11.12.2018
Martin Walser: Spätdienst

Der Schriftsteller Martin Johannes Walser wurde am 24. März 1927 in Wasserburg am Bodensee geboren. Hier betrieben seine Eltern neben der Bahnhofsrestauration auch eine Kohlenhandlung. Von 1938 bis 1943 besuchte er die Oberrealschule in Lindau, dann musste er als Flakhelfer den NS-Staat verteidigen. Nach Unterlagen des Bundesarchivs in Berlin wird Walser in der Zentralkartei der NSDP als Mitglied mit Datum 30. Januar 1944 - einem bedeutenden Datum des NS-Staates - verzeichnet. Walser bestreitet, jemals einen Antrag für die Aufnahme in die NSDAP gestellt zu haben. Nach seinem Flakhelferdasein wird es ernst - wird Soldat und erlebt so den zweiten Weltkrieg. Sein Abitur holt er 1946 am Bodensee-Gymnasium nach, studiert dann in Regensburg und Tübingen Literaturwissenschaft, Geschichte und Philosophie. Heiratet 1950 Katharina „Käthe“ Neuer-Jehle. Aus der Ehe gehen die Kinder Franziska, Johanna, Alissa und Theresia hervor, mit Mari Carlson, später die Ehefrau von Rudolf Augstein - Spiegel Herausgeber - hat er einen Sohn - Jacob Augstein.

Seit 1953 ist Walser regemäßig Gast der «Gruppe 47», setzt sich 1960 mit Kollegen für die Wahl von Willy Brandt zum Bundeskanzler ein. Engagiert gegen den Vietnamkrieg, reiste nach Moskau und gilt in diesen Jahren als DKP-Sympathisant.

Durch eine für Verlagsverträge ungewöhnliche Klausel konnte er nach dem Tod von Siegfried Unseld vom Suhrkamp Verlag zum Rowohlt Verlag wechseln. Wegen des Romans «Tod eines Kritikers» kam es zum Streit in der Literaturszene. Mit diesem Roman griff Walser den Literaturkritiker der Frankfurter Allgemeinen Zeitung Marcel Reich-Ranicki als Person wie auch als Symbol der bürgerlichen Kulturszene an. Verdrängt hatte Reich-Ranicki seine «Rote Jahre» - da schrieb er Elogen auf Josef Stalin.

Martin Walsers neues Werk heißt «Spätdienst» - ist eine Sammlung von Aphorismen und Bonmots des hochbetagten Schriftstellers. Seine Texte sind bissig und sehr provokant, geben auch einen Einblick in den 91-jährigen Schriftsteller, der seine Mitwelt beobachtet. Die Arabesken von Alissa Walser geben dem Werk des Vaters einen sinnlichen Touch.
khw


Martin Walser: Spätdienst
Bekenntnisse und Stimmungen
Mit Arabesken von Alissa Walser

Rowohlt-Verlag, Reinbek bei Hamburg 2018
207 Seiten – 20,00 EUR