15.10.2018
Gerhard Zeillinger: ÜBERLEBEN ‒ Der Gürtel des Walter Fantl

Der Autor Gerhard Zeillinger wurde 1964 in Amstetten/Österreich geboren, ist Historiker, Lektor und Schriftsteller. Bekannt wurde er mit der Studie «Amstetten 1938 - 1945» in der die «Anschlusszeit» (Anschluß Österreich an Deutsche Reich) kritisch aufgearbeitet hat.

Vorangestellt hat der Autor im Buch ÜBERLEBEN: «Als wir nach dem Duschen in die Aufnahmebaracken gebracht wurden, hatte ich nur noch meine Stiefel und meinen Gürtel. Die Stiefel waren schon am nächsten Morgen nicht mehr da. Von meinem Leben davor war mir nur der Gürtel geblieben. An ihn klammerte ich mich wie an einen Talisman. Ich weiß nicht warum, aber ich sagte mir, wenn ich den Gürtel verliere, verliere ich auch mein Leben. Und wenn ich ihn behalte, werde ich am Leben bleiben und wieder aus dieser Hölle herauskommen.»

Es ist die Geschichte von Walter Fantl, als er 14 ist marschiert Hitler in Österreich ein, kommt mit 18 ins KZ Theresienstadt und wird dann zwei Jahre später nach Polen ins KZ Auschwitz deportiert. Am 29. September 1944 geht er ohne Ahnung gemeinsam mit dem Vater über die Rampe von Birkenau. Beide wissen nicht was nun passiert. Bis zum Tag der Befreiung ist der Gürtel für ihn das Lebenssymbol, an das er sich klammert. Im Juli 1945 kehrt Walter Fantl, nun 21 Jahre alt, nach Wien zurück.

Heute ist Walter Fantl einer der noch letzten Zeitzeugen in Österreich, der authentisch, dokumentarisch über sein Schicksaal im Holocaust erzählen kann. Gerhard Zeilinger hat Walter Fantl Geschichte zu einem verdichteten, lesenswerten Protokoll wie Zeitdokument überarbeitet und mit sw-Fotos visualisiert. Eine Österreichische Familiengeschichte die zum Nachdenken zu heute in Österreich wie der Bundesrepublik anregt.
Empfehlenswert
Khw


Gerhard Zeillinger: ÜBERLEBEN
Der Gürtel des Walter Fantl

Verlag Kremayr & Scheriau GmbH., Wien 2018
340 Seiten - zahlreiche sw-Fotos - 22,00 EUR