10.12.2018
Joakim Eskildsen: Cornwall

Alle Jahre veröffentlicht der mare-Verlag in Hamburg einen vorzüglich editierten Bildband zu einem Thema.

Für dieses Jahr ist es Cornwall, die Halbinsel zwischen Ärmelkanal, Atlantik und Keltischer See. Im Vorwort zum Band schreibt der mare-Verleger Nicolaus Gelpke:
«Wenn eine Halbinsel mit der Bezeichnung Land’s End abschließt, betont dies nicht nur die besondere geografische Lage, sondern scheint mir wesensgemäß für eine Region, deren Stimmung das Vergehen ist. Cornwall ist die ärmste Provinz des Königreichs; seit dem Niedergang des Bergbaus und der Fischerei ist sie heute angewiesen auf die Unterstützung der EU-Wirtschaftsförderung. Als südwestlichste Grafschaft Englands ist sie vom Ärmelkanal, dem Atlantik und der Keltischen See umflossen, aber trotz ihrer abgeschiedenen Lage, des oft schlechten Wetters, häufigen Nebels und nur weniger touristischer Attraktionen hat sie eine seltsame Anziehungskraft.

Es ist wohl die Romantik. Wenn man von den magischen Steilküsten über die raue Keltische See blickt, über die tief unten sich erstreckenden, fast weißen, feinen Sandstrände hinweg, dann meint man den Atlantik zu erfassen, seine Dimension und Bedeutung für unsere Geschichte zu begreifen. Wer sich abwendet, hin zu dem satten, tiefen Grün, dem lenkt nichts Glanzvolles den Blick ab, sondern er verliert sich in der Weite einsamer Wege, gesäumt von jahrhundertealten Höfen, die von Hortensien und Rosen umrankt sind.

Joakim Eskildsen ist als erklärter und erwiesener Romantiker der geniale Fotograf für diese Stimmungen. Er ist nur wenig als Auftragsfotograf für Medien unterwegs; vielmehr fühlt er sich seinen langjährigen Projekten verpflichtet und hat so schon ein gutes Dutzend Bildbände veröffentlicht. Seine Fotografien sind keine Zeitzeugnisse oder Dokumentationen, sie sind impressionistisch anmutende Momentaufnahmen. Nie steht ein grafisches Element im Mittelpunkt oder eine spannende Situation, stattdessen zeigt der Fotograf Augenblicke, die einem Gedanken oder Gefühl gleichkommen. Dabei ist Eskildsen ein Künstler ohne Attitüden; seine Werke entspringen der tiefen Überzeugung von einer empfundenen Ästhetik. Dementsprechend sind weder Nebel noch Regen störend.

Eskildsen reiste für diesen Bildband fünfmal nach Cornwall. Seine eindringlichen Bilder sind nie zufällig, übereilt und nie das erwartbare Klischee. Er fotografiert das Land so, wie er es erlebt und fühlt - die Einsamkeit des sich im Ewigen verlierenden Weges ebenso wie der verlassen wirkende Elafen, an dessen Mole Männer einen elektrischen Christbaum aufrichten. Solche Eindrücke zeigen in keiner Weise die gestanzte Romantik Rosamunde Pilchers, sondern die raue, oft graue, verregnete Schönheit einer Halbinsel, die sich am Ende Europas dem Zeitgeist entzieht. Eskildsen hat die Romantik Cornwalls gefunden, die wahre.»

Mit dem Essay «Armes reiches Land» von Martina Wimmer erhält der Leser weitere Informationen.

Der Fotograf Joakim Eskildsen, geborenn 1971 ist Däne und lebt heute in Potsdam. Der vielfach ausgezeichnete Fotograf war Schüler der dänischen Hoffotografin Rigmor Mydtskov und studierte Kunst und Design. Während seiner Corwall-Reisen regnete es wie man hier sagt häufig «cats and dogs» - Katzen und Hunde. Joakim Eskildsen hat eine besondere Begabung – denn Zauber sichtbar zu machen.
khw


Joakim Eskildsen: Cornwall
Nikolaus Gelpke (Hrsg.)
Fotografien von Joakim Eskildsen und Essay von Martina Wimmer

Leinenband - Format 30 x 26 cm - Mare-Verlag Hamburg 2018
123 Seiten – 58,00 EUR