06.12.2018
Lion Feuchtwanger – EIN MÖGLICHST INTENSIVES LEBEN – Die Tagebücher

Lion Feuchtwanger wurde am 7. Juli 1884 in München geboren, gestorben am 21. Dezember 1958 in Los Angeles, war ein deutscher Schriftsteller. In der Weimarer Republik war er einer der einflussreichen Schriftsteller im deutschen Literaturbetrieb. Jüdischen Glaubens, wurde er vor allem bekannt durch seinen Roman «Jud Süß». Noch immer zählt das Buch zu den meistgelesenen deutschsprachigen Autoren des 20. Jahrhunderts. Sein Roman hatte auch Einfluss auf die literarische Arbeit von Berthold Brecht.

Feuchtwanger lieferte nicht für den antisemitischen nationalsozialistischen Propagandafilm «Jud Süß» von Veit Harlan aus dem Jahr 1940. Die Vorlage für das Drehbuch war die gleichnamige Novelle von Wilhelm Hauff, das mehrfach überarbeitet werden musste. Aus den Tagebuchnotizen geht hervor, dass Joseph Goebbels und der Regisseur Veit Harlan reibungslos zusammengearbeitet haben. O-Ton Goebbels: «Harlans Film Jud Süß» ein großer genialer Wurf. Ein antisemitischer Film, wie wir ihn uns nur wünschen können.»

Lion Feuchtwanger wächst als Sohn in der begüterten Familie des jüdisch-orthodoxen Margarinefabrikanten Sigmund Aron Meier Feuchtwanger auf. Schon früh unternahm er erste Versuche als Schriftsteller. Nach seinem Abitur 1903 studiert er in München und Berlin Geschichte, Philosophie und Deutsche Philologie. Bereits 1908 hat er seine eigene Kulturzeitschrift «Der Spiegel». Wegen finanzieller Probleme fusioniert er bereits nach 15 Ausgaben mit der von Siegfried Jacobson herausgegebenen Zeitschrift «Die Schaubühne». 1918 entdeckt er das Talent von Bertolt Brecht, es beginnt eine lebenslange Freundschaft.

Feuchtwangers Erfolg als Dramatiker kam mit seinem historischen Roman «Jud Süß» - geschrieben in den Jahren 1921/1922, veröffentlicht 1925.

Die veröffentlichten Tagebücher umfassen die Jahre 1906, 1909 -1911, 1915-1921, 1931-1934, 1935-1937, 1938-1940. In der Einleitung heißt es: «Glücklicherweise ist ein Großteil der Tagebücher auch der Jahre zwischen 1906 und 1940 nicht nur gefunden, sondern inzwischen auch entschlüsselt worden, was keineswegs selbstverständlich ist, denn in späteren Jahren verfasste Feuchtwanger seine Notate in der veralteten, nur noch von wenigen beherrschten Gelberger-Kurzschrift. Wie mühsam die Entzifferung war, davon berichtet die Editorische Notiz. »

Die Transkription dieser Texte besorgte Elfriede Wedegärtner (Dresden), die ehemalige Leiterin der Bibliothek des Stenographischen Landesamtes Dresden, deren Verdienste bei der Entschlüsselung nicht hochgenung eingeschätzt werden können.

Im Auftrag des Aufbau-Verlags begann sie die Übertragung im November 1991, kurz nach dem die Tagebücher entdeckt worden waren.

Die nun veröffentlichten Tagebücher von Lion Feuchtwanger wurden vor drei Jahrzehnten durch einen Zufall entdeckt. Befragt, ob er Tagebuch führe, verneinte er es 1931 vehement mit der Begründung, er sähe dazu keine Veranlassung. Die jetzt veröffentlichten Tagebücher sind auch ein Stück deutscher Exilliteratur wie ihrer Geschichte.

Eine verdienstvolle Edition vom Aufbau Verlag.
Meine Empfehlung – gerade für heranwachsende, die so aus erster Hand Geschichte lesen können.
khw


Lion Feuchtwanger
EIN MÖGLICHST INTENSIVES LEBEN
Die Tagebücher
Herausgeben v. Helene Holdack, Martje Schuetze-Coburn
und Michaela Ullmann und der Mitarbeit von
Anne Hartmann und Klaus-Peter Möller
47 Abildungen

Aufbau Verlag, Berlin 2018
639 Seiten – 26,00 EUR