regisseur. Ab 1969 arbeitet er im Studio H & S der Dokumentarfilmern Gerhard Scheumann und Walter Heynowski, bis zur Auflösung des Studios 1982, als Autor und Regisseur. Dann arbeitet Voigt bis zur Auflösung 1990 für das DEFA Studio für Dokumentarfilme. Nach dem Tod von Konrad Wolf am 7. März 1982 beendete er gemeinsam mit Erwin Burkert das Dokumentarfilmprojekt «Busch sing – Sechs Filme über die erste Hälfte des 20. Jahrhundert.» - Nach dem «Aus» des Dokumentarfilmstudios arbeitete er bis zu seinem Tod 2015 erneut freiberuflich.

In einem Werkstattgespräch mit dem DDR-Wissenschaftler Lutz Haucke, ob Friedenfilme etwas bewirken, antwortet Peter Voigt: «Schiller hat nicht ein Stück über Wallenstein geschrieben, um den Dreißigjährigen Krieg dem vergessen zu entreißen. Es schien ihm ein passender Gegenstand, eine seinerzeit höchst aktuelle Weltanschauung unter die Leute zu bringen, als Erlebnis. Er moralisiert nicht gegen das Vergessen an, so wenig wir, wenn wir an zwei verjährte Schlachten erinnern, Stalingrad, Verdun - im Gegenteil: Dieses Erinnern ist ein Spiel mit dem Vergessen, daraus kann die Wirkung kommen. Aber „Friedensfilme“ haben auch jede andere Möglichkeit.» - Eine ausführliche Filmografie der Arbeiten von Peter Voigt ist im Band vorhanden.

Ermöglicht wurde die Publikation durch Unterstützung der Ehefrau Jutta Voigt, der Akademie der Künste, dem Filmmuseum Potsdam und der DEFA-Stiftung in Berlin. Ein Buch das faktenreich dem Leser das Leben von Peter Voigt vermittelt und über den Dokumentarfilm der DDR berichtet.
khw


Peter Voigt FILMARBEIT
Skizzen, Kritiken, Essay, Interviews

Verlag Neues Leben, Berlin 2018
206 Seiten - Broschur - 14,99 EUR