10.09.2018
Oliver Guez: Das Verschwinden des Josef Mengele - Roman

Der Nationalsozialist Josef Mengele war eine der Schreckensgestalten des letzten Jahrhunderts, seine Taten sollte man nie vergessen. Mengele war Mediziner, Anthropologe und Kriegsverbrecher, wurde am 16. März 1911 in Günsburg/Bayern geboren. Im Jahr 1937 wurde er Doktorand des Erbbiologen und Rassenhygienikers Otmar von Verschuer. Auch Verschuer war im NS-Staat eingebunden, musste als Biologe für das «NS-Gesetzes zur Verhütung erbkranken Nachwuchs» mit seinem Sachverstand beitragen. Ab 1936 Professor, war im Beirat der Forschungsabteilung «Judenfrage» des «Reichsinstituts für Geschichte des Neuen Deutschlands» eigebunden. In Umfeld von Erbbiologie und Rassenkunde promovierte 1938 Mengele mit seiner Sippenuntersuchung. Im Jahr 1940 meldete er sich freiwillig zur Waffen-SS. Nach seinem Fronteinsatz als Truppenarzt bei der 5. SS-Panzer-Division «Wiking» wurde er von Mai 1943 bis 1945 Lagerarzt im Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz. In dieser Funktion unternahm er Selektionen von KZ-Häftlingen vor, überwachte die Vergasung der Opfer und führte menschenverachtende medizinische Experimente an Häftlingen durch. Für seine Zwillingsforschung sammelte er Material, forschte zu Methoden der Unfruchtbarmachung von Menschen, der Transplantation von Knochenmark sowie Therapien für Fleckfieber und Malaria. Mengele verlies unter Mitnahme alle seiner Unterlagen das KZ Ausschwitz am 18. Januar 1945 auf der Flucht vor der Roten Armee, die das Lager wenig später befreite.

Der Autor Oliver Guez, wurde 1974 in Strasbourg/Elsass/Frankreich geboren. Er studierte von 1992 bis 1996 in Strasbourg am Institut für Politik und Wirtschaft «Internationale Beziehungen», setzte seine Studien an der «London School of Economics» und ein Jurafernstudium an der Universität in Lille fort. Als Beobachter der OSZE nahm er an der Wahl in «Bosnien-Herzegowina» teil. Mehre Jahre arbeite er für die französische Wirtschaftszeitung «La Tribune». Seit 2009 lebt Guez in Paris, ist für FAZ und die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung Kulturberichterstatter. Für das Drehbuch «Der Staat gegen Fritz Bauer» bekam er den deutschen Filmpreis.

Zum Buch über Josef Mengele: Obwohl im Juni 1945 in Bayern von der US-Armee interniert, kennt hier keiner Josef Mengeles Geschichte. Kommt ins Kriegsgefangenenlager Schaustein, wo er nicht als KZ-Arzt identifiziert wird. So kann der bestialische Lagerarzt von Auschwitz Josef Mengele 1949 über die „Rattenlinie“ nach Argentinien fliehen. In Buenos Aires trifft er auf ein Nazi-Netzwerk, das ihn unterstützt. In der Diktatur von Juan Perón baut sich der Flüchtling eine neue Existenz auf. In Buenos Aires begegnet er Adolf Eichmann. Das ist eine große Enttäuschung für Mengele, da er von Eichmann erkannt wird. Im Jahr 1960 Adolf Eichmann entdeckt, der Mossad entführt ihn nach Israel. Der Prozess beginnt am 11. April 1961 in Jerusalem und endet am 15. Dezember mit dem Urteil «Tod durch den Strang».

Nun wird nach Mengele vom Mossad, dem Nazi-Jäger Simon Wiesenthal und vom Generalstaatsanwalt Fritz Bauer gesucht. Der Gesuchte rettet sich stets durch neue Verstecke, bekommt von der Familie in Günzburg weiter finanzielle Unterstützung. Erst am 7. Februar 1979 wird seine Leiche am Strand von Bertioga in Brasilien gefunden.

Am 6. Juni 1985 wird Mengels Grab auf dem Friedhof von Embú /Brasilien entdeckt. Am 21. Juni 1985 untersuchen Experten aus Brasilien, Deutschland, USA und Israel die exhumierten Überreste von Josef Mengele und stellen am 21. 21. Juni 1985 fest, das mit wissenschaftlicher Sicherheit das Skelett von Josef Mengele ist.

Wegen seiner unmenschlichen Taten wird Josef Mengele nie angeklagt.

Der empfehlenswerte Roman von Oliver Guez wurde in Frankreich mit dem «Prix Renaudot» ausgezeichnet.
khw


Oliver Guez: Das Verschwinden des Josef Mengele - Roman
Aus dem Französischen von Nicola Denis

Aufbau-Verlag, Berlin 2018
224 Seiten – 20 EUR