15.10.2018
Olaf Sundermeyer: GAULAND ‒ Die Rache des alten Mannes

Olaf Sundermeyer, Jahrgang 1973, studierte Rechtswissenschaft an der Ruhr-Universität in Bochum und Journalistik an der Universität in Dortmund – beide Studiengänge ohne Abschluss. Er war in Dortmund tätig als Gastwirt, im Tourismus, im Bundestag in Berlin, Radioreporter beim RBB und freier Korrespondent in Warschau. Während seines Aufenthalts auf Kuba studierte er Kommunikationswissenschaft. Nach der Rückkehr begann Sundermeyer bei der Hessischen /Niedersächsischen in Kassel ein Volontariat. Seitdem ist er Journalist, arbeitet von der Frankfurter Allgemeine Zeitung bis zum RBB. Schwerpunkte seiner Arbeit sind Themen der Inneren Sicherheit, das NPD-Verbot bis zu den Pegida-Demos. Im Jahr 2014 wurde Olaf Sundermeyer mit dem «Deutsch-Polnischen Tadeusz-Mazowiecki-Journalistenpreis» ausgezeichnet.

Nun liegt ein weiteres politische Sachbuch von Olaf Sundermeyer mit dem Titel «Gauland» vor. Vom konservativen Gentleman - CDU-Mitglied von 1973 bis 2013 - ist der Weg zur «Alternative für Deutschland», deren rechter Scharfmacher Alexander Gauland als gleichberechtigter Parteisprecher und Ko-Fraktionsvorsitzender er in Personalunion er ist. Mit seinem Buch bringt der Investigationsjournalist Sundermeyer Licht in das Vorleben des AfD-Frontmanns Gauland. Der Autor schreibt: «Als Gauland in das Alter kam, in dem andere ihren Enkel die Nasen putzen, gründete er mit anderen enttäuschten Rentnern eine neue Partei - Die Geschichte vom hessischen Polit-Labor hat Alexander Gauland dann selbst weitergeschrieben, zumindest als Co-Autor. Gemeinsam mit seinem langjährigen Weggefährten Konrad Adam hat er das nächste Kapitel formuliert. Seit 1979 kennen sich die beiden. In dem Jahr, in dem Adam bei der FAZ anfing, saß Gauland schon zwei Jahre lang im Büro des Frankfurter Oberbürgermeisters. Später hat er den Redakteur dann in das Preiskomitee für den Adorno-Preis geholt. Als die Stadt nach Jürgen Habermas den Philosophen Günther Anders auszeichnete.

Der hatte sich für die Anti-Atomkraftbewegung eingesetzt und schien nun, nachdem Jutta Ditfurth und die Grünen über dieses Thema in den Römer eingezogen waren, der richtige Mann für diese Zeit zu sein. So wie Adam es damals für einen Fehler von Kohl gehalten hat, den Schutz von Umwelt und Natur als «eine genuin-konservative Thematik den Linken überlassen» zu haben, hält er es heute «für einen fundamentalen Fehler, dass die AfD diese Thematik nicht auf gegriffen hat». Seit dieser Zeit ist der Kontakt und intensive Austausch zwischen Adam und Gauland nicht abgerissen. In vielen Dingen waren sie einer Meinung. Ihre Verbindung war in der Gründungsphase einer der personellen Eckpfeiler der AfD.»

Hoffnungsvoll machen die letzten Zeilen des Buches: «Dass seine Zeit in der aktiven Politik allmählich abläuft, ist ihm bewusst. Hilmar Hoffmann hatte zum Abschluss unseres Gesprächs gesagt, Gauland sei jetzt in einem Alter, «in dem er nicht mehr lange tänzeln kann. Die Zeit, die ihm bleibt, wird er für sich nutzen und alles dafür tun, die Nummer 1 zu bleiben», vermutete der 15 Jahre Ältere. Bis zu dem Punkt, an dem er merkt, er schafft es nicht mehr.» Hilmar Hoffmann ist am 1. Juni dieses Jahres gestorben. Auf der letzten Seite des Spiegel stand wie eine Botschaft an Gauland im letzten Satz von der Nachricht seines Todes, dass Hoffmann im hohen Alter vor dem Rechtspopulismus gewarnt habe. Was sie einst wohl über Gauland schreiben werden? Sein Vermächtnis scheint ihm egal zu sein: «Es juckt ihn alles nicht», sagt der frühere Freund.»

Ein empfehlenswertes Buch besonders für Jungwähler, damit sie den Rattenfänger von der AfD nicht auf dem Leim gehen.
khw


Olaf Sundermeyer: GAULAND
Die Rache des alten Mannes

176 Seiten - München - 2018 - 14,95 EUR
C. H. BECK PAPERBACK Originalausgabe